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Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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die Tür, und Fritz Eisele stieg aus, mit einem seiner noch im Wagen sitzenden Mitfahrer plaudernd.
    Mavie sollte über die ersten Sekunden ihres Wiedersehens noch lange nachdenken. Denn es war verblüffend, in welch kurzer Zeit sie gefühlsmäßig Achterbahn fuhr.
    Als Eisele sich in Richtung Eingang wandte, lächelte er. Als er sie erkannte, keine drei Meter von ihm entfernt, spiegelte sich für Sekundenbruchteile Überraschung in seinem Blick, dann lächelte er umso breiter, erfreut, sie zu sehen. Aber es dauerte nur ein paar weitere Sekundenbruchteile, und seine Freude machte Irritation Platz, als er begriff, dass Mavie nicht allein gekommen war, sondern in Begleitung eines finster blickenden Mannes.
    Aber das sollte nur der Beginn von Mavies Achterbahnfahrt sein. Denn während der Professor auf sie zutrat, unter dem Schirm seines Begleitschrankes, stiegen unter den Schirmen weiterer hinzugeeilter Helfer die drei Begleiter des Professors aus dem Wagen, zwei grau melierte Herren in feinem Zwirn und, als Letzter, ein fast kahler kleiner Mann, der sich im Anzug nicht ganz so wohl zu fühlen schien wie im Laborkittel.
    Eisele begrüßte Mavie herzlich.
    »Mavie. Welche Überraschung«, sagte er und begrüßte sie mit einem herzlichen Händedruck, aber dann bemerkte er ihren Blick, der an ihm vorbei zum Wagen sprang und dort blieb.
    Eisele drehte sich um.
    Gerrittsen erstarrte förmlich, als er Mavie sah. Aber auch das dauerte nur Sekundenbruchteile, und im nächsten Augenblick schien es, als wolle ihm die Krawatte vom Hals platzen, direkt unter dem roten Kopf. Mit einem Blick, mit dem man Nägel hätte einschlagen können, marschierte er auf Mavie, Philipp und Eisele zu, an ihnen vorbei, ohne zu verlangsamen, und schnaubte wütend: »Was für eine Impertinenz! Was für eine bodenlose Unverschämtheit!«
    Es hagelte Blicke. Auf Gerrittsen, auf Eisele, zuletzt, ausdauernd, auf Mavie. Irritierte Blicke aus den Gesichtern der distinguierten Herren, die die beiden Professoren hierher begleitet hatten. Eisele lächelte in die Runde, signalisierte den Umstehenden mit souveräner, minimalistischer Geste Entwarnung, sah Gerrittsen kurz hinterher, der ins Gebäude verschwunden war, und schob Mavie höflich einen Schritt beiseite, eine federleichte Hand in ihrem Rücken.
    »Du lieber Gott«, sagte er höflich, »was ist denn zwischen Ihnen beiden vorgefallen?«
    »Ich …«, sagte sie. »Also, wenn, dann wissen das doch eher Sie als ich. Er hat mich gefeuert …«
    »Ja, darüber haben wir kurz gesprochen. Er hat mir aber versichert, dass er auf alle rechtlichen Schritte verzichten wird, trotz ihres Fehlverhaltens.« Sie wollte etwas erwidern, doch er hob die Hand und fuhr fort: »In seinen Augen. Ich bin überzeugt, dass Sie nichts Verbotenes getan haben. Wenngleich er mir sagte, sie hätten versucht, irgendwelche Daten auf ihren PA zu kopieren und aus dem Institut zu schmuggeln, was, bei allem Respekt, keine Marginalie ist. Aber ich habe mich für Sie eingesetzt und kann Ihnen versichern, dass er die Sache auf sich beruhen lassen wird.«
    »Kann ja sein«, sagte Philipp. »Aber wir nicht.«
    Eisele sah ihn an. Als wäre er ein Passant, der ein Privatgespräch belauscht hatte und jetzt auch noch die Unverfrorenheit besaß, sich einzumischen. »Und Sie sind?«, sagte er von sehr weit oben herab.
    »Philipp von Schenck«, erwiderte Philipp, aus der gleichen Höhe. »Frau Hellers Chauffeur, aber hauptsächlich Bruder einer Frau, die wegen ihres kleinen dicken Freundes sterben musste. Weshalb Sie, bei allem nicht vorhandenen Respekt, ihn jetzt bitten, sich wieder zu uns zu gesellen und meine Fragen zu beantworten. Andernfalls findet hier nicht ihre Veranstaltung statt, sondern ein Polizeieinsatz.«
    Eisele sah ihn an wie etwas, was unter seinem Schuh geklebthatte. Er würdigte ihn keiner Antwort, sondern wandte sich an Mavie. »Was soll das?«
    »Helen. Philipps Schwester. Helen ist umgekommen, bei einem Unfall. Einem angeblichen Unfall. Sie war Journalistin, und ich hatte ihr von dem erzählt, was ich in dieser Nacht gesehen habe. Prometheus . Gerrittsens Programm …«
    Eisele sah fragend zwischen Mavie und Philipp hin und her. »Was?«
    »Ich hatte Ihnen davon erzählt, in der Nacht …«
    »Ja, ja, ich weiß«, unterbrach Eisele sie. »Aber ich hatte Ihnen doch schon bei dem Gespräch versichert, dass das bedeutungslos ist – was ja auch Bjarne mir bestätigt hat … aber inwiefern sollte das mit dem …« Er nickte Philipp

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