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Pronto 1318

Pronto 1318

Titel: Pronto 1318 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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ein zerknittert wirkendes Grinsen, das im Einklang zur betont schlaffen und unkorrekten Haltung auf eine gewisse Sonderstellung seiner Person hinwies. Er stand ebenfalls im Rang eines Captains, nur trug er weitaus mehr Auszeichnungen als Blinds.
    Prontos Nervosität verschwand, als er Blinds erblassendes Gesicht bemerkte. Der drohende Blick wäre nicht erforderlich gewesen, da er längst den Gedankeninhalt des kleinen Burschen erkannt hatte. Er wußte auch dessen Namen, da er in der Vorstellungskraft der plötzlich ruhig gewordenen Offiziere vorherrschte. Er fühlte, daß eine Entscheidung nahte, die Blinds an den Rand seiner Fassung brachte.
    Die Redeweise des kleinen Captains war betont lässig und schnoddrig.
    „Hallo, Sie sind Prontos, ja? Fein, Juner Petsch ist mein Name. Setzen Sie sich doch. Einen Kamaluk?“
    Der Bedienungsroboter reagierte auf den Wink mit der unfehlbaren Sicherheit einer Maschine.
    „Ein höllisches Zeug, aber es macht Laune“, meinte Petsch. „Mensch, da hauen Sie doch endlich Ihre langen Knochen in den Sessel. Wofür ist das Ding wohl da?“
    Pronto zuckte zusammen, und Blinds schien sich bei dem Wort Mensch offensichtlich zu erholen. Breit lachte er:
    „Gut, Kleiner, das ist der berühmte Mückentrick. Die Mücke bist du, und Petsch ist das Netz, klar? Er will dich fangen, und ich armer Sünder soll auf einen glänzenden Kanonenschützen verzichten. Der will natürlich nur seine Lebensversicherung erhöhen, versteht sich.“
    Captain Petsch grinste ungerührt.
    „Habt ihr das gehört, Brüder? Die von der Rigel-Flotte scheinen sogar Verstand zu haben. Wie er das merkt!“
    Brausendes Gelächter ergoß sich über Blinds, und Prontos gestand sich zutiefst verwirrt, daß ihm die Sache jählings Spaß machte.
    Seine steife Haltung verlor sich, und er schlug das linke Bein über das andere.
    „Werden Sie vernünftig, Prontos, und steigen Sie bei mir ein. Ich suche einen Schützen mit Ihren Augen. Sie haben noch nicht mal weiße Strähnen. Wie kommt das?“
    „Meine Familie ist auf ganz Terra berüchtigt für die harten Schädel. Außerdem habe ich kurz vor dem Abflug zum Rufus meinen 28. Ehevertrag unterzeichnet, wonach die kümmerlichen Reste meiner Nerven in den Hyperraum entwichen sind“, erklärte Pronto in erschütternder Sachlichkeit.
    Blinds hustete mit trockenen Lippen, und der kleine Captain überschlug sich bald.
    „Mann, Sie müssen hierbleiben. Ich habe ein wichtiges Unternehmen vor, und außerdem garantiere ich Ihnen, daß Sie nach zwei Durchbrüchen Captain sind. Ich biete Ihnen von meinen Gefahrenzulagen 50 Prozent. Wie ist es? Ich habe ein neues Boot mit guten Bios. Die sind vom Otler-Typ, und es ist nicht zu erwarten, daß sie versagen. Prontos – wie lange wollen Sie leben? In drei Tagen Terra-Zeit sind wir ein Team. Wir haben übrigens unter uns gelost, wer Sie bekommen soll. Ich habe gewonnen, weil ich gemogelt habe. Das lernen die Brüder nie. Kennen Sie den Trick mit der unsichtbaren Blase?“
    Es dauerte eine Stunde. In dieser Zeit erhöhte Petsch seine Angebote bis zur weinerlichen Androhung seines sofortigen Selbstmordes.
    Pronto blieb hart. Ein enttäuschter Kommandant entließ sie, und ein Kettenfahrzeug brachte sie zu dem wartenden Kurierkreuzer der Rigel-Flotte hinüber. Er lag nur wenige hundert Meter abseits.
    Petsch verabschiedete sich achselzuckend.
    Pronto fühlte die tiefsitzende Verzweiflung des Mannes. Er wußte, daß sein Leben nur noch von beschränkter Dauer war. Sie wußten es alle, und das begann ihn zu bedrücken.
    Als sie im Wagen saßen, sagte er bedächtig:
    „Blinds, mit diesem Petsch hätte ich mich vielleicht verstehen können. Willst du mal für eine Sekunde vernünftig bleiben?“
    „Ach!“
    Der Captain zwinkerte mit den Augen. Er schien überrascht zu sein.
    „Der Affe spricht von Vernunft, wie? Verrückt geworden?“
    „Ihr seid es seit 43 Jahren. Warum habt ihr euch nie um den Frieden bemüht? Mehr als 18 Milliarden Männer sind gefallen. Viele Planeten sind vernichtet worden. Siehe das Beispiel von Rufus.“
    „Was kümmert dich das, Bio?“ gab Blinds zurück.
    „Ich tue es auch, ich bin kein Mensch und will keiner sein. Ich sehe aber überall die Angst vor dem gewaltsamen Ende. Das ist es, was ich nicht mag, denn wir standen Monate unter dem gleichen Druck.“
    „Wirklich?“ höhnte Blinds. „Bio, fummele mir nicht im Gehirn herum. Ich fühle, daß du es wieder versuchst. Es zieht etwas.“
    „Gut, daß du es

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