Prophezeiung
machen wir?«
Philipp nickte in Richtung Flammen. »Gute Frage.«
»Die Polizei?«
»Klar. Warum nicht. Hey, ihr irrt euch, macht die Akte wieder auf. Es war gar kein Unfall. Der Securitychef einer Forschungsfirma auf La Palma hat Helen ermorden lassen, weil ihre Freundin eine Scheiß-Simulation gesehen hat und die Bosse Schiss bekommen haben. Sicher.«
»Was sonst?«
Er zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Noch nicht. Was sagt denn dein Professor dazu?«
»Ich hab ihn nicht erreicht. Der ist in Asien oder Gott weiß wo. Gehört aber sowieso nicht zu den Menschen, die leicht zu erreichen sind oder sofort zurückrufen.«
»Sofern er noch zurückrufen kann?«, bot Philipp an.
Sie runzelte die Stirn. »Wieso sollte er das nicht können?«
»Er wusste von der Prognose. Genau wie Helen.«
»Aber das wussten … die nicht.« Sie korrigierte sich, unsicher und plötzlich besorgt. »Jedenfalls wussten sie es noch nicht, als sie mich rausgeschmissen haben. Zumindest haben sie das gesagt …« Sie verstummte. Das Gerrittsen ihr gegenüber bestritten hatte, mit Eisele gesprochen zu haben, musste ja nicht stimmen. Philipp hatte völlig recht. Sie konnten nicht sicher sein, ob nicht auch Eisele ins Visier des IICO geraten war.
Philipps grüne Augen blickten noch immer angriffslustig, aber sein Hass galt nicht mehr ihr. »Mit wem hat sie gesprochen?«
»Beck«, sagte sie. »Nehme ich jedenfalls an. Ich bin nicht sicher. Aber ich hatte bei dem Gespräch den Eindruck, dass er mehr weiß als Gerrittsen. Nicht nur über das Programm – oder die sogenannte Simulation. Außerdem ist er ein gestörter Nerd, ein Autist und was weiß ich, was noch.«
»Wer ist IICO ?«
»Wie, wer?«
»Wer betreibt den Laden?«
»Gerrittsen. Offiziell.«
»Gerrittsen ist Wissenschaftler, kein Manager. Das, was du beschreibst, diese Simulation, die Forschung, aber erst recht diese sauteuren Boote, das bedeutet sehr viel Geld. Sehr, sehr viel Geld. Und das muss ja irgendwo herkommen. Woher?«
Mavie schüttelte den Kopf. »Forschungsministerien?«
»Sicher«, sagte Philipp.
»Warum nicht? Andere Länder investieren auch, genau wie wir ins Exellence Center …«
»Ja, in aufgepimpte PC s wie den hier in Hamburg, meinetwegen. Aber nicht in so was wie diesen Super-Pentagon-Cray, den du da beschreibst. Und wir investieren auch nicht in Millionen-Boote auf der Elbe. Außerdem macht Hamburg kein Geheimnis aus seiner Forschung, genauso wenig wie alle anderen Städte oder Länder. Das ist Bullshit, Mavie. Die Kohle kommt irgendwo anders her, und Kohle kommt nie irgendwohin, wenn sie nicht noch mehr Kohle wittert.«
Er verstummte und sah wieder ins Feuer.
»Das heißt?«, sagte sie.
»Das heißt«, sagte er, »du versuchst weiter, deinen Professor zu erreichen. Sofern der noch lebt, könnte er nämlich mehr über das IICO wissen als du, und das sollte er mit uns teilen. Vertraulich, in seinem eigenen Interesse. Und was er nicht weiß, kriegen meine Leute raus.«
»Deine Leute«, echote sie.
»Ja. Langweilige Leute. Anwälte, Banken, Behörden.«
»Die dir das alles verraten.«
»Alles, was ich wissen will.« Er beantwortete ihren skeptischen Blick mit dem mitleidigen Spott des gemachten Mannes. »Datenschutz ist nur ein Wort. Und ich will wissen, mit wem wir es zu tun haben. Dann weiß ich nämlich auch, wen ich fragen kann, wer Helen auf dem Gewissen hat. Wer dafür bezahlt.«
Er sah sie an, und seine Augen sprachen eine klare Sprache. Er meinte es vollkommen ernst.
Sie nickte. Stand auf und nickte noch einmal, während auch er sich erhob. »Gut. Ich fahre nach Hause und versuche, Eisele …«
Klaviermusik erklang aus dem Nichts, laut, und Mavie brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, dass nicht Philipps Surround-System verrückt spielte, sondern dass sein Festnetztelefon um Aufmerksamkeit bat. Er sah sich suchend um, fand den drahtlosen Hörer auf dem Tresen, schaute aufs Display und runzelte die Stirn. Er nahm den Anruf entgegen. Und hörte zu. Sein Blick fand Mavie, er sagte »Ja«, dann reichte er ihr den Hörer.
»Dein Vater«, sagte er und ließ ein verwundertes Fragezeichen mitklingen.
Sie nahm den Hörer. »Hallo, Edward. Ich bin auf dem Weg …«
»Nein«, sagte Edward. »Du bleibst, wo du bist.« Er klang ruhig, aber sehr bestimmt.
»Weil?«, sagte Mavie.
»Weil ich aus verschiedenen Gründen davon ausgehe, dass man dich sucht. Und weil ich der Ansicht bin, dass man dich derzeit nicht finden sollte.«
Mavie wechselte
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