Propaganda
gleichen Techniken, die eine Person des öffentlichen Lebens zu dem gemacht haben, was sie ist, kann ihr Bild auch ins Absurde überdreht werden. Und doch wird das glaubwürdige In-Szene-Setzen von Persönlichkeiten auch in Zukunft eine der wichtigsten Aufgaben des PR-Beraters sein. Die Öffentlichkeit verlangt instinktiv nach einem Menschen, der symbolisch ein Unternehmen verkörpert, das im Blickpunkt öffentlicher Aufmerksamkeit steht.
Es gab einmal einen Bankier, der seinen Partner entließ, weil der sich von seiner Frau hatte scheiden lassen.
»Aber was«, fragte der Partner, »hat mein Privatleben mit meiner Arbeit bei der Bank zu tun ?« »Wenn du nicht einmal deine eigene Frau im Griff hast«, war die Antwort, »warum sollten die Menschen dann glauben, dass du in der Lage bist, ihr Vermögen zu verwalten ?«
Der Propagandist muss Persönlichkeiten genauso behandeln wie alle übrigen Faktoren in seinem Tätigkeitsbereich.
Eine Persönlichkeit kann Tatsachen schaffen, so wie Charles Lindbergh, der die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko verbesserte. Umgekehrt können Ereignisse Persönlichkeiten schaffen, so wie der Spanisch-Amerikanische Krieg den Kriegshelden Theodore Roosevelt als politische Figur hervorbrachte. Was Ursache ist und was Wirkung, ist oft schwer zu sagen. Wenn eine öffentliche Person sich einmal entschieden hat, für welche Ziele sie einstehen möchte, muss sie sich selbst objektiv beobachten. Sie muss sich der Welt zeigen, wie es ihrem wahren Charakter und ihren Zielen entspricht.
Es gibt zahlreiche andere Kanäle, über die man das öffentliche Bewusstsein erreichen kann, manche traditionell und manche neu, wie das Fernsehen. Ich werde an dieser Stelle nicht jede dieser Möglichkeiten im Einzelnen erörtern. Schulen könnten ihren Schülern im Unterricht neue wissenschaftliche Erkenntnisse vermitteln. Dass die Wirtschaft davon profitiert, wenn die Bevölkerung ihre dahingehenden Aktivitäten kennt und versteht, ist eine Tatsache. Das muss aber noch nicht automatisch bedeuten, dass die entsprechenden Informationen nur Propagandazwecken dienten und es nicht sowieso wert wären, im Unterricht behandelt zu werden. Wenn ein Backwarenunternehmen einer Schule Illustrationsmaterial zum Thema Brot backen zur Verfügung stellt, dann ist daran grundsätzlich nichts auszusetzen. Wichtig ist, dass das gelieferte Material korrekt und wahrheitsgetreu ist und die Schulleitung derartige Angebote sorgfältig auf ihren Unterrichtswert hin überprüft, bevor sie übernommen werden.
Es kann sein, dass die Öffentlichkeit durch einen Film oder eine tausend Meilen entfernt stattfindende Parade auf ein neues Produkt aufmerksam gemacht wird. Oder der Hersteller eines neuen, billigen Flugzeugs spricht über Rundfunk und Fernsehen persönlich zu Millionen Haushalten. Wer seine Botschaft möglichst effektiv an die Öffentlichkeit bringen möchte, muss sich möglichst aller Kanäle der Propaganda bedienen.
Der Öffentlichkeit werden die Methoden, mit denen ihre Meinungen und Gewohnheiten geformt werden sollen, immer mehr bewusst. Und je mehr die Menschen über die Prozesse und Abläufe wissen, desto offener werden sie dafür sein, wenn sinnvoll an ihre eigenen Interessen appelliert wird. Egal wie feinfühlig oder gar zynisch die Öffentlichkeit im Hinblick auf die Methoden der Publicity wird – sie wird weiterhin auf gewisse grundlegende Reize reagieren, denn sie wird immer Nahrung brauchen, sich nach Unterhaltung und Schönheit sehnen und sich einer Führung unterordnen.
Wenn die Menschen sich ihrer Konsumbedürfnisse besser bewusst sind, dann werden sich die Unternehmen den neuen Standards stellen. Wenn die Menschen der alten Methoden überdrüssig werden, mit denen man sie von einem Produkt oder einer Idee überzeugen wollte, dann werden ihre Führer die Botschaft subtiler verpacken müssen.
Propaganda wird niemals sterben. Kluge Menschen müssen sich darüber klar werden, dass Propaganda das moderne Instrument ist, mit dem sie für konstruktive Ziele kämpfen können, und das ihnen hilft, Ordnung ins Chaos zu bringen.
I
Bis zum Ersten Weltkrieg war die Bezeichnung »Propaganda« kaum bekannt. Verwendet wurde sie nur von ein paar Aktivisten für soziale Reformen und einer Handvoll Intimkenner des Vatikans. »Propaganda« war einfach eine Bezeichnung für eine Tätigkeit und weckte noch keine negativen Assoziationen, wie das heute der Fall ist.
Aufgetaucht ist die
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