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Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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Seite. Während José weiterfuhr, nahm Mavie erstaunt zur Kenntnis, dass das ganze Gelände streng gesichert war. Das Eisengitter erstreckte sich um die ganze Anlage, drei Meter hoch, von Stacheldraht gekrönt, und in regelmäßigen Abständen waren Überwachungskameras an den Eisenstreben befestigt.
    José parkte den Wagen vor dem Hauptgebäude und wies sie auf Spanisch an, sich zum Empfang zu begeben. Ihre Taschen werde sie in ihrem Quartier finden.
    Ob die Taschen verschlossen seien? Mavie nickte, verwundert, und José hielt die Hand auf und sagte: »Code«. Mavies Erstaunen nahm zu, aber sie verriet dem Fahrer die Kombination, ohne Fragen zu stellen. Sein Blick verriet, dass er die sowieso nicht beantwortet hätte.
    Sie musste zehn Minuten am Empfang warten, dann holte Gerrittsens Assistentin sie ab. Mavie hatte dreimal mit Agneta Olsen gesprochen, per Vidline, und erwartete auch von ihr keinen sonderlich herzlichen Empfang. Schon bei den kurzen Videotelefonaten hatte Olsen kein einziges Mal gelächelt, sondern sich darauf beschränkt, mit in sämtliche Züge betoniertem Ernst von der neuen Angestellten lückenlose Dokumentationen ihres gesamten Werdegangs anzufordern, inklusive polizeilicher Führungszeugnisse, Auskünften der Schufa sowie einer vollständigen Krankenakte. Aber obwohl Mavie alles wie gewünscht geliefert und alle Verträge unterschrieben zurückgemailt hatte, verbrachte sie nach der kühlen Begrüßung durch Olsen die nächsten zweieinhalb Stunden mit sachlichen Verwaltungsangestellten, die ihr nicht nur eine Keycard aushändigten, sondern sie nachdrücklich auf ihre Aufgaben und vor allem ihre Pflichten hinwiesen. Sowie auf die Paragrafen 16 bis 36 in Vertragszusatz 8, die sehr genau regelten, was sie alles nicht durfte, und, in Prosa übersetzt, wie vollständig ihre Insolvenz lebenslänglich ausfiele, verstieße sie jemals gegen auch nur eine der zahllosen Vorschriften. Mavie nickte zu allem freundlich. Weshalb niemand etwas über das IICO wusste, war ihr schon beim ersten Durchlesen der Verträge in ihrer Hamburger Wohnung klar gewesen. Aber sie hatte nichts dagegen, die Verschwiegenheitserklärungen zu unterschreiben. Den Preis zahlte sie gern für die Aufnahme in diesem exklusiven Club. Und es war allenfalls eine angenehme Zugabe, dass ihr Anfangsgehalt beim IICO doppelt so hoch sein würde wie ihr bisheriges.
    Nachdem sie alles artig beantwortet, abgenickt und unterschrieben hatte, hießen die Verwalter sie mit einem Händedruck als Mitglied des Teams willkommen. Man übertrug ihr eine Karte des Geländes auf den iAm, in der das ihr zugewiesene Quartier verzeichnet war, und teilte ihr mit, Olsen werde sie benachrichtigen, sobald Professor Gerrittsen Zeit für sie habe.
    Mavie begab sich in ihr Quartier, eines der kleinen Reihenhäuser, die vor der Tourismuskrise Teil einer Ferienanlage gewesen waren. Ein Wohnzimmer unten, mit winziger Terrasse Richtung Gebirge, im Obergeschoss ein Schlafzimmer, ein kleineres Zimmer und ein Badezimmer. Vom Schlafzimmerfenster aus konnte sie einen Zipfel Atlantik sehen, links neben der Fassade des Hauptgebäudes, und zu ihrer Rechten lagen die Tennisplätze, die offensichtlich schon seit Jahren nicht mehr benutzt wurden. Nur auf einem der acht Plätze hing noch ein einsames Netz, aber auch das sah aus, als würde es beim ersten Ballkontakt zerbröseln.
    Mavie packte ihre Taschen aus. José und seine Security-Freunde hatten offensichtlich alles durchsucht, aber nichts konfisziert. Sie fragte sich, ob die Jungs wenigstens Spaß an ihrer Unterwäsche gehabt hatten, und ihre Freude, angekommen zu sein, wurde von ihrem Befremden überdeckt, dass sie am nächsten Tag mit Unbekannten in der Kantine zusammensitzen würde, die wussten, was sie unter dem Laborkittel trug.
    Anderthalb Stunden nach ihrer Ankunft ertönte der dezente Summton der Klingel neben der Tür ihres Quartiers. Mavie öffnete, und vor ihr stand eine junge blonde Frau, die tatsächlich: lächelte.
    »Hi«, sagte Mavie, hocherfreut über das unerwartete Geschenk.
    »Hi«, sagte die junge Blonde. »Sandra Goldt.«
    Mavie schüttelte Sandras Hand, Sandra nickte über die Schulter in Richtung Hauptgebäude.
    »Kommst du mit? Der Boss will dich sprechen.«
    Mavie nickte lächelnd. »Dann lassen wir ihn nicht warten.«
    Auf dem Weg versuchte sie es mit Small Talk und erfuhr, dass Sandra aus München stammte, seit gut einem Jahr am IICO tätig war, als Assistentin Gerrittsens beziehungsweise Assistentin

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