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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Champagner Sprudelwasser … um es mal bildlich zu sagen. Und nun kam de Angeli und goß den Champagner direkt in ihr Blut. »Wir werden einen Weg finden«, sagte sie und gab sich ihm schon in Gedanken hin. »Bald, François. Ich liebe dich doch auch … Wir dürfen nur keinen Skandal entfesseln! Wir dürfen Peter nicht mißtrauisch machen, denn dann ist alles vorbei …«
    Dr. Schwarme sah de Angeli nach, als er Erna wieder am Tisch abgeliefert hatte. Dabei schüttelte er fragend den Kopf. »Ich weiß nicht, was ihr Weiber an diesem Lackaffen gefressen habt! Was er vorweist, das ist doch nur Fassade.«
    »Vielleicht, weil er uns nicht als ›Weiber‹ behandelt, wie du es nennst, sondern als Frauen achtet. Weiber … das ist typisch für dich! Für euch alle! Was sind wir denn für euch? Ein Kleiderständer, den man mit der neuesten Mode behängt. Ein hohler Kopf, den man mit Schmuck belebt. Im Bett eine notwendige Hure, weil es zwischen den Beinen juckt! Aber sonst – eine Null. Nur eine Null! Wir werden hergezeigt, um zu beweisen: Seht, das kann ich mir leisten! Modelle von Lagerfeld und Saint Laurent, Schmuck von Cartier und von Bulgari … und guckt euch ihre Figur an … das alles gehört mir! Dann schwillt euch die Brust, und das ist auch schon alles, was noch bei euch anschwillt.«
    »Ich möchte wirklich wissen, woher du deine ordinäre Ader hast.« Dr. Schwarme sah sich um. Gott sei Dank hatte niemand Ernas Worte gehört, weil die Schlagersängerin Evi Stern ins Mikrofon trällerte. Vor der Band bog sie ihren Körper auf der kleinen Bühne und versuchte, südamerikanische Stimmung zu vermitteln. »Jawohl, ordinär bist du.«
    »Wenn dich meine Worte stören, hör weg!«
    »Ja, es stört mich ungemein.«
    »Welche Wandlung! Vor zwanzig Jahren hast du gesagt: Du sprichst wie eine aus dem Puff, das macht mich ganz verrückt. Und jetzt?!«
    »Himmel noch mal. Jetzt sind wir älter! Vor zwanzig Jahren …«
    »Da konntest du es noch jede Nacht. Zweimal, dreimal …«
    »Wenn du keine anderen Sorgen hast!« sagte Dr. Schwarme pikiert.
    »Vielleicht … vielleicht nicht. Was weißt du denn schon von Frauen!«
    »Aber dieser Lackaffe weiß es?«
    »Mag sein.« Sie wurde vorsichtig. »Ich muß ihn mal fragen.«
    »Wie denn? Monsieur, können Sie's noch zweimal pro Nacht?« Dr. Schwarmes Spott war wie immer beißend. »Mach ihm bloß keine Angst, Erna!«
    Er lachte dröhnend, trank sein Glas Whisky leer und kam sich wieder als Sieger vor, weil Erna schwieg. Du schlappes Ekel, dachte sie, und es war gut, daß er davon nichts ahnte. Ja, ich werde dich betrügen, mit François, jetzt erst recht. Wir werden uns die Seele aus dem Leib vögeln, während du selbstherrlich herumsitzt und dein Pils trinkst. Jetzt hält mich nichts mehr. Oh, welch ein Saustück du doch bist!
    Gleich nach der Vorstellung stand das Ehepaar Schwarme auf und verließ den Saal, obwohl Cruisedirektor Manni Flesch noch einen langen Tanzabend ankündigte.
    »Gehen wir noch in die Atlantis-Bar?« fragte Dr. Schwarme draußen auf der Treppe.
    »Nein. Wenn du willst, geh allein, ich leg mich hin. Ich bin müde.«
    »In den Fisherman's Club?«
    »Auch nicht. Ich will allein sein, also laß mich allein. Im Augenblick kotzt du mich an!«
    »Sauber!« Dr. Schwarme verbeugte sich tief und voller Ironie. »Wenn gnädige Frau ihre Launen verdaut haben, rufe ich mich wieder in Erinnerung. Ich heiße Dr. Peter Schwarme … nur zur Orientierung …«
    »Blödian!« Sie ließ ihn stehen und stieg die Treppe hinauf zum Sonnendeck. Dr. Schwarme blickte ihr nach. Sie ist wirklich noch eine schöne Frau, dachte er, aber sie wird von Monat zu Monat zickiger. Manchmal ist es unerträglich. So wie heute. Es wird das Klimakterium sein. Viele Frauen drehen in den Wechseljahren durch und verändern sich gründlich. Welch weise Natur, daß uns Männern so etwas erspart bleibt! Das mit der Midlife-crisis ist doch alles dummes Geschwätz. Es sind die Frauen, die uns wegtreiben. Nur spricht das keiner ehrlich aus, weil das Geheule, das dann entstände, noch unerträglicher wäre. Was soll's? Gehen wir ein Pilschen trinken, Peter Schwarme!
    Auch Sylvia de Jongh war nervös. Nach der letzten wahnsinnigen Liebesnacht neben dem schlafenden de Jongh benahm sich Hans Fehringer jetzt ziemlich komisch. Er tat so, als sei sie nur eine unverbindliche Bordbekanntschaft, tanzte mit anderen Frauen, nickte ihr höflich zu und übersah sie dann. Als er einmal zur Toilette ging, folgte sie ihm

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