Propaganda
PR-Berater eine wichtige Rolle spielen. Denn im Interesse seiner Kunden kann er ihnen dabei helfen, Ereignisse zu generieren, die gut für ihre Propaganda zu gebrauchen sind. Eine Bank, die ihre Beratungsabteilung für Frauen bekannter machen möchte, könnte zum Beispiel einer führenden Frauenzeitschrift eine Artikelserie zur Verfügung stellen, in der die Leiterin dieser Abteilung über Möglichkeiten der Geldanlage informiert. Umgekehrt kann die Frauenzeitschrift diese neue Servicerubrik nutzen, um ihr Ansehen aufzuwerten und ihre Auflage zu erhöhen.
Der Vortrag, einst ein mächtiges Instrument zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung, ist heute oft nur noch Symbol und Ritual. Sein Stellenwert liegt aus Propaganda-Sicht weniger in seinem Inhalt als allein in der Tatsache, dass er gehalten wird. Selbst wenn Professor Soundso vor nur 50 oder 500 Menschen über seine bahnbrechende Erfindung spricht: Wenn er von Bedeutung ist, wird der Vortrag im Radio übertragen. In allen Zeitungen wird darüber berichtet und die öffentliche Diskussion angeregt. Der wahre Wert des Vortrags besteht aus Sicht der Öffentlichkeitsarbeit also in seinem Echo.
Im Moment ist das Radio eines der wichtigsten Werkzeuge des PR-Spezialisten. Welchen Rang es in Zukunft einnehmen wird, ist allerdings ungewiss. Vielleicht wird es der Zeitung als Werbemedium Konkurrenz machen. Seine Fähigkeit, zur gleichen Zeit Millionen Menschen zu erreichen, macht es für Werbetreibende natürlich attraktiv. Und da das durchschnittliche Werbebudget begrenzt ist, geht das Geld, das im Radio ausgegeben wird, der Zeitung verloren.
Inwieweit sind sich nun die Verlage dieses neuen Phänomens bewusst und stellen sich darauf ein? Der Rundfunk rückt dem amerikanischen Journalismus auf die Pelle. Die Zeitungen haben das Werbepotenzial der Hersteller von Radiogeräten sowie der großen und kleinen Radioläden erkannt. Die Zeitungen geben dem Radio in ihrer Berichterstattung einen Stellenwert, der der wachsenden Bedeutung des Radios bei der Bevölkerung entspricht. Gleichzeitig haben einige Zeitungshäuser Radiosender aufgekauft und sie in ihren Nachrichten- und Unterhaltungskonzern integriert.
Werberaum könnte von den Verlagshäusern in Zukunft möglicherweise in zwei Formen verkauft werden: als Anzeigen und in Form von Sendezeit. Wahrscheinlich werden Zeitungshäuser mit Werbetreibenden in Zukunft Verträge auf Grundlage ihrer gedruckten Auflage und ihrer Senderreichweite schließen. Zwar wird derzeit bereits beides verkauft, aber die Zeitungen betrachten die Gebiete Papier und Funk noch getrennt.
In der momentanen Situation versuchen große Gruppen mit jeweils verschiedenem Hintergrund, politisch, rassisch, religiös, wirtschaftlich oder berufsständisch, die Radiosender über ihre Werbeausgaben für ihre Zwecke einzuspannen. Ist das die Zukunft? Oder ist es auch vorstellbar, dass Amerika das englische Lizenz-System übernimmt, bei dem der Hörer, und nicht die Reklame, für das Radio zahlt?
Ob und wie sich das derzeitige System auch verändern mag, der Werbende und der Propagandist sind beide gezwungen, sich daran anzupassen. Ob Sendezeit künftig offen als Werbezeit verkauft werden wird, die Botschaft die Öffentlichkeit in Unterhaltungs- oder Nachrichtenformaten versteckt erreicht, oder ob es spezielle Programme für bestimmte Hörergruppen geben wird – der Propagandist muss sich auf die Gegebenheiten einstellen und sie nutzen.
Der amerikanische Film ist das größte unterschwellige Propagandamedium unserer Zeit. Er eignet sich hervorragend zur Verbreitung von Meinungen und Ideen.
Filme können die Gedanken und Gewohnheiten einer ganzen Nation prägen. Es werden Filme produziert, von denen man erwartet, dass die Leute sie sehen wollen – und deshalb werden darin eher selten neue Denkanstöße gegeben, sondern man bedient die Nachfrage, indem populäre Tendenzen aufgegriffen, betont oder gar übertrieben werden. Der Film beschäftigt sich nur mit Themen, die gerade im Trend liegen. So wie die Zeitung Nachrichten liefert, liefert der Film Unterhaltung.
Personen können ebenfalls als Propagandainstrument betrachtet werden. Vielleicht ist der Einsatz der Persönlichkeit zu diesem Zweck sogar schon überbeansprucht? Das Foto von Präsident Coolidge, auf dem er mit waschechten Indianerhäuptlingen in vollem Stammesornat posiert, war nur der krönende Abschluss einer weit überzogenen Berichterstattung über seinen Urlaub. Durch den Missbrauch der
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