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Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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darauf vorbereitet bin. Den Keller kriegt keiner auf.«
    Mavie schüttelte den Kopf. Das konnte alles nicht wahr sein. Das alles durfte nicht wahr sein. Aber diesmal konnte sie sich nicht einfach damit beruhigen, ihr Vater sei nun mal paranoid und sehe überall Gespenster. Sie sah ja selbst welche. Klar und deutlich.
    »Das Auto lasse ich abholen«, sagte Edward. »Von Peters’ Sohn. Der ist in Hamburg und will übermorgen sowieso rauskommen, um seine Eltern zu besuchen. So muss er nicht Bahn fahren, sondern fährt zur Abwechslung Neo. Sei einfach so gut und steck den Schlüssel unter die Sonnenblende.«
    »Ja«, sagte sie tonlos. »Mache ich. Papa?«
    »Ja, Mavie?«
    »Es tut mir leid.«
    »Unsinn. Es tut mir leid. Und ich hoffe, dass wir beide uns irren.«
    »Ja. Aber pass bitte auf dich auf.«
    »Mach dir keine Sorgen um mich. Ist Helens Bruder im Bilde? Versteht er, was hier passiert?«
    Mavie sah wieder zu Philipp hinüber, der seinen Laptop auf dem Tresen hatte stehen lassen und jetzt vor dem Panoramafenster stand und telefonierte. Er hatte ihr den Rücken zugewandt, und sie sah, dass er sich mit der Linken den Nacken massierte. Was das betraf, konnte Edward unbesorgt sein; die Anspannung war längst bei Philipp angekommen.
    »Ja«, sagte Mavie. »Er weiß Bescheid.« Aber das war auch schon alles. Er wusste Bescheid. Und was sollte das nützen?
    »Ich melde mich«, sagte sie zu ihrem Vater.
    »Bei Peters«, sagte er.
    »Ich habe ein neues Handy und eine Prepaid-Karte. Das dürfte ja erst mal sicher sein. Ich rufe dich an, wenn ich mit Daniel gesprochen habe. Und mit Philipp. Sobald ich irgendeine Ahnung habe, wo ich bleibe. Und was wir jetzt machen.«
    »Du weißt, dass ich kein Freund der Behörden bin, aber in diesem Fall …«
    »Ja, kann sein«, unterbrach sie ihn. »Lass mich nachdenken, okay?«
    »Sicher. Aber halte die Füße still. Und den Kopf unten.«
    »Mache ich.«
    Sie legte auf.
    Starrte durch die großen Scheiben hinaus in den Dauerregen, über den Fluss, auf die langen Arme der Verladekräne am weit entfernten anderen Elbufer. Was passierte mit ihr? Hatte sie nicht eben noch, vor Sekundenbruchteilen oder wenigstens nur ein paar Stunden oder Tagen, draußen gestanden, auf der gleichen Terrasse, optimistisch, aufgeregt und randvoll mit Vorfreude auf ihr neues Leben? Hatte sie nicht gerade eben noch mit ihren quicklebendigen besten Freunden Daniel und Helen den Rest vom Abschiedsfest weggeräumt und den Wohnungsbesitzer abblitzen lassen?
    Philipp ließ das iAm sinken, senkte kurz den Kopf, hob ihn wieder und sah sie an. Mavie wünschte sich einen Spruch. Einen sinnlosen, spielerischen Baggerversuch, im gegenseitigen Wissen, dass sie ihn würde abprallen lassen. Ein Lachen von Helen. Daniels empörten Blick.
    Sie biss sich auf die Lippe. Das fehlte ihr noch. Sie würde nicht vor ihm anfangen zu heulen.
    »Was sagt dein Vater?«, sagte er und kam zu ihr herüber.
    »Fragt sich und mich, ob Philipp Bescheid weiß. Ob ihm klar ist, womit wir es zu tun haben.«
    Philipp nickte. »Gib Philipp noch eine halbe Stunde, dann weiß er zumindest mehr über IICO . Was ist passiert?«
    »Jemand war in meiner alten Wohnung. Und mein Vater meint, dass er beobachtet wird.«
    Mehr brauchte sie nicht zu sagen. Er nickte wieder und deutete Richtung Flur. »Gästezimmer, erste rechts. Sofern die paar Umzugskartons dich nicht stören.«
    »Tun sie nicht. Danke.«
    Philipps iAm klingelte wieder. Er begrüßte den Anrufer geschäftsmäßig mit einem Dank für den raschen Rückruf und wandte sich von ihr ab, während er sein Anliegen schilderte. Alles über das IICO . Finanziers, Zahlen, Firmenstruktur, Beteiligungsverhältnisse.
    Mavie nahm ihre Tasche, die sie an die Garderobe neben der Wohnungstür gehängt hatte, und ging über die Marmorfliesennach links. Sie öffnete die Tür zum Gästezimmer. Ein rotes Ligne-Roset-Sofa hockte zwischen diversen Umzugskartons an der Wand, noch eingehüllt in Plastik, durch die Fenster grüßten die Giebel der Speicherstadt. Ein Zwischenlager, eindeutig.
    Sie setzte sich auf das Plastiksofa. Ließ die Arme sinken und die Hände fallen. Legte den Kopf in den Nacken und atmete tief durch. Rollte ihre Fingerspitzen ein, klappte die Handflächen zurück, drückte sich die Handballen auf die geschlossenen Augen und atmete noch einmal tief ein und wieder aus. Und weiter. Über den Schmerz hinweg.
    Sie wollte die Tränen nicht, die von innen gegen ihre Augen drängten. Wollte nicht, dass

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