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Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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ihre eigene Stimme, weil die nicht klang, wie sie sollte, sondern sich überschlug. »Wir fahren nicht fort! Wir klären das!«
    Zwei der Begleiter des französischen Umweltministers traten zu Mavie, beide ebenso groß und mit den gleichen harten Mienen wie Eiseles Bodyguards, die neben der Tür warteten. Die Herren sahen Mavie bloß an.
    »Das ist doch nicht euer Ernst«, rief Mavie noch eimmal über die Köpfe weg, aber die Köpfe schauten unverwandt nach vorn, zum Podium, zu Milett.
    Einer der beiden Bodyguards nickte in Richtung Tür, während Milett zu sprechen begann.
    Mavie hörte nicht, was er sagte.
    Ihr Mund war knochentrocken. Das Fahrt zur Hölle, das ihr auf der Zunge lag, fand keinen Weg mehr ins Freie.
    Sie ging voraus.
    Zwischen den beiden Leibwächtern.
    Sah sich noch einmal um, in der Tür, nach ihren Begleitern,nach Jean-Baptiste, dem Verräter Goran und den von Eisele hoch gelobten Mitgliedern des Vulkansprengkommandos, die allesamt unverwandt in Richtung Podest sahen und Milett aufmerksam zuhörten.
    Sah Eisele an. Seinen Rücken.
    Und war draußen.

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    IV Styx
___________
    Alles ist zu jeder Zeit von einem Dogma durchdrungen, einer allgemeinen stillschweigenden Übereinkunft, über große und unangenehme Wahrheiten nicht zu reden.
    – George Orwell –
    Wir scheinen in ein neues Zeitalter der Unvernunft eingetreten zu sein, das ebenso wirtschaftlich abträglich zu werden droht, wie es zutiefst beunruhigend ist. Hiervor müssen wir, vor allem anderen, den Planeten tatsächlich bewahren.
    – Nigel Lawson –
    Gebt uns ruhig die Schuld. Den Rest könnt ihr behalten.
    – Fanta 4 –

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    43 Edward Heller hatte sich getäuscht, und das gründlich. Nicht in seinem Freund und begeisterten Geocaching-Gefährten Thomas, einem Mitte vierzigjährigen Tischler, Jazzer und Lebenskünstler, der sich als großartiger Helfer in der Not erwies, wohl aber, was die Details seines kleinen Ausflugs über die Elbe betraf.
    Und Edward Heller ärgerte sich über sich selbst. Er war nicht nur anderen gegenüber aufrichtig bis zur Taktlosigkeit, sondern erst recht sich selbst gegenüber, und so wusste er, dass er sich die ganze Zeit etwas vorgemacht hatte. Seine perfekte Vorbereitung war alles andere als perfekt gewesen. Perfekt in Friedenszeiten, perfekt im Modell, aber nicht perfekt in der Wirklichkeit, in der Krise, im Ernstfall. Sicher, seine Vorräte reichten für fast ein Jahr, der Brunnen funktionierte, auch wenn das unter den derzeitigen Umständen nicht von Belang war, der Dieselgenerator erzeugte ausreichend Strom für Licht, die Heizung und den Herd. Seine Caches, seine Notfall-Vorratskammern jenseits des eigenen Grundstücks, waren unangetastet und sowieso praktisch unauffindbar, sofern man ihre Koordinaten nicht kannte, seine Akku- und Batterienvorräte würden ebenfalls für ein Jahr reichen, und alle erforderlichen Werkzeuge und Waffen für den Tag, an dem die Zivilisation endete, lagerten trocken und sicher in seinem Keller. Funkgeräte, Nachtsichtgerät, GPS , Angel, Bogen, Pfeile, Jagdspitzen, Jagdmesser, Revolver und Gewehr, Leucht- und scharfe Munition.
    So weit, so gut. Nicht gut war, dass er etwas übersehen hatte. Oder besser, etwas nicht hatte sehen wollen. Weil er immer gewusst hatte, insgeheim, dass er darauf keine Antwort finden konnte und dass all seine anderen Antworten und Vorbereitungen damit sinnlos wurden.
    Er hatte die Rechnung ohne die Menschen gemacht. Nicht ohne die Menschen irgendwo am anderen Ende der Welt, in Afrika, Asien und Lateinamerika, nein, ohne die Menschen in seiner unmittelbaren Nähe. Die Nachbarn, die nichts vorbereitet hatten. Die keine Vorräte angelegt hatten. Keine Brunnen gebohrt. Keine Waffen im Keller lagerten. Keine Generatoren besaßen. Die Nachbarn, die ihn für einen Irren gehalten hatten, mit seinem sonderbaren Haus und seinen sonderbaren Ideen. Dieseine Vorbereitung für reine Geldverschwendung gehalten hatten.
    Und am Ende würden sie damit sogar recht behalten. Denn es nützte ihm nichts, dass er gut vorbereitet war. Sie würden ihm seine Vorräte nicht allein überlassen, sie würden sie ihm einfach wegnehmen. Sich in seinem Haus versammeln, im Licht seines Generators, vor seinem Herd, und die Waffen unter sich aufteilen. Benahm er sich gut, durfte er vielleicht weiterhin mitspielen. Falls nicht, würden sie ihn als Feind der Gruppe einfach aussortieren.
    Aber das war nicht das Einzige, was Edward geflissentlich übersehen hatte. Klar

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