Pronto 1318
geworden, wenigstens aber im geheimen Zuchtlabor P-132.
„Hallo, 1318, hörst du mich nicht? Es ist wichtig.“
Kein Laut unterbrach die Stille. Nur weit entfernt summte eine Maschine im monotonen Gleichmaß.
„Doch, ich höre, 2412. Warum rufst du? Treibe es nicht zu arg. Dieser Relatski hat mich heute gefragt, ob wir etwa telepathische Gaben entwickelt hätten.“
„Wie?“ kam der erschreckte Bewußtseinsimpuls. „Wie kommt er auf diese Idee?“
„Jemand von uns war unvorsichtig. Ich glaube, es war 4008. Ich las den Gedankeninhalt des Chefbiologen.“
„Und?“
Pronto fühlte, daß noch andere Männer seiner Art erwacht waren. Sie schalteten sich in das telepathische Gespräch ein, was er deutlich zu spüren vermochte. Sie riefen jedoch nicht dazwischen.
„Er will Spezialisten kommen lassen.“
„Hat er dich verbrannt?“ fragte 2412 an.
„Nein, das war der FS-Mann mit dem dicken, roten Gesicht. Ich sollte sein Pistolenkoppel putzen, und als ich mich weigerte, schoß er mit der Hitzewaffe.“
Wieder kam das Raunen der anderen.
„Hast du Schmerzen?“
„Nicht viel, mein Körper beginnt schon mit der Regeneration. Das ist auch etwas, worauf wir aufpassen müssen. Wenn die ahnen, daß selbst schwere Wunden in kürzester Zeit verheilen, gibt es Schwierigkeiten. Schluß jetzt, Freunde! Warum hast du mich mit deinen Rufen geweckt, 2412? Was gibt es?“
„Ich habe die Wächter belauscht. Sie wollen heute, noch in dieser Nacht, eine Kontrolle machen. Ich befürchte, daß sie deine schon halbverheilten Brandwunden entdecken. Was wirst du tun?“
Pronto erschrak. Also das war es!
„Laß sie kommen! Ich werde das neue Gewebe mit den Fingernägeln aufreißen. Sie erkennen das nicht, es sei denn, sie haben einen Arzt dabei.“
Es wurde still in dem langen Käfiggang. Für normale Menschen war es ohnehin still gewesen. Nur die Gehirne der Bios vom Prontotyp hatten den Lärm vernommen.
Pronto 1318 dachte daran, wie sorgfältig und überlegend Professor Relatski gefragt hatte. Der Mann ahnte bestimmt etwas, und das konnte sich zur Katastrophe auswirken.
Prontos tastendes Bewußtsein fing plötzlich die unklaren Hirnimpulse einiger Leute auf.
Er zögerte eine Sekunde, ehe er seine Fingernägel in die rasch verheilenden Brandwunden senkte. Er warf sich hoch im zuckenden Schmerz, als er die Rechte immer wieder durch das aufbrechende Gewebe zog.
Dumpf stöhnend fiel er auf seine Pritsche zurück. Nur verwaschen empfing er die besorgten Gedanken der anderen. Sie fühlten, daß er leiden mußte.
„Vorsicht!“ kam es stärker von 2412 durch. „Eben stehen sie vor dem Strahlschirm und schalten ihn ab. Sie führen ein Funkgespräch mit den Wachen im Käfiggang. Da sind aber noch andere Leute dabei. Fremde Wellen, die ich noch nie vernommen habe.“
Pronto konnte die Impulse der fremden Gehirne jetzt besser vernehmen. Professor Relatski war dabei, das stand fest. Die Schwingungen dieses Mannes kannte er schon zu genau.
Weit vorn, jenseits der weiten Gangbiegung, summte eine Maschine auf. Ein rasselndes Geräusch folgte, und gleich darauf kamen die ersten akustischen Laute durch die Stille.
„Vorsicht, ich sehe Relatski!“ kam die Alarmmeldung von 2412. „Beim allmächtigen Schöpfer, der auch uns Zuchtprontos das Leben gab, was soll das bedeuten? Warum kommen sie jetzt, mitten in der Nacht? Freund, ich habe Angst!“
Das verhaltene Wispern von fast fünftausend telepathischen Gehirnen lag über dem gewaltigen Gebäudekomplex. Nein, eigentlich war es keiner, denn das geheime Zuchtlabor befand sich tief unter dem felsigen Boden des Planeten. Pronto hatte längst erfahren, daß die Urheimat der Menschen, die Erde, 10,9 Lichtjahre entfernt war. Sie befanden sich auf „Rufus“, dem einzigen Planeten der Sonne Tau-Ceti. Es war ein G-Stern, dessen Licht und Wärme auf Rufus annehmbare Lebensbedingungen geschaffen hatte. Dazu gehörte der Himmelskörper zum inneren Abwehrbereich der Terra-Flotte, wonach die Befehlsgewalt auf Rufus direkt vom Oberkommando auf Terra ausgeübt wurde.
Sekunden später begannen die Glocken auf den langen Gängen zu schrillen. Es war ein Signal, das nicht nur sofortige Aufmerksamkeit, sondern auch unterwürfige Disziplin verlangte.
Pronto sah, daß die drei Gefährten in der Nebenzelle zusammenfuhren und dann schläfrige Geschäftigkeit vortäuschten. Jenseits der Gittertüren hingen die Breitwinkel-Fernsehkameras.
Pronto hoffte inbrünstig, daß sein schmerzhaftes
Weitere Kostenlose Bücher