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Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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dass ich mich erkenntlich zeige, mit einer kleinen Spende der Industrie für das Kommando …«
    Wieder hörte er zu, wieder lächelte er, dann wurde sein Blick ernst. »Ja. Doch, habe ich.« Er sah Mavie an. »Klar. Schicke ich dir rüber, alles, was ich habe. Warte.« Er tippte auf den iPad und ließ ein Fenster aufspringen. »Ich höre.«
    Er nickte und tippte eine E-Mail-Adresse in das jungfräuliche Adressbuch. »Okay. Kriegst du, heute noch. Entweder von meinem iAm oder von meinem Firmenaccount, wenn ich meine Assistentin erwische. Die hat das ganze Paket, also alles, was ich über IICO und Solunia habe, inklusive der ganzen Fragezeichen.« Er hörte zu und lächelte. »Danke, Thilo. Ich schulde dir was. Die Welt erst recht, aber ich dann noch mal was extra.«
    Er drückte das Gespräch weg, lächelte Mavie an, sah auf das Downloadfenster im Display und dann auf die Uhr.
    »T minus 60 Minuten, Download endet in sechsundzwanzig. Klingt nach surfen im Kostümchen, aber für einen Änderungsschneider ist es so oder so zu spät.«

[Menü]
    32 Sie brauchte weder einen Schneider noch das Kostüm, obwohl er ein sehr schönes und ganz und gar nicht spießiges Stück gewählt hatte. Gegen die Alternative, eine enge weiße Jeans, einen dunkelbraunen Ledergürtel und einen sandfarbenenKaschmirrolli mit halblangen Ärmeln, konnte die Business-Variante nicht bestehen. Zumal die halbhohen Pumps ein echtes Gedicht waren und sie die unmöglich zurück in die Papptüte hatte stecken können.
    Als Mavie um kurz nach sechs an Philipps Seite die Treppe hinunterging, zu den inzwischen zahlreich versammelten Journalisten, Technikern und Gästen, die in der Eingangshalle und in der Bibliothek eine murmelnde Menschenmenge bildeten, nahm sie erleichtert zur Kenntnis, dass man sie nicht mehr ansah wie eine Studentin aus dem internationalen Milett-Fanclub. Blicke streiften sie, aber es waren keine missbilligenden Blicke mehr, und das verringerte, wenngleich es nebensächlich war, die Anspannung, die sie spürte. Denn ihr kurzer Blick in die Daten hatte bestätigt, was sie vermutete: Steigende Opferzahlen im Süden prognostizierte Prometheus seit dem Vortag, erste Opferzahlen in den Metropolen des Nordens für den heutigen Tag – sowie eine rasche und explosive Zunahme für die folgenden Tage und Wochen. Wollten sie diese Entwicklung noch stoppen, hatten sie tatsächlich keine Zeit mehr zu verlieren.
    Milett hatte sich viel vorgenommen.
    Aber augenscheinlich war er tatsächlich noch wesentlich besser vernetzt und organisiert, als Mavie gedacht hatte. Es waren verblüffend viele Menschen im Haus, und Martha hatte dafür gesorgt, dass es an nichts mangelte. Im Flur war ein Buffet aufgebaut, mehrere Kellner eilten durch die Menge und versorgten die Wartenden mit Wasser, Säften und Champagner, und zwei Flachbildschirme übertrugen das Bild aus dem Salon. Dieses Bild zeigte momentan nichts weiter als das Podest, von dem aus Milett zu sprechen gedachte, vor einer blauen Molton-Wand, die man vor den herrlichen Ausblick aufs Meer gespannt hatte. Zum Glück hing vorn am Rednerpult kein Wappen, andernfalls hätte vermutlich mancher Zuschauer gedacht, die Übertragung komme direkt aus dem Weißen Haus.
    Die Türen zum Salon standen halb offen, und Mavie sah, dass die vier Stuhlreihen, die man drinnen aufgebaut hatte, vor dem Podest, bereits fast vollständig besetzt waren, ebenso die Stehplätze links und rechts der Kamera. Unter der Treppe befand sich der Kommandostand der Regie, von dem aus etliche Kabel über denweiß gefliesten Boden in alle Richtungen davonkrochen wie eine Großfamilie Schlangen. Mavie folgte einer der Schlangen mit einem Blick und sah, dass sie sich auf der anderen Seite des Raumes auf den Schoß eines Mannes schlängelte beziehungsweise in dessen Laptop. Er war nicht der Einzige, der auf diese Weise das Video- und Audiosignal mitschnitt – etwa zwei Dutzend weitere Laptops und die dazugehörigen Journalisten waren auf diese Weise mit der Übertragungszentrale verbunden. Martha hatte auch in dieser Hinsicht ganze Arbeit geleistet, kein einziges bedrucktes Mikrofon würde die Wirkung von Miletts Auftritt schmälern.
    Der Rest der Anwesenden, offenbar Vertreter der schreibenden Zunft sowie Freunde und Gäste des Nobelpreisträgers, würde die Ansprache von der Eingangshalle oder der Bibliothek aus verfolgen müssen. Ebenso wie Mavie und Philipp.
    »Wir könnten auch oben im Bett fernsehen«, sagte Philipp. »Wie der Rest der

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