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Propaganda

Propaganda

Titel: Propaganda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Bernays
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Bevölkerung wecken. Die Zoologische Fakultät forscht vielleicht nach einem obskuren Bazillus, der in keiner Beziehung zu irgendeiner menschlichen Krankheit steht. Doch allein die Tatsache, dass man sich mit Bazillen beschäftigt, kann der Öffentlichkeit auf dramatische Weise präsentiert werden.
    Viele Universitäten stellen mittlerweile bereitwillig Forscher zur Verfügung, um an Untersuchungen teilzunehmen, die im öffentlichen Interesse liegen. Die Cornell-Universität zum Beispiel hat Professor Wilcox freigestellt, damit er die Regierung bei der Durchführung der Volkszählung unterstützt. Professor Irving Fisher von der Universität Yale wurde berufen, um die Regierung in währungspolitischen Fragen zu beraten.
    Im ethischen Sinne verhält sich Propaganda zu Bildung und Erziehung genauso wie zu Wirtschaft oder Politik: Sie kann missbraucht werden. Sie kann so gebraucht werden, dass ein verzerrtes Bild einer Institution entsteht, und sie kann in der Vorstellungswelt der Öffentlichkeit künstliche Werte schaffen. Gegen ihren Missbrauch gibt es keine absolute Garantie.
     

 
    Propaganda und Sozialwesen
     
    Soziale Arbeit braucht PR-Berater. Da die sozialen Dienste naturgemäß von der freiwilligen Unterstützung der Wohlhabenden abhängig sind und nur mit ihrer Hilfe existieren können, müssen sie kontinuierlich Propaganda betreiben. Dementsprechend waren die führenden Persönlichkeiten der Wohlfahrtsorganisationen mit die Ersten, die Propaganda im modernen Sinne einsetzten.
    Der größte Hemmschuh bei der Änderung von Gewohnheiten ist die Trägheit. Trägheit hemmt die Entwicklung der Menschheit.
    Unsere Einstellungen zu sozialen Beziehungen, zur Wirtschaft sowie zur Innen- und Außenpolitik sind bestimmt von Traditionen. Der endlosen Weitergabe und willigen Übernahme althergebrachter Vorstellungen steht eine lebendige öffentliche Meinung gegenüber, die bewusst gegen die Trägheit des Denkens in Aufstellung gebracht worden ist. Früher haben allein Stammeshäuptlinge, Könige oder religiöse Führer der Meinung des Volkes ihren Stempel aufgedrückt. Heute ist jeder in der ehemals privilegierten Situation, die öffentliche Meinung umstimmen zu dürfen. Dass jeder das Recht hat, andere von seinen Ansichten zu überzeugen und für sein spezifisches Thema die Führerschaft anzustreben, ist eine der Grundfesten der Demokratie. Neue Ideen und neue Ereignisse kämpfen ständig um ihren Platz in unserem Bild von der Welt.
    Soziale Ausgleichsmaßnahmen, organisierte Kampagnen gegen Tuberkulose und Krebs, die vielfältigen Bemühungen der Wissenschaft um die Ausrottung gesellschaftlicher Leiden und Missstände – eine Vielfalt von altruistischen Bemühungen, die zu beschreiben ein dickeres Buch vonnöten wäre –, sie alle müssen sich in der öffentlichen Meinung und in der Massenpsychologie auskennen, wenn sie ihre Ziele erreichen wollen. Es gibt so viel Literatur über die Vermarktung von sozialen Diensten, und die ihr zugrunde liegenden Prinzipien sind so allgemein gültig, dass es nur eines einzigen Beispiels bedarf, um diese Techniken der Propaganda zu beschreiben.
    Eine Initiative hatte sich den Kampf gegen die Lynchjustiz, die Rassentrennung und die Diskriminierung der Schwarzen in den Südstaaten auf die Fahne geschrieben. Die »Nationale Vereinigung für die Rechte der Farbigen« führte den Kampf an. Sie starteten die Kampagne jedes Jahr mit einer großen Versammlung, ein technischer Kniff, mit dem der Anlass dramatisiert und von Anfang an Aufmerksamkeit für die Kampagne erlangt wurde.
    Sollte die Versammlung im Norden, Süden, Osten oder Westen des Landes stattfinden? Da man das ganze Land auf sich aufmerksam machen wollte, wurde der Vereinigung geraten, die Versammlung im Süden abzuhalten. Denn, so der Rat des Propagandisten, es ging um eine Frage der Südstaaten, und daher würde ein Veranstaltungsort im Süden mehr Gewicht haben als ein anderer – besonders deshalb, weil der Standpunkt der Vereinigung in völligem Widerspruch zur herrschenden Volksmeinung in den Südstaaten stand. Die Wahl fiel auf Atlanta, Georgia.
    Als Drittes galt es Menschen auszuwählen, die für Ideen standen, die von landesweitem Interesse sind. Man bemühte sich um die Unterstützung der Führer verschiedener religiöser, politischer und sozialer Vereinigungen und bat sie in Telegrammen und Briefen um eine Stellungnahme zum Anliegen der Veranstaltung. Aber über die Meinungen dieser Gruppenführer auf nationaler

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