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Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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ist schön hier. Angenehm warm. Keine Mücken, keine Quallen.«
    »Und keine Männer?«
    »Doch. Wissenschaftler.«
    »Die auch so aussehen?«
    »Ja.«
    »Au.«
    »Ich bin zum Arbeiten hier.«
    »Klar, aber doch nicht nachts.«
    »Gib mir ein paar Tage Zeit. Bisher bin ich nur einem unfreundlichen Existenzialisten nähergekommen, und der sieht nicht so aus, als hätte er jemals Spaß gehabt.«
    »Au.«
    »Und du?«
    Und Helen berichtete. Von Felix, den sie auf Facedate getroffen hatte, aber noch nicht leibhaftig – Künstler, Holz, Öl und Spraydosen, durchgeknallt, in dicken unsichtbaren Lettern »Trouble« auf der Stirn. Sie würde ihn treffen, übermorgen, um herauszufinden, ob sie ihn auch riechen konnte. Und falls, wäre sie vorbereitet, in jeder Hinsicht und auf alles.
    Ein kurzes Lokalnachrichten-Update folgte – keine vernünftigen Unruhen, keine vernünftigen Partys, der neue Tarantino leider schon wieder nicht halb so gut wie Kill Bill, und abgesehen von einem auf dem Weg Richtung Europa frisch von 4000 nigerianischen Boat People gekaperten Containerschiff, der Eastern Star, keine akuten Bedrohungen für den deutschen Mittel- und Wohlstand. Ansonsten milder Frust, also das Übliche. Zapf, ihr Ressortleiter, ging ihr seit geraumer Zeit auf die Nerven und hatte nun schon zum zweiten Mal die Frechheit besessen, ihre gründlich recherchierte und vor Fakten nur so strotzende Klimastory über den seit Jahren in der Planung befindlichen Offshorewindpark, das Northern Wind Project, als »zu spekulativ« abzulehnen und stattdessen, zum zweiten Mal, ein windelweiches Stück ins Heft zu nehmen, in dem der Kollege Hilgenbocker sich wie ein Schulmädchen für das North African Solar Panel begeisterte, das NASP , das spätestens 2020 ganz Südeuropa mit Sonnenstrom versorgen sollte. Hilgenbocker. Immer wieder Hilgenbocker. Helens Nemesis, Helens Albtraum, Helens Feind. Der keine Ahnung von gar nichts hatte, geschweige denn Klima studiert, aber dafür industriefreundlichen Sabber im Schlaf absonderte und, entscheidend, mit Zapf Squash spielen ging, also förmlich in dessen Rektum logierte. Mitsamt Gummibällen.
    Was Helen zu einer heiteren Variation ihres Lieblingsthemasanimierte: Männerfreundschaften, Männerseilschaften, Männer, die Angst vor allen Frauen hatten, die sich nicht um eine 9-to-5-Missionarsfestanstellung bewarben, also Frauen wie sie, Männer mit zu wenig Haaren auf dem Kopf und zu vielen auf dem Rücken, Männer, die eigentlich am liebsten wieder zu Hause einziehen würden, in den Hobbykeller, mit einer Gummipuppe für den kleinen Hunger zwischendurch.
    Mavie hörte zu, lächelnd, und betrachtete die Sterne.
    »Aber den kriege ich noch, den mach ich alle«, sagte Helen. »Spätestens, wenn du mich anrufst und sagst, psst, Eisele ist hier, und er hat Al Gore und den US -Verteidigungsminister im Koffer!«
    »Ich rufe dich sofort an.«
    »Ist der da?«
    »Wer? Gore?«
    »Quatsch, dein Stecher in spe.«
    »Er ist nicht mein Stecher in spe.«
    »Was dann, schwul?«
    »Du kennst doch seinen Ruf.«
    »Ja, lässt keine scharfe Frau kalt werden. Aber vielleicht steht der nicht auf Grace Kelly, sondern mehr so auf Thai?«
    »Helen.«
    »Eine Pulle Tönung, dazu ’ne Pulle Wodka, zack, hast du am nächsten Morgen, alles, was der braucht. Schwarze Haare und Schlitzaugen …«
    Mavie lachte.
    »Nee, wirklich, was stimmt denn nicht mit dem, deinem Eisele-Gott? Ich meine, einsvierundsiebzig, das ist ja dann doch eher ein Halb gott … oder verarschst du mich und warst damals doch mit dem …«
    »Nein.«
    »Gut. Das ist mir zu hoch.«
    Mavie zuckte die Achseln. »Ich hätte nicht Nein gesagt, aber er hat’s nicht versucht.«
    »Du musst einfach selbstbewusster werden.«
    Wieder lachte Mavie. »Sich als Studentin seinem Professor an den Hals werfen? Das ist nicht selbstbewusst, das ist ganz schlechter Stil.«
    »Aber du bist doch keine Studentin mehr!«
    »Stimmt. Gut, dann ziehe ich mich sofort aus, sobald Eisele mal herkommt.«
    »Oder du nimmst dir diesen Institutsleiter. Wie ist der?«
    »Klein, bestimmt behaart und gierig. Redet bisher nur mit meinen Brüsten.«
    »Da kann die Konkurrenz einpacken!«
    »Du bist doof.«
    »Du mich auch.«
    »Pass auf dich auf.«
    »Selber.«

[Menü]
    6 Als Mavie Thilo Beck am nächsten Morgen fröhlich begrüßte, sah er sie an wie ein Familienvater in Begleitung von Frau und Kindern, dem gerade der One-Night-Stand vom Vorabend zuwinkte. Sie zog die Augenbrauen hoch. »Alles

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