Pronto 1318

Titel: Pronto 1318 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer

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Auge hätte beglücken können. Pronto fühlte dennoch seine Vorstellungswelt einstürzen. Die hypnotische Schulung erwies sich wenigstens in dieser Hinsicht als unvollständig. Alles hatten ihm komplizierte Maschinen unvergeßlich beibringen können, nur nicht die selbstverständliche Akzeptierung einer natürlichen Umwelt, die er niemals zuvor gesehen hatte.
    Er fühlte sich schwach und hilflos, er hätte nach Lastro Vagen schreien und ihm mitteilen mögen, daß er in der Tat nicht mehr als ein zu rasch gewachsener Säugling war.
    Er war nahe daran, an sich selbst zu zerbrechen und innerlich die Worte anzuerkennen, die er Stunden zuvor noch als Beleidigung angesehen hatte. Er war dabei, die Begriffe Affe und Halbtier zu identifizieren und die daraus folgenden Erkenntnisse mit seiner individuellen Persönlichkeit zu verbinden.
    Seine Beherrschung kehrte zurück, als er Blinds funkelnde Augen bemerkte.
    „Eine – eine verdammte Welt, Blinds! Ich habe weitaus bessere gesehen, eh? Hier war einmal ein Gebirge mit grünenden Pflanzen. Ich freue mich auf den Einsatz, eh?“
    Der Fahrer nickte bestätigend, obwohl er keinen Ton sagte. Blinds zeigte verkniffene Lippen, und seine verstörte Haltung zeugte von seiner maßlosen Überraschung.
    Schließlich meinte er gepreßt:
    „Du wirst bald die Sterne sehen. Warte ab, Bi… – ich meine – Kleiner. Warte ab! Sie sind so schön und so gefährlich, daß man alleine bei dem Anblick verrückt werden kann. He, Fahrer, sind schon neue Nachrichten von der Rigel-Flotte durchgekommen?“
    Die Worte kamen dumpf unter Maske und Schutzhaube hervor. Sie waren gerade noch verständlich.
    „Nicht viel, Sir. Die alte Sache. Tschan Warcol steht in schweren Abwehrschlachten, aber das Quadrat hat er bis jetzt gehalten. Die Unbe’s greifen ununterbrochen an.“
    Pronto forschte sofort im Bewußtsein des Mannes. Das war ein Sonderausdruck gewesen, den er unbedingt beherrschen mußte. O ja – Unbe’s, Abkürzung für Unbekannte.
    Blinds biß sich auf die Lippen, als er die schweißüberströmte Stirn des Bios hinter dessen strahlungssicherer Klarsichtscheibe sah.
    Vor ihnen wuchtete der Riesenleib eines Schlachtschiffes in den wolkenverhangenen Gammahimmel.
    An Bord des Raumriesen wurden sie unter den Absorberduschen gereinigt. Peinliche Untersuchungen folgten, und diesmal begann auch Blinds unruhig zu werden. Es gelang Pronto nur mit Mühe, das verräterische Brandmal zu verbergen.
    Als sie als sauber befunden worden waren, wurden sie vom Kommandanten des Schlachtschiffes in die Offiziersmesse gebeten. Erstmals in seinem kurzen Leben lernte Pronto die disziplinierte Atmosphäre des Dienstbetriebes kennen. Er erschauerte innerlich, wenn er von „Menschen“ in untergeordneten Positionen respektvoll gegrüßt wurde.
    Pronto grüßte zu rasch, zu konzentriert zurück, was ihm nach wenigen Minuten die ersten verwunderten Blicke eintrug.
    Er war schon erschöpft, als sie dem Gravi-Lift entstiegen und zur Offiziersmesse gelangten.
    Blinds stellte kurz vor. Er war der Kanonenschütze Prontos, geboren auf Terra, ausgebildet auf Rufus. So sagten es die Legitimationen, die er schon vor Tagen erhalten hatte. Ein Bio war zu einer Persönlichkeit geworden, nur fühlte er sich nicht als solche.
    Er begrüßte den Kommandanten in übermäßig straffer Haltung. Er fühlte sich getestet, kurz beobachtet, und schon war das Urteil der anwesenden Offiziere fertig.
    Er erfaßte die Bewußtseinsinhalte, die ihn in einen Abgrund der Verlegenheit stürzten. Sie bewunderten seine herkulische Figur, den kalten Blick der Augen und das harte Kinn des sogenannten Supermenschen. Sie hielten ihn auf Grund ihrer Erfahrungen für einen kühldenkenden Schützen, den so schnell nichts erschüttern konnte.
    Der Kommandant bedankte sich für die hervorragende Mitarbeit bei der Bergung der Depotgüter und entschuldigte sich dann mit dienstlichen Obliegenheiten.
    Als er ging, rief ihm Blinds nervös nach:
    „Ich bitte um Entschuldigung, Sir, aber ich habe den Befehl erhalten, sofort zur Rigel-Flotte zurückzukehren. Könnten Sie mich über den Liegeort unseres Kurierkreuzers informieren?“
    Der grauhaarige Mann drehte sich langsam um.
    „Natürlich, Captain, natürlich. In einer Stunde, nicht wahr? Sie werden uns doch nicht so schnell verlassen wollen, nachdem Sie so lange eingesperrt waren.“
    Pronto tastete instinktiv zur Waffe, als er den kleinen, schmächtig wirkenden Offizier auf sich zusteuern sah. Der Mann zeigte