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Propaganda

Propaganda

Titel: Propaganda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Bernays
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Presseattaches anheuern, genauso wie Eisenbahngesellschaften, Bruderschaften, Filmproduzenten und politische Parteien. Es bleibt dennoch eine Tatsache, dass fast alle Colleges und Universitäten in Amerika heute – mit dem Einverständnis ihres Aufsichtsrats und der Fakultäten – Pressestellen mit einem Leiter und Mitarbeitern betreiben, um gute Beziehungen zur Presse und über die Presse zur Öffentlichkeit herzustellen.
    Dabei handelt es sich um einen scharfen Bruch mit der Tradition. In den älteren Forschungsinstitutionen stellt es eine noch ganz frische Innovation dar. Sie verletzt ein Glaubensaxiom der alten akademischen Gesellschaften, denn der Rückzug vom öffentlichen Leben in fast klösterliche Abgeschiedenheit galt als erste und vornehmste Voraussetzung für Wissenschaftlichkeit. Ein College war stets darauf bedacht, den Abstand zur Außenwelt zu wahren. Gegen Versuche der äußeren Einflussnahme haben sich die Bildungseinrichtungen immer gewehrt. Das höchste der Gefühle war, den Journalisten am Tag der offenen Tür widerwillig und misstrauisch Zugang zu gewähren. Wenn dagegen heute ein Journalist ein Interview mit einem Harvard-Professor zu führen wünscht, muss er bloß den Leiter der Informationsabteilung der Universität anrufen. Offiziell schreckt man in Harvard noch immer vor dem Titel »Publicity-Direktor« zurück. In Wahrheit ist der Mann mit dem langen Titel aber genau das. Er hat heute eine wichtige Funktion für Harvard übernommen.
    Dass sich der Präsident einer Universität damit auseinandersetzt, wie sich seine Einrichtung der Öffentlichkeit darstellt, könnte für viele eine neuartige Idee sein. Und doch ist genau das Teil seiner Aufgabe: Er hat dafür zu sorgen, dass die Universität in der Gesellschaft und damit auch in ihrer Vorstellungswelt die ihr zustehende Rolle einnimmt – und in finanzieller wie wissenschaftlicher Hinsicht die gewünschten Ergebnisse erzielt.
    Gibt seine Institution vor der Öffentlichkeit nicht das gewünschte und angemessene Bild ab, dann läuft etwas verkehrt: Entweder die Kommunikationsmittel sind die falschen oder schlecht aufeinander abgestimmt, oder an der Institution selbst stimmt etwas nicht. Wenn bei der Öffentlichkeit ein schiefes Bild der Universität entsteht, dann muss die Darstellung verbessert werden. Sollte das Bild, das die Öffentlichkeit bekommt, jedoch der Realität entsprechen , ist möglichst etwas an der Arbeit der Universität selbst zu ändern. Beide Varianten fallen in den Arbeitsbereich des PR-Beraters.
    Die Columbia Universität hat kürzlich eine »Casa Italiana« gegründet und in Anwesenheit von Vertretern der italienischen Regierung feierlich eröffnet, zur Betonung des hohen Ranges der Latein-Studien und der romanischen Sprachen an der Universität. Ähnlich wurde in Harvard vor Jahren das Germanische Museum gegründet und feierlich vom preußischen Prinzen Heinrich eingeweiht.
    Viele Colleges veranstalten weiterführende Kurse, über die ihre Arbeit der breiten Öffentlichkeit nahe gebracht werden soll. Es ist natürlich sinnvoll, so etwas anzubieten. Aber wenn sie aus Sicht der PR schlecht geplant sein sollten, zu wissenschaftlich und abgehoben vielleicht, dann kann ihr Effekt sich auch ins Gegenteil verkehren. In dem Fall wäre es nicht die Aufgabe des PR-Beraters, die Kurse bekannter zu machen, sondern darauf zu drängen, dass sie vor allem abgeändert werden; nämlich derart, dass sie auch tatsächlich das gewünschte Bild des Colleges in der Öffentlichkeit zu erzeugen vermögen, soweit dies mit den wissenschaftlichen Zielen der Schule vereinbar ist.
    Wenn die Meinung vorherrscht, dass 80 Prozent der Arbeit einer bestimmten Institution der Forschung gewidmet ist, könnte dies öffentliches Interesse eher abschrecken. Die Wahrnehmung kann zutreffen oder ein Irrtum sein. Ist sie falsch, sollte sie durch aufmerksamkeitsstarke Aktivitäten im Bereich der Lehre korrigiert werden. Trifft es jedoch zu, dass 80 Prozent der Arbeit auf die Forschung entfallen, dann sollte aus dieser Tatsache das Beste gemacht werden. Der Universitätspräsident hat dann alle Entdeckungen, die von öffentlichem Interesse sind, bekannt zu machen. Unternimmt eine Universität eine Forschungsreise in biblische Länder, so mag das als rein wissenschaftliche Unternehmung für die Allgemeinheit auf den ersten Blick uninteressant sein. Wirft die Reise jedoch ein neues Licht auf die Bibelauslegung, so wird sie sofort das Interesse weiter Kreise der

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