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Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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gibt es nicht. Was ja kein Wunder ist, so wie du die Typen und ihr Getue beschreibst. Aber es gibt auch nicht, sagen wir mal, fünf Firmen, von denen zum Beispiel eine das Grundstück offiziell besitzt und die nächste die Forschung finanziert, sondern es gibt einen ganzen Sack Firmen, die alle irgendwie aneinander beteiligt sind.«
    »Aber die gehören doch auch irgendjemandem?«
    Er nickte. »Ja. Firmen, die Firmen gehören. Beteiligungsgesellschaften. Venture Capital, Private Equity, alles, was das Herz begehrt. Was dann wieder mehr Firmen bedeutet, von denen ich noch nie gehört habe. Soweit ich das alles bisher kapiere, sind aber an diesen kleinen No-Names wieder diverse Versorger beteiligt, beziehungsweise deren Venture-Tochterunternehmen – von Siemens, Bosch, E .ON , RWE , Franzosen, Engländern, Schotten, Skandinaviern …«
    »Und? Das klingt doch logisch, oder? Dass Energiefirmen investieren?«
    »Ja.« Er nickte. »Klar, alles richtig, alles logisch. Sollen alle mitmachen und Geld in Wolkenboote und Weltraumschornsteine investieren, aber warum so kompliziert, wenn’s auch einfach geht?«
    Mavie sah ihn fragend an. Und hoffte, dass er selbst eine Antwort hatte.
    Aber Philipp schüttelte den Kopf. »Ich versteh’s nicht. Bislang. Aber meine Informanten, wie du sie nennst, buddeln weiter. Bis wir kapieren, wer wie mit wem zusammenhängt – und woher das Geld wirklich kommt, das in dem Projekt steckt. Das sollte uns dann ja zumindest verraten, wer die Verantwortung trägt. Und wen wir fragen können, was der ganze Scheiß soll.«
    »Wie wär’s mit Gerrittsen?«
    »Wie wäre was mit Gerrittsen?«
    »Der müsste das doch wissen.«
    »Vielleicht. Sofern er kein typischer Wissenschaftler ist, den Geld nicht interessiert, klar, kann sein. Und du meinst, dass er ans Telefon geht und gern deine Fragen beantwortet, wenn du ihn anrufst?«
    »Nein, aber er ist übermorgen in Rotterdam, nehme ich an. Genau wie Eisele. Und wenn wir ihn gemeinsam mit Eisele zur Rede stellen, beim Kongress, wird er vermutlich nicht einfach weglaufen können.«
    Er sah sie erstaunt an. »Jedenfalls würde er dann nicht weit kommen.« Er nickte und griff nach seinem iAm. »Ich lasse Lisa buchen …«
    »Hast du ein Auto?«, sagte sie.
    »Flugangst?«
    »Nein, Flughafenangst. Weißt du, worauf die alles zugreifen? Meine Adresse war leicht, die meines Vaters schon ein bisschenschwieriger, jedenfalls in der kurzen Zeit. Und falls die mich suchen – mein Name würde auf dem Ticket stehen, wäre also im System.«
    Er ließ den iAm sinken. Und nickte wieder. »Gut. Dann solltest du aber auch deine Kreditkarte nicht mehr benutzen. Hast du, seit du wieder hier bist?«
    »In ein paar Läden.«
    »Wo?«
    »Innenstadt.«
    »Lass sie ab morgen stecken.«
    »Dann müsstest du mir was auslegen.«
    Zum ersten Mal, seit sie bei ihm war, fand er sein charmantes Lächeln wieder. »Du siehst kreditwürdig aus.«
    »Danke.«
    Sein iAm klingelte. Er sah aufs Display. »Mehr Informanten …«, konnte er noch sagen, dann erklang ein anderes Signal aus dem Nichts – nicht das Klavierspiel des Festnetzapparats, sondern ein harmonischer Dreiklang.
    Mavie sah irritiert zum Laptop hinüber, aber Philipp deutete an ihr vorbei in Richtung Wohnungstür, während er seinen Gesprächspartner begrüßte, auf Englisch. Er nestelte in seiner Hosentasche, murmelte »wait a sec«, hielt Mavie einen Hundert-Euro-Schein hin und legte kurz die Handfläche auf den iAm. »Öffner ist neben der Videoanlage, neben der Tür. Falls das zwei Typen mit Maschinengewehren sind, drück nicht auf den Knopf und sag mir Bescheid. Falls es ein kleiner Japaner mit ’ner schwarzen Styroporkiste ist, magst du hoffentlich Sushi.«
    »Trotzdem, dir entgeht was«, sagte er, während er sich den finalen Sashimi-Haufen zuwandte. Mavie dippte den letzten verbliebenen Gurken-Maki in die Sojasauce und wiegte den Kopf. Die Frage Hakenwürmer? lag ihr auf der Zunge, aber dort blieb sie auch liegen.
    »Kein Fleisch, keinen Fisch?«
    »Fisch, manchmal«, sagte sie. »Aber nicht roh.«
    »Auch keine Eier und kein Honig, weil sonst die Mütter leiden?«
    »Ich bin keine Veganerin.«
    »Na, immerhin.« Er nickte und kaute weiter Sashimi. Mavie hatte noch nie jemand so viel Sushi essen sehen wie Philipp, die Riesenportion war fast vollständig verschwunden, und sie selbst hatte lediglich die vegetarischen Makis gegessen. Sie hatte schon beim Zusehen das Gefühl, platzen zu müssen, aber Philipps schlanker

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