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Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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dass er auf seinem Hügel im Süden der Elbe auch eine mittlere Sintflut überstehen würde. Aber auch er zeigte sich besorgt über die Entwicklung der vergangenen vierundzwanzig Stunden. Der SOS -Clip zog Kreise, noch fehlte jede Stellungnahme der Politiker zu dem Horrorfilm aus dem Netz, und auch die Mainstream-Medien hielten sich merkwürdig bedeckt, aber die Stimmung hatte sich spürbar verändert. Man wartete dringend auf einen Kommentar von maßgeblicher Stelle, also aus dem Rathaus, besser noch aus Berlin. Einer Erklärung, wie die Behörden der kommenden Notlage Herr zu werden hofften, einer Erklärung, die hoffentlich wenigstens einen Teil der Bevölkerung beruhigte.
    Denn andernfalls, das räumte auch Edward ein, werde vermutlich auch der Rest der norddeutschen Bevölkerung in Richtung Süden aufbrechen, der Stau vor dem Elbtunnel reichte schon jetzt, schlimmer als zu schlimmsten Ferienzeiten, permanent bis kurz vor Flensburg. Immerhin: Noch schafften es die Pumpen, das in die Röhren nach unten fließende Regenwasser wieder vom vierzig Meter unter dem Fluss gelegenen tiefsten Punkt des Tunnels nach oben zu befördern, aber Edward mochte nicht darüber nachdenken, was passierte, falls der Regen weiter zunahm und das Elbwasser auf mehr als sieben Meter fünfzig über Normalnull stieg. Dann nämlich flösse nicht nur reichlich Regenwasser in den Tunnel, sondern auch die Elbe, von Süden aus.
    Philipp stellte vier Designertüten auf den Boden vor den Sesseln, zog aus der letzten Tüte eine große weiße Schachtel und legte sie zu Mavies Füßen auf dem Bett ab. Während sie sich von Edward verabschiedete, stampfte er ins Bad, und sie hörte, wie er die Wasserhähne aufdrehte.
    »Was ist?«, fragte sie.
    »Die sind ja irre«, rief er aus dem Bad zurück, dann tauchte er wieder auf, ein Handtuch in den nassen Händen. »Das Auto steht jetzt kurz vor Libyen, Viertelstunde zu Fuß. Hier geht gar nichts mehr, vor der Tür, die Straße rauf und runter, alles sauber zugeparkt mit irgendwelchen wichtigen Ü-Wagen und dicken Schüsseln. Wieso kommen die denn nicht einfach mit ’nem Taxi, diese ganzen Journalisten? Und wieso hat jeder von denen mindestens zwei Bodyguards?«
    »Sind halt besondere Journalisten«, sagte Mavie.
    »Da unten ist alles voll«, sagte er. »Sogar in der Bibliothek gibt’s nur noch Stehplätze.«
    Sie nickte. »Ich weiß. Ich war ja noch eine Weile unten, aber dann hat sich Milett mit Danielle und Aldo zurückgezogen in sein Büro, Tür zu, und danach war dann erst recht Geheimhaltungsstufe eins. Ich hab versucht, den Herren Klimagenies zu erklären, dass ich das Thema kenne, dass ich den ganzen Kram sozusagen angeschleppt habe, aber – vergiss es. Sie sind jedenfalls beeindruckt. Sehr beeindruckt. Aber was sie jetzt daraus machen, speziell was Milett daraus machen will: Frag mich nicht.«
    »Aber du willst trotzdem bleiben.«
    »Was denn sonst?«
    Er zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Gibt doch nette Hotels hier in der Ecke, vielleicht buchen wir uns einfach was für länger und gleich noch ein zweites Zimmer für Hannah und Max, bevor die Flüchtlingswelle hier angerollt kommt. Also, die aus dem Norden. Die aus dem Süden kommen hier ja wohl nicht rüber.«
    »Hast du die Boote gesehen?«
    »Ja. Die waren aber gestern Abend schon da.«
    Sie nickte. »Ich weiß. Bisschen schnell, oder?«
    »Muss das Militär nicht schnell sein?«
    »Doch. Aber worauf haben die reagiert? Die waren doch schon unterwegs, als Daniels Film noch gar nicht im Netz stand.«
    Er sah sie nachdenklich an. »Was wird das jetzt, die nächste Verschwörungstheorie?«
    Kopfschüttelnd deutete sie auf die weiße Schachtel. »Nein, egal. Nur eine Feststellung. Hast du uns was Schönes mitgebracht?«
    Er nickte. »Kostümchen in den Tüten, keine Sorge, ich hab Escada hängen lassen und Chanel genommen.«
    »Du bist ein Schatz.«
    » Schatz, super«, sagte er, rechtschaffen vergrätzt. »Mach Hase draus, und ich nehm dir die Sachen wieder weg.« Er öffnete den Karton, zog das iPad aus der Folie und verband es via Netzstecker mit der Steckdose. »Ein Terabyte, die ganz großen hatten sie nicht. Muss reichen.«
    »Tut’s auch, notfalls ziehen wir nicht alles runter. Mit Thilo hab ich gesprochen, sie lassen alles so lange auf dem Server, bis wir es auch haben.«
    »Wieso, wir haben das doch schon, im Erdgeschoss?«
    »Ja. Aber glaub nicht, dass Goran und Jean-Baptiste mir das Passwort verraten.«
    »Ist nicht dein

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