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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sah das ein, verlor die Angst, gab für den Pastor eine Flasche Chablis aus und tanzte beim Folkloreabend zum erstenmal im Sieben-Meere-Saal. Dabei lernte er die Stewardeß Marianne kennen, ein fröhliches Mädchen aus Köln, zweiundzwanzig Jahre alt und mit gelockten rotblonden Haaren. Sie bediente seinen Tisch, er blinzelte ihr zu, und da Oliver Brandes ein gutaussehender Mann war, blinzelte sie zurück. Ein unverbindlicher Flirt … aber Brandes traf es mitten ins Herz. Sein Problem war nur, wie er Marianne näher kennenlernen konnte. Wenn ihr Dienst im Restaurant beendet war, verschwand sie in ihrer Kabine im B-Deck, und hier durfte kein Passagier hinein. ›Nur für Mannschaft‹ stand an den Flurtüren zum verbotenen Trakt. Ab und zu bediente Marianne nach dem Dinner auch noch in einer der Bars oder eben im Sieben-Meere-Saal und hatte überhaupt keine Zeit. Nur zwischen Mittag- und Abendessen lag sie oft auf dem Mannschaftsdeck in der Sonne, in einem knappen Bikini. Man konnte sie vom Oberdeck aus greifbar nahe sehen, aber kam doch nicht an sie heran. Vom Oberdeck zum Mannschaftsdeck gab es keine Treppe. So mancher ältere Herr stand versonnen an der Reling und blickte hinunter auf den schönen Mädchenkörper, fühlte sich ungemein jugendlich und mußte doch kapitulieren. Marianne aus Köln blieb ein Wunschtraum.
    François de Angeli war an diesem Abend der südamerikanischen Rhythmen in seinem Element. Über die Witze von Holletitz lachte er pflichtgemäß, zeigte dabei allen sein blendendes Gebiß – ein Hoch auf seinen Zahnarzt! – und stürzte sich bei den Tanzeinlagen für Passagiere auf die schönsten Frauen im Saal. Die meisten Ehemänner waren so verblüfft, daß sie zunächst nickend ihre Zustimmung gaben.
    »Sie sind eine wundervolle Frau«, flüsterte de Angeli jeder ins Ohr, wenn er sie beim Tanz an sich zog. »Warum verstecken Sie Ihr aufschäumendes Temperament? Weil Ihr Mann zusieht? Haben Sie Angst, er könnte etwas sagen? Weiß Ihr Mann überhaupt, welch ein Juwel er da geheiratet hat? Hat er jemals Ihre innere Glut begriffen?«
    Es gab keine Frau, die ihren besonderen Wert bezweifelte, sobald de Angeli sie umfangen hielt. Später, wieder am Tisch zurück bei dem knurrigen Ehemann, sahen sie mit leuchtenden Augen zu François hinüber. Ja, er hatte ja so recht: Der Stiesel an ihrer Seite, nun über zwei Jahrzehnte ihr Ehemann, hatte nie die Ausstrahlung gehabt, nach der sie sich sehnten. Hatte man da etwas vom Leben verpaßt, das man hier nachholen konnte?
    Auch Erna Schwarme wurde von François zum Tanz geholt, und er preßte sie im Gewimmel auf der Tanzfläche an sich. »Wann sehen wir uns?« flüsterte er ihr zu. »Allein? Ganz allein?! Ich muß dich endlich fühlen! Ich kann schon nicht mehr schlafen … ich denke nur an dich, an deinen Körper, an deine Wärme …«
    »Bist du verrückt?!« Erna Schwarme zischte ihn an und warf einen Blick auf ihren Mann. »Er ist zwar gutmütig, aber kein Idiot! Wenn er etwas merkt …«
    »Ich muß dich sehen, Erna!«
    »Wir haben noch soviel Tage vor uns.«
    »Jeder Tag ohne dich ist ein verlorener Tag!« Es war ein abgedroschener, schmalziger Satz, aber er wirkte merkwürdigerweise immer noch. »Dieses Warten ist grausam, Erna. Meine Liebe ist schon Wahnsinn.«
    »Mein Gott! Beherrsch dich doch, François! Mein Mann beobachtet uns!« Sie zog sich aus seinen Armen etwas zurück und tanzte mit steifem Kreuz. Doch diese Haltung ließ die Wölbung ihres Busens nur noch deutlicher werden. De Angeli sah das sofort.
    »Ich möchte jetzt in deine Brüste beißen!« flüsterte er ihr mit heißer Stimme zu. »Wie ein Vampir! Oh, wäre das ein Augenblick …«
    Erna Schwarme fühlte, wie eine Hitzewelle nach der anderen ihren Körper durchzog. So hatte noch niemand zu ihr gesprochen, so völlig hemmungslos, so jeden Widerstand zerstörend. »Ich lass' dich stehen, wenn du weiter so redest«, flüsterte sie zurück. Ihr Atem flog, das Blut durchströmte sie wie heiße Wogen. Nie hatte Peter so zu ihr gesprochen, nie, in all den Jahren nicht – auch nicht früher, als er noch jung war und noch keine so große Praxis hatte, die ihm kaum Zeit für ein Privatleben ließ. Und noch keine Gicht, die ihn überfiel, wenn er Spargel aß oder Spinat oder gebratene Leber. Von einem Teller Linsensuppe schon hatte er jetzt einen dicken, gläsernen Zeh und knirschte vor Schmerzen mit den Zähnen. Nein, Peter hatte sich nie von großer Leidenschaft hinreißen lassen. Statt

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