Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Mord anhängen. Stell dir vor, die Alte, die Mrs. White, haben sie umgebracht. Und ich soll der letzte gewesen sein, der bei ihr war. Für tausend Dollar hab' ich's ihr gemacht … das hättest du auch. Tausend Dollar! Beim Vögeln leicht verdient …‹«
    »Zur Sache, Piet!« unterbrach ihn Teyendorf ärgerlich. »Habt ihr Kerle nur Weiber im Kopf? Was war weiter?«
    »›Ich schlafe also ein‹, sagt Jim, ›und wie ich aufwache, liegt die Alte tot neben mir. Ich aber weg wie nichts!‹« Piet schielte zu Dabrowski hinüber. »›An Bord ist nun heimlich ein Detektiv‹, sagt Jim, ›und der hat Haare im Bett entdeckt und will mich damit in die Pfanne hauen …‹ Aber Jim ist ein durch und durch gutmütiger Mensch. Und ich sage zu ihm: ›Du, da stimmt was nicht! Wann hast du die Alte denn bestiegen?‹ – ›Vorgestern nacht‹, sagt Jim. – ›Und wann biste eingeschlafen?‹ frage ich. – ›Weiß nicht‹, sagt Jim; ›irgendwann in der Nacht …‹ Und hier haben wir die Lösung, Herr Kapitän: Ich habe, weil ich aus dem Fisherman's Club heraufkam, zufällig gesehen, im Dunkeln in der offenen Tür zum Bügelzimmer stehend, wie jemand blitzschnell aus der Suite von Mrs. White herausflitzte.«
    Dabrowski nahm seine Brille ab. Teyendorf und Riemke starrten Piet wie einen Geist an. »Haben Sie ihn erkannt, Piet?« fragte Teyendorf nach diesem kurzen Schweigen.
    »Ja. Ganz deutlich. Es war dieser komische Elefantendompteur …«
    »Claude Ambert!« Dabrowski wischte sich mit beiden Händen über das Gesicht. »Er ist der einzige Passagier, der in Acapulco das Schiff verlassen hat. Natürlich! Du lieber Himmel, wenn wir Sie nicht als Augenzeugen hätten, Piet! Können Sie das beschwören?«
    »Alles!« Piet sah seinen Kapitän etwas ängstlich an. Er wußte genau, was jetzt folgen würde. Mannschaften außer Dienst haben in den Passagierräumen, wozu auch die Bars, der Saal, das Schwimmbecken und die Liegedecks gehören, nichts zu suchen. Schon gar nicht in Zivil. Er aber war nachts in Zivil im Fisherman's Club gewesen! »Jawohl, Herr Kapitän«, sagte er deshalb schnell, ehe Teyendorf ihn zusammenstauchte, »ich war in Zivil in der Bar.«
    »Diesmal hat es wenigstens etwas eingebracht.« Teyendorf verzichtete darauf, Piet zu verwarnen. Häuften sich nämlich die Verwarnungen, wurde der betroffene Mann auf Containerschiffe versetzt oder in besonders schweren Disziplinarfällen sogar entlassen. So hatte man erst im vorigen Jahr fünf Barstewards fristlos entlassen, weil sie nicht nur falsch gebongt, sondern auch Whisky, Cognac, Wodka und andere Getränke gemixt hatten: zwei Fünftel Markenware und drei Fünftel billige Ware. An der Bar verkauft wurden die gepanschten Getränke aber als teure Markenware. Da die Barmixer die Flaschen im Magazin der Atlantik einkauften, blieb eine beachtliche Differenz für die eigene Tasche übrig. Vor allem, wenn man auch noch falsch oder gar nicht bongte.
    »Claude Ambert!« Dabrowski wiederholte den Namen noch mal. »Er rechnet damit, daß man den Mord nie aufklärt. Wir müssen die Polizei in Acapulco verständigen!«
    »Aber kommen da nicht Probleme mit den mexikanischen Behörden auf uns zu, die wir vermeiden wollten?« gab Riemke zu bedenken.
    Der Kapitän schüttelte den Kopf. »Da wir Mexiko bereits verlassen haben und sich sowohl der vermutliche Mörder als auch sein Opfer nicht mehr auf dem Schiff, sondern in Reichweite der mexikanischen Polizei befinden, ist meiner Meinung nach mit keinerlei Schwierigkeiten zu rechnen – vor allem dann nicht, wenn Ambert die Tat gestehen sollte.«
    Zehn Minuten später flog der Funkspruch hinaus nach Acapulco:
    Claude Ambert, Dompteur, bis zum 14. dieses Monats Passagier auf MS Atlantis, mit zwei Elefanten unterwegs, ist des Mordes an Mrs. Anne White, Passagierin auf MS Atlantis, dringend verdächtig. Erbitten polizeiliche Ermittlungen und weitere Veranlassung. Teyendorf Kapitän.
    In Acapulco las man den Funkspruch mit Verblüffung. Drei Polizeibeamte wollten ohnehin an diesem Abend zur Elefantenpremiere in den Zirkus Mexico Gloria gehen. »Erst nach der Vorstellung!« sagte der Chef der Mordabteilung genüßlich. »Vorher wollen wir noch sehen, was die Elefanten können. Dieser Claude Ambert läuft uns nicht weg.«
    So kam es, daß im Zirkus Mexico Gloria an diesem Abend zehn Polizisten in Zivil saßen, zum Teil mit angeklebten Schnauzbärten, weil der Zirkusdirektor, Señor Adelfanga, in Polizeikreisen recht bekannt war und deshalb

Weitere Kostenlose Bücher