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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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bist du wert …«
    Sie riß die Kabinentür auf, schlüpfte hinaus und warf sie hinter sich zu. Dr. Schwarme stand wie erstarrt. Er stand noch so da, als sie wieder die Tür aufriß, ihm den Brief vor die Füße warf und dann endgültig weglief. Nach einer Weile schüttelte er sich wie ein Hund, der aus dem Wasser kommt, ging mit schweren Beinen zum Telefon und wählte die Kabinennummer 136. Ewald Dabrowski meldete sich sofort, als habe er neben dem Apparat gesessen.
    »Hier Schwarme, Kabine 018. Herr Dabrowski, bitte kommen Sie zu mir. Der Schmuck meiner Frau ist wieder da.«
    »Das ist doch nicht möglich …« Man hörte, wie erstaunt Dabrowski war.
    »Doch!« Dr. Schwarme setzte sich auf das Bett. »Der Schmuck ist wieder da … aber ich habe meine Frau verloren …« Und dann, mit leiser, etwas kläglicher Stimme: »Bitte kommen Sie!«

8.
    Man muß schon ein total abgebrühter Bursche sein, wenn man die impertinente Frechheit eines Paolo Carducci ohne Ärger verkraften kann. Trotz aller beruflicher Erfahrung war Ewald Dabrowski doch noch ein Mensch, der sich aufregen konnte. Als er den Schmuck von Erna Schwarme so wohlsortiert auf dem Bett liegen sah, stieß er die geballten Fäuste zusammen und rief laut: »Das ist ja wohl der Gipfel!«
    Hoteldirektor Riemke und Obersteward Pfannenstiel, die Dabrowski – schon, um immer einen oder zwei Zeugen bei sich zu haben – alarmiert hatte, sahen den Schmuck an, als sei er eine tickende Bombe. Und so etwas Ähnliches war er jetzt auch.
    Wortlos gab Dr. Schwarme den Brief aus den ausgeschnittenen Buchstaben an Dabrowski. Der las ihn schnell, gab ihn an Riemke weiter und beugte sich über den Schmuck, ohne ihn zu berühren.
    »Es stimmt!« sagte er, als er sich wieder aufrichtete.
    »Was stimmt?« Dr. Schwarmes Stimme war einen Ton höher als normal.
    »Der Schmuck ist minderwertig. Es würde Carduccis Würde als internationaler Juwelendieb beleidigen, wenn er so etwas behielte.«
    »Das ist unerhört!« Dr. Schwarme setzte sich auf die Bank am Fenster. »Wie wollen Sie das mit bloßem Auge feststellen?«
    »Dazu brauche ich keine Lupe. Ich nehme an, daß Carducci in der Eile nicht erkannte, was er da mitnahm. Erst hinterher hat er sich – wie man so sagt – ein Loch in den Bauch gebissen.«
    »So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Der Schmuck ist doch echt!«
    »Das schon. Aber …« Dabrowski winkte ab. »Lassen wir die Expertengespräche. Sie können Wein für drei Mark fünfzig die Flasche kaufen, aber auch für vierhundertfünfzig. Beides ist echter Wein, und doch liegen Welten dazwischen. Um wieviel mehr ist das bei Brillanten und Edelsteinen der Fall! Woher haben Sie den Schmuck?«
    Dr. Schwarme druckste herum, schließlich sagte er: »Es war eine Okkasion. Von einem Mann, der mein Mandant war.«
    »Teuer?«
    »Das muß man relativ sehen.«
    »Eine typische Juristenantwort! Wie dem auch sei: Man hat Sie beschissen, Dr. Schwarme.« Dabrowski nahm den Brief wieder an sich, den ihm Pfannenstiel reichte. »Und nun ist Dampf in der Küche, was? Ihre Frau ist empört! Wo befindet sie sich denn jetzt?«
    »Ich weiß es nicht.« Dr. Schwarme schämte sich zu sagen, sie sei bei de Angeli und liege vielleicht sogar mit ihm im Bett. Zu seiner großen Überraschung schmerzte ihn das sehr, er spürte es auf einmal deutlich: Die Eifersucht quälte ihn. Sie ist noch immer meine Frau, dachte er, und es ist mir durchaus nicht gleichgültig, mit wem sie jetzt vögelt! Ich werde diesem gelackten Francois bei nächster Gelegenheit in die Fresse schlagen. Jawohl, das werde ich. Auf Deck, vor allen anderen Passagieren! Es ist zwar schon dreißig Jahre her, aber schließlich war ich als Student eine Zeitlang Universitätsmeister im Leichtgewichtsboxen. Ich weiß noch, wie man Leberhaken setzt und auf die Kinnspitze zielt. De Angeli wird umfallen wie ein Baum. Dieser Gedanke stimmte ihn etwas milder. Er lächelte sogar.
    »Ich nehme an, sie hockt auf einem Barschemel und trinkt Sekt, das beruhigt sie«, sagte er. »Und wenn sie dann genug hat, kommt sie zurück und zieht ein Theater ab. Da hilft nur, sich im Bett rumzudrehen und zu schlafen.« Er belog sich damit selbst, aber es war gut, sich mit dieser Lüge zu umgeben wie mit einem Panzer.
    Dabrowski ging in der Kabine hin und her, verfolgt von den Blicken Riemkes und Pfannenstiels. Dr. Schwarme starrte in die Tischlampe. »Diese Rückgabe ist ein Signal«, sagte Dabrowski sinnend. »Er verspottet uns nicht nur, sondern

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