Propaganda
mittlerweile auf die Nerven.
Dafür gibt es zahlreiche andere Kommunikationsmittel. Einige davon sind neu, andere, alte, haben ein neues Gesicht bekommen. Die Zeitung wird natürlich immer ein Hauptmedium zur Verbreitung von Meinungen und Gedanken sein – mit anderen Worten, für Propaganda.
Vor wenigen Jahren noch regten sich Zeitungsredakteure darüber auf, dass »die Nachrichtenrubriken für Propagandazwecke missbraucht« würden, wie es hieß. Manche Redakteure ließen sogar eine gute Geschichte fallen, wenn sie das Gefühl hatten, ihre Veröffentlichung könnte jemandem von Nutzen sein. Diese Einstellung ist mittlerweile weitgehend verschwunden. Redaktionen entscheiden heute einzig und allein nach dem Nachrichtenwert einer Geschichte, ob sie publiziert wird oder nicht. Eine Zeitung braucht keine Verantwortung dafür zu übernehmen, ob von ihr gebrachte Nachrichten jemandem einen Vorteil bringen. Man wird selten eine Meldung in irgendeiner Zeitung finden, die überhaupt niemandem nutzt oder schadet – das liegt in der Natur der Sache. Die Zeitung bemüht sich aber sehr wohl darum, dass ihre Nachrichten der Wahrheit entsprechen, und dass sie (weil aus der Masse eintreffender Informationen nur eine begrenzte Anzahl ausgewählt werden kann) für einen möglichst großen Teil der Leserschaft interessant und wichtig sind.
In den Meinungsrubriken kommt die Individualität der Zeitung zum Ausdruck, hier kommentiert sie Ereignisse und Gegenstände nach ihrem eigenen Standpunkt. Im Nachrichtenteil aber bemüht sich die moderne amerikanische Zeitung, die wichtigsten Ereignisse und Meinungsäußerungen vom Tage ihrem Nachrichtenwert entsprechend abzubilden.
Ob ein bestimmtes Thema Propaganda ist oder nicht, ist dabei nicht die Frage. Entscheidend ist, dass es die Nachrichtenkriterien erfüllt. Und in der Auswahl der Nachrichten ist die Redaktion in der Regel völlig unabhängig. In der New York Times – um ein prominentes Beispiel zu nehmen – werden Nachrichten einzig und allein aus dem Grund gedruckt, weil sie Neuigkeitswert haben. Was ins Blatt kommt und was nicht, entscheiden die Redakteure der Times vollkommen unabhängig, sie akzeptieren keine Zensur und werden von keinem äußeren Druck, von keinerlei Interessen oder Opportunismen beeinflusst. Ein gewissenhafter Redakteur, egal bei welcher Zeitung, ist sich seiner Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit bewusst. Die Tatsache, dass etwas passiert ist, macht es zur Nachricht.
Wenn der PR-Berater einer Idee Leben einhauchen und ihr einen Platz verschaffen kann neben anderen Ideen und Ereignissen, dann erhält sie verdiente öffentliche Aufmerksamkeit. Es kann nicht die Rede davon sein, dass er die »Nachrichten an der Quelle korrumpiert«. Er lässt Ereignisse entstehen, die in der Redaktion mit anderen Neuigkeiten vom Tage konkurrieren. Oft werden die Ereignisse, die er kreiert, besonders bereitwillig aufgenommen von der Leserschaft einer Zeitung, denn er hat sie schon mit dieser Leserschaft im Hinterkopf geschaffen.
Wenn es für die Menschen heute wichtig ist, dass dank der kommerziellen Telefongesellschaften Gespräche über transatlantische Telefonkabel geführt werden können; wenn sie sich interessieren für Erfindungen, die denjenigen, die sie vermarkten, wirtschaftlichen Vorteil bringen oder für Henry Fords epochemachende Automobile – dann sind das alles Nachrichten. Die sogenannte Propagandaflut in den Redaktionen des Landes könnte genauso gut im Papierkorb landen, wenn die Redakteure das wollten.
Die Quelle der Nachrichten, die der Redaktion angeboten werden, sollte allerdings immer klar benannt werden, und die Fakten sollten eindeutig zuzuordnen sein.
Bei den Zeitschriften liegt der Fall etwas anders. Eine durchschnittliche Zeitschrift hat nicht das Ziel, die Nachrichten im realistischen Verhältnis wiederzugeben. Sie wählt ihr Material nach eigenen Kriterien, passend zur Linie ihres Magazins. Die Zeitschrift ist, anders als die Zeitung, kein Organ der öffentlichen Meinung, sondern tendenziell eher ein propagandistisches Medium im Interesse einer bestimmten Idee. Da kann es um gute Haushaltsführung ebenso gehen wie um modische Kleidung und Wohnen, um Skandale oder Erbauliches, um Liberalismus oder einfach nur Unterhaltung. Ein Magazin verkauft vielleicht Gesundheit, das zweite englische Gärten, ein drittes Herrenmode, ein viertes Nietzsches Philosophie.
In allen Bereichen, auf die sich die Zeitschriften spezialisieren, kann der
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