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Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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helfen.«
    »Hilft immer. Und ob du’s glaubst oder nicht, das weiß ich nicht aus der Gala, sondern aus Erfahrung. Du müsstest mir allerdings eine Chance geben, meine unter Beweis zu stellen. Ich bin zwar blond, aber man muss mich nicht nach jeder Mittagspause neu anlernen. Und dass Milchkaffee der Knopf in der Mitte ist, hab ich inzwischen gespeichert.«
    Sie kriegte ein weiteres belustigtes Schnauben. Und einen weiteren fast freundlichen Blick. »Was willst du wissen?«
    »Danke«, sagte sie erleichtert und zog sich einen Stuhl heran. »Du machst mich zu einem glücklichen Menschen.«
    »Ach, deshalb die Camus-Verbrennung, mangels Bedarf?«
    »Genau«, lächelte sie. »Wenn der nur mit so anspruchslosen Mädchen wie mir unterwegs gewesen wäre, hätte er sich den ganzen Sisyphos glatt geschenkt.«
    »Ich sehe Fragen auf mich zukommen, die mich unterfordern.«
    »Was ist IICO ?«
    »Wie der Name schon sagt – das Internationale Institut für Klimabeobachtung, und weil die Welt englisch spricht …«
    »Ja. Danke«, sagte sie und setzte dazu ihr freundlichstes Buddha-Lächeln auf. »Beobachtung ist ein relativ weiter Begriff. Konkret?«
    »Konkret alles«, sagte er. »Und nichts davon im kleinen Stil. Datenerhebung und Sammlung in beispiellosem Umfang, Experimente …«
    »Welcher Art?«
    »Der nützlichen. Keine Caldeira-Schornsteine bis rauf in die Stratosphäre, um CO 2 loszuwerden, aber das ist dir vermutlich schon aufgefallen.«
    »Die hätte ich vermutlich beim Anflug nicht übersehen können.«
    »Wohl kaum. Derzeit vor allem unsere zwei Salter-Prototypen.«
    »Wolkenboote?«
    Er nickte. »Liegen vor der Nordküste. Nicht, dass wir hier direkt von Paparazzi verfolgt werden, aber unten im Hafen wären die zwei doch ein ziemlicher Hingucker.«
    »Sag nicht, dass die funktionieren.«
    »Wir machen interessante Fortschritte.«
    »Das klingt gut«, sagte Mavie. »Und wirklich spannend, ohne Frage. Aber für zwei Boote und sehr viele Wolken braucht man nicht die Niederschlagsmengen im Großraum Bonn für jeden Tag der letzten hundert Jahre. Und erst recht keine hundert Wissenschaftler.«
    »Hundertvierunddreißig. Und noch mal die doppelte Zahl an Angestellten in der Verwaltung, für die Security und für die Gartenpflege. Nein, die Boote sind spannend, aber weiß Gott nicht das Hauptthema. Vor allem sind wir Sammler.«
    »Datensammler.«
    Beck nickte. »Und deshalb ist dein Job so wichtig.«
    »Bonn.«
    »Genau.«
    »Komm.«
    Beck lächelte wieder, wenn auch wieder nur kurz. Dann seufzte er, wandte sich seinem Display zu, ließ mit einer Handbewegung alle Fenster verschwinden und ein einzelnes Eingabefenster aufspringen, das ihn zur Eingabe eines Passworts aufforderte. Er sah Mavie kurz an, und sie wandte sich gehorsam ab und fegte sich mit der Rechten einen Vorhang aus Haarsträhnen vor die Augen.
    Aus dem Augenwinkel sah sie Beck zufrieden lächeln, durch den Vorhang, der weit weniger dicht war, als er glaubte. Sie sah genau hin, als seine Finger sich bewegten. Acht Sternchen. Anschlag eins, drei, vier und acht mit dem kleinen Finger, unten links auf der Display-Tastatur.
    »Voilà, Praktikantin«, sagte Beck, und sie tauchte artig wieder hinter ihrem Haarvorhang auf. »Sag Prometheus guten Tag.«

[Menü]
    5 Sie ging nach dem fast einstündigen Rundgang durch Prometheus’ Reich direkt in ihr Quartier. Duschte, setzte sich im Bademantel auf die kleine Terrasse und schenkte sich ein Glas aus der Viña-Sol-Flasche ein, die sie in dem kleinen Kühlschrank des Apartments vorgefunden hatte. Schaute hoch in den Himmel, in dem so viele Sterne leuchteten wie nirgendwo sonst auf der Welt und fühlte sich kleiner denn je, aber gleichzeitig weniger unbedeutend als sonst. Denn mit etwas Glück würde sie eine Rolle spielen können, eine Rolle in einem Stück mit weltveränderndem, weltverbesserndem Happy End.
    Was Beck ihr geboten hatte, war ein Crashkurs gewesen. Fragen hatte er kaum zugelassen auf seinem Weg durch die Screens und Datenbanken, er hatte einfach die Fakten vorgetragen, emotionslos. Prometheus ’ Herz waren die Daten, sein Hirn ein Cray Panther, ein XT 10, den es offiziell nicht gab. Gerüchten zufolge rechnete zwar ein weiterer XT 10 in Diensten der CIA und spuckte in Langley Echelon - und Promis -Prognosen aus, aber offiziell war der weltweit schnellste Rechner weiterhin der XT 6, der für das US -Energieministerium rechnete, und der erreichte nicht annährend die 3,8 Petaflops, mit denen der Panther

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