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Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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diktierte Helen die Nummer aufs Band, legte auf und sah Edward erstaunt an. Sie hatte offenbar einiges verpasst in den letzten Monaten.
    »Du übertreibst«, sagte sie.
    »Nein«, sagte er. »Das Telefon bitte wieder ausschalten.«
    »Darf ich noch mal telefonieren? Ein Mal?«
    »Sicher.«
    »Danke.«
    Sie wählte Daniels Nummer und erreichte ein Band. Sie bat um Rückruf. Auf Edwards Festnetznumer. Dann schaltete sie das Handy ab.
    »Brunch um zehn«, sagte er, ohne von seiner Zeitung aufzusehen. »Ist das recht?«
    »Perfekt«, sagte sie. Wie immer. Wie alles.
    Sie nahm am Tisch Platz, vor dem Laptop, rief Google auf und recherchierte ins Blaue. Sofern Prometheus ’ Prognose auf irgendeiner wissenschaftlichen Grundlage stand, musste jemand diese Grundlage kennen. Und vermutlich hatte derjenige sein Wissen ins Netz gestellt. Oder wenigstens eine Theorie oder ein Gerücht.
    Mavies Finger schwebten über dem Keyboard.
    Schön und gut.
    Suchbegriffe?
    Was sollte sie eingeben? Wie wär’s mit Klimakatastrophe, fragte die nervigste Stimme in ihrem Kopf.
    Sie begann mit Milankovic SHR Heinrich Dansgaard und grenzte die Suche auf den Zeitraum des letzten halben Jahres ein. 47 absolut unbrauchbare Ergebnisse. Prometheus prognosis IICO . 117 000. Prometheus conspiracy Gerrittsen. 5400.
    Edward deutete ihr Seufzen richtig. »Noch einen Kaffee?«
    »Gern.«
    Sie beschloss, die Suche einen Augenblick aufzuschieben. Und zu Ende zu bringen, was ihre Intuition ihr freundlicherweise ermöglicht hatte. Sie griff sich mit spitzen Fingern in die Hosentasche, zog den Chip heraus, den weder Olga noch die namenlose Ärztin gefunden hatten, weil beide einen Rest Anstand gewahrt hatten.
    »Hast du einen Adapter? Ich müsste die mal kurz kopieren, auf deinen Rechner. Und dann brauche ich zwei oder drei Kopien auf Mem-Sticks oder Karten.«
    »Was ist das?«, fragte er.
    »Das, was ich nicht geträumt habe. Zwar nur als Datenwüste, ohne schicke Grafiken, aber immerhin für 200 Orte und Tage.Die Ansage für Hamburg für heute, war 17,6 Grad, mittags. Die Morgenpost hat zwölf geschätzt. Und zum Wochenende eine Regenpause. Was wollen wir wetten?«
    Er zog nur sehr kurz die Augenbrauen hoch. Dann verschwand er wieder aus dem Zimmer, um das Gewünschte aus dem Keller zu holen.
    Nach einer sinnlosen halben Stunde im Informationsmeer rief sie erneut bei Helen an. Wieder sprang nur die Mailbox an. Sie versuchte es wieder bei Daniel, ohne Erfolg. Suchte weiter im Weltgehirn, mal mit groben, mal mit präzisen Wortfolgen, auf Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch, ohne auch nur den leisesten Hinweis auf die prognostizierte erhöhte Strahlung oder eine wie auch immer geartete Verschwörung zu finden. Geschweige denn auf die Variable, die sie überall in den entwendeten Prognosedaten wiederfand: G z . Ohne Erklärung.
    Im Web gab es dazu nicht einmal ein Gerücht. Nichts. Sonnenaktivität, ja. Veränderungen derselben, ja, immer. Vermutungen, ja. Ein paar Hunderttausend Hits. Genug Material für sechs Doktorarbeiten.
    Nach einer Stunde versuchte sie es wieder bei Helen und bei Daniel. Ergebnislos. Wieder hinterließ sie Nachrichten. Und machte sich Sorgen.
    Edward stellte einen Korb mit Brötchen auf den Tisch, dazu Butter, Marmeladen, Lachs und Zitrone. Er sah sie bedauernd an.
    »Ich fürchte, das ist meine Schuld«, sagte er.
    »Was?«
    »Deine Paranoia. Ich war ein schlechtes Leitbild. Ich hätte dir das Thema Klima verbieten sollen und das Studium erst recht. Zudem hast du als Kind vermutlich zu viel Endmoränenerde gegessen.«
    Sie musste lachen, obwohl er es seinem betroffenen Blick nach ernst gemeint hatte.
    »Ja, genau. Du bist schuld. Weil du dein Haus auf dem ganzen Müll gebaut hast, den die letzte Eiszeit vor sich hergeschoben hat. Und weil du deine unschuldige kleine Tochter mit diesem Dreck hast spielen lassen. Meinst du, ich könnte auf seelische Grausamkeit klagen?«
    »Wegen vielleicht, nicht auf.«
    »Auf Schadenersatz?«
    »Hast du einen guten Anwalt?«
    Sie lachte wieder, und diesmal lächelte er mit.
    Er hielt ihr den Brötchenkorb hin. »Mach dir keine Sorgen. Sie wird sich schon melden, deine Freundin.«
    Mavie nahm das Brötchen und nickte. »Helens Handy ist immer an. Tag und Nacht, in jeder Besprechung, bei jedem Rendezvous. Es könnte ja der Whistleblower anrufen, auf den sie immer gewartet hat, auch morgens um vier. Es gibt keine Erklärung dafür, dass sie nicht zurückruft.«
    »Diebstahl.«
    »Dann hätte sie

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