Propaganda
heißt die Staatsuniversität gedeiht umso besser, je besser sie sich gegenüber der Öffentlichkeit verkaufen kann.
Daher ist die staatliche Universität in einer ungünstigen Position – es sei denn, ihr Präsident ist zufällig ein begnadeter Propagandist und als solcher in der Lage, Bildungsfragen adäquat zu dramatisieren. Wenn das der Fall ist und die Universität ihre ganze Politik darauf ausrichtet, sich der Unterstützung der Bewohner des Staates zu versichern, kann aber möglicherweise der Bildungsauftrag selber darunter leiden. Die Universität könnte versucht sein, ihre Aktivitäten ganz auf die Außendarstellung zu konzentrieren, indem sie nur noch ihren tatsächlichen oder vordergründigen Nutzen für die Gesellschaft betont – und darüber die Ausbildung der Studenten vernachlässigt. Die Information der Öffentlichkeit könnte plötzlich eine größere Rolle spielen als die Ausbildung ihrer Studenten, in letzter Konsequenz mit der üblen Folge, dass die Universität zum Instrument in den Händen der gerade herrschenden politischen Gruppierung verkäme. Und wenn der Universitätspräsident sowohl die Öffentlichkeit als auch die Politiker dominiert, kann die Situation entstehen, dass seine Persönlichkeit plötzlich mehr Gewicht hat als seine eigentliche Funktion.
Privat finanzierte Schulen und Universitäten befinden sich in einer ähnlich verzwickten Lage. Üblicherweise sind sie auf die Unterstützung von Schlüsselpersonen aus der Wirtschaft angewiesen, deren gesellschaftliche und wirtschaftliche Ziele konkret und genau eingegrenzt sind, und die von den Zielen einer unabhängigen Forschung und Lehre abweichen können. Vom erfolgreichen Geschäftsmann ist oft die Kritik zu hören, dass die großen Universitäten zu akademisch, und nur selten, dass sie zu praktisch seien. Dass die Industriekapitäne, die unsere Universitäten finanziell fördern, es gern sähen, wenn diese sich auf angewandte Wissenschaften, vertriebsorientierte Themen und Fragen der Effizienzsteigerung in der Industrie konzentrieren würden, ist leicht nachvollziehbar. In manchen Fällen stellen die potenziellen Finanziers unserer Universitäten vielleicht sogar Forderungen an diese Institutionen, die den Interessen der Lehre und unserer Kultur im allgemeinen zuwiderlaufen.
Und so haben wir hier den außergewöhnlichen Fall, dass die Colleges sich mithilfe von Propaganda Sponsoren suchen müssen, deren Vorstellungen und Ziele den ihren nicht unbedingt entsprechen. Menschen, die nach amerikanischen Maßstäben gescheitert oder nur sehr mäßig erfolgreich sind, nämlich die Pädagogen, müssen überdurchschnittlich erfolgreiche Menschen, nämlich Unternehmer, davon überzeugen, dass sie ihr Geld Idealen spenden sollen, mit denen sie eigentlich nichts anfangen können. Menschen, die aus ihrem Unterlegenheitsgefühl heraus Geld verachten, müssen das Wohlwollen von Männern gewinnen, die Geld lieben.
Die Zukunft des privat finanzierten Colleges wird möglicherweise abhängen vom Ausbalancieren dieser beiden Kräfte, bei dem sowohl das akademische Element als auch die Interessen der Finanziers berücksichtigt werden.
Die Colleges sind dafür auf die Unterstützung der Öffentlichkeit angewiesen. Wenn der potenzielle Spender sich nicht rührt, muss die Begeisterung der Öffentlichkeit ihn überzeugen. Wenn er versucht, die Arbeit der Schule in inakzeptabler Weise zu beeinflussen, muss öffentlicher Druck dafür sorgen, dass das College weiterhin seine eigentliche Funktion erfüllen kann. Wenn einer der beiden Faktoren zu stark dominiert, sind Demagogie oder Snobismus das Ergebnis, jeweils mit dem Ziel, nur eine der beiden Interessengruppen zufriedenzustellen.
Aber es ist noch eine weitere mögliche Lösung für das Problem denkbar: Eine Propaganda für Bildung, die darauf abzielt, bei den Amerikanern mehr Bewusstsein für die gesellschaftliche Rolle der Bildung zu schaffen, könnte auch bei den Unternehmern soziales Bewusstsein wecken und in der Folge mehr solche Persönlichkeiten hervorbringen wie Julius Rosenwald, V. Everitt Macy, John D. Rockefeller, Jr., oder den verstorbenen Willard Straight.
Viele Colleges haben bereits intelligente Propaganda entwickelt, um einen aktiven und kontinuierlichen Kontakt zur Öffentlichkeit aufzubauen. Sie nutzen die dafür neu gegründeten Nachrichtenbüros der Colleges, die untereinander vernetzt sind und deren Vertreter sich einmal jährlich treffen, um gemeinsame Probleme zu diskutieren:
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