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Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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Miletts, Anspannung mitgenommen hatte. Alles war auf dem richtigen Weg. Eisele würde sich kümmern. Die Versammelten verlegten sich auf Gespräche mit ihren jeweiligen Tischnachbarn, viele schwiegen aber auch einfach betreten die Bildschirme an, die ständig neue Bilder von Unruhen, umkämpften Flughäfen, Flussufern und Landesgrenzen, brennenden Städten und aus der Luft aufgenommenen endlosen Karawanen in kargen Landschaften zeigten.
    Milett spürte Panik in sich aufkommen, als er sich auf die Jacketttasche klopfte, und war für einen Augenblick erleichtert, als er das Plastiktütchen unter seinen Fingern spürte. Aber seine Erleichterung legte sich umgehend wieder, als ihm klar wurde, dass sein Vorrat höchstens noch bis zum Abend reichen würde.
    Wie sollte er am nächsten Tag in ein Flugzeug steigen und in den Tschad fliegen? Ohne seine Morgenration? Sein Körper würde ihm einen Strich durch die Rechnung machen und all den Schlaf einfordern, den er ihm in den letzten Tagen verweigert hatte, angeregt durch Unmengen seines pulverförmigen Helfers.
    Wieso hatte Theo nicht daran gedacht, ihn mit ausreichenden Mengen auszustatten? Hatte er das einfach vergessen? Oder hatte er befürchtet, der Schweizer Zoll werde das Gepäck eines im Privatjet einreisenden Nobelpreisträgers von Drogenhunden beschnüffeln lassen, sodass die Rettung der Welt vorübergehend ausfallen musste, weil der Retter der Welt vorübergehend hinter Gittern gelandet war?
    Nein, so weit hatte Theo bestimmt nicht gedacht. Eher hatte er wesentlich kürzer gedacht, oder in verantwortungsloser Weise gar nicht, und es einfach vergessen.
    Milett wischte sich einige Schweißperlen von der Stirn, entschuldigte sich bei seiner Entourage, verließ den Versammlungssaal und machte sich auf den Weg nach unten, in die Lobby.
    Die junge Dame am Empfang wunderte sich, dass der ältere Herr von oben herunterkam und sie nach den Waschräumen fragte. Sie teilte ihm mit, oben gebe es welche, direkt gegenüber des Saales, aber als der ältere Herr darauf schwieg, teilte sie ihm freundlich lächelnd mit, natürlich gebe es auch unten Waschräume, und wies auf den Korridor zu ihrer Rechten.
    Milett bedankte sich mit einem Nicken. Ging den langen Korridor entlang, der zu den Waschräumen führte, nahm erleichtert zur Kenntnis, dass der Raum menschenleer war, und wählte dieam weitesten von der Tür entfernte Kabine. Er schloss die Tür, nestelte den kleinen Plastikbeutel aus seinem Jackett und machte sich erleichtert daran, sich wieder in Bestform zu bringen.
    Als er zum zweiten Mal schniefte und erleichtert konstatierte, dass er bei sparsamer Verwendung seines Vorrates wohl auch noch etwas für den nächsten Morgen übrig behielte, hörte er die Tür des Waschraums aufgehen.
    Eine Männerstimme, merkwürdig leise, murmelte etwas wie »c’mon, this will do«, und Milett zog instinktiv die Beine an und setzte seine Schuhe vor sich auf den Toilettendeckel. Zwar konnte er sich nicht vorstellen, dass irgendein auf Privatsphäre bedachter Kongressteilnehmer sich auf alle Viere begab und tatsächlich die einzelnen Kabinen überprüfte, aber das Flüstern des Mannes kam ihm immerhin so merkwürdig vor, dass er es vorzog, sich so unsichtbar wie möglich zu machen.
    Eine zweite Stimme bestätigte den Eindruck der ersten Stimme. »Das« sei in der Tat gut, viel besser zumindest als der Waschraum oben. Anschließend hörte Milett zunächst einmal nichts. Und dann das unverkennbare, wenn auch leise Klappern eines kleinen Spiegels, der auf der Fläche zwischen den Waschbecken landete. Er war also nicht allein, weder im Raum noch mit seinen Vorlieben.
    »Du«, sagte die eine Stimme, auffordernd, und im nächsten Augenblick hörte Milett ein verspätetes Echo seines eigenen Schniefens und danach einen erleichterten Laut. Während auch der erste Mann das rasche Hochziehen hören ließ, ertönten die Schritte von Schuhen mit Ledersohle, dann das Geräusch eines Reißverschlusses, und im nächsten Augenblick hörte Milett den Besitzer der Schuhe direkt gegenüber seiner Zelle in eine der Porzellanschüsseln urinieren.
    Leise ertönte die Stimme: »Aber das muss man sich auch mal reinziehen«, und der andere Mann gluckste von seinem Standort vor den Spiegeln in sich hinein.
    »Das hier, oder was?«
    »Nee, ’ne DF -5A.«
    »Hä?«, sagte der andere Mann, und erneut hörte Milett das Reißverschlussgeräusch.
    »Na, komm. Hundert Kilotonnen wären ja wohl genug.«
    »Wieso, wie viel hat

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