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Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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Gerrittsen …«
    »Eisele. Du bist so dämlich, das tut schon weh.«
    »Danke. Das wurde aber auch Zeit, dass ich jetzt mein Fett abkriege. Wofür? Weil ich, im Gegensatz zu dir, klar denke?«
    »Warum ist der Typ Gott? Komm mal runter von deinem Trip, Studentin, du warst vielleicht ’ne sportliche Abwechslung für den Herrn, aber der nimmt dich schon lange nicht mehr ernst.«
    Sie hätte ihn am liebsten geohrfeigt, aber die Kellnerin trat im richtigen Moment dazwischen und stellte ihr lächelnd ein paar Sushirollen in den Weg.
    »Ah!«, sagte sie, faltete ihre Serviette auf, nickte desinteressiert und tupfte ihren Gurken-Maki in die Sojasauce. »Verstehe. Willkommen beim Pissing Contest der Alphatiere. Und deshalb regst du dich so auf, die ganze Stänkerei, alles nur Der Neid der Besitzlosen? Vielen Dank für das Gespräch.«
    Für einen Augenblick nahm ihm das tatsächlich den Wind aus den Segeln. Aber er erholte sich schnell. »Nein«, sagte er, »darum geht’s nicht, aber mach trotzdem mal die Augen auf. Der Typ ist nicht koscher.«
    »Weil er nicht möchte, dass ein wütender Irrer seine Veranstaltung stört?«, sagte sie spöttisch und angelte sich die nächste koschere Gurke, »und so seinen in der Tat exzellenten Ruf im Vorbeigehen kaputt macht?«
    »Nein. Weil er mit Bodyguards reist.«
    »Er hat nicht nur Freunde.«
    »Ich hab auch nicht nur Freunde.«
    »Du gehörst aber auch nicht zu den wichtigsten Klimaexperten der Welt.«
    »Ach, die reisen alle mit Leibwächtern? Wer will dem denn an die Wäsche? Ferrari-Fans, die Angst vor höheren Spritsteuern haben?«
    »Eher die anderen. Er findet manchmal sehr drastische Worte, auch gegen Erbauer von erneuerbaren Luftschlössern.«
    »Oh, verstehe! Der Gutmensch, gehetzt und gestalkt von militanten Ökokommandos! Greenpeace-Schläfer im Anmarsch! Dein Milzbrandscheck ist in der Post! Alles klar. Aber sollten die nicht vorher ein paar Dutzend Präsidenten abknallen, ein paar Ölbosse, Dick Cheney, Müller-Milch?«
    »Vielleicht ist er einfach nur vorsichtig.«
    »Und vielleicht redet er auch nur vorsichtig vor lauter Rotariern, die vor Geld kaum laufen können, an einer Wirtschaftsakademie in Rotterdam, geschlossene Gesellschaft. Und sowieso, Rotterdam! Warum nicht mal nett zusammensitzen in der fettesten europäischen Raffinerie, passt doch alles, nur nicht unbedingt zum Retter der Eisbären und Bäume.«
    »Wie ich schon sagte. Er ist ein begehrter Redner, und die Rotarier zahlen garantiert besser als Greenpeace.«
    »Siehst du, das meine ich mit Schulmädchenschwärmerei. Egal, was ich sage, Eisele ist Gott.« Er winkte nach der Kellnerin und deutete auf seinen leeren Sake-Becher, dann stopfte er sich eine weitere California-Roll in den Mund und kaute energisch.
    »Eisele ist nicht Gott, aber er hilft uns. Was soll er denn machen, außer Gerrittsen am Kragen packen und zu uns bringen? Er hatte doch bis eben keine Ahnung …«
    »Sicher«, unterbrach Philipp sie, energisch nickend. »Sicher. Er hatte keine Ahnung, von nichts. Er kann zwar zaubern und dich beim supergeheimen IICO unterbringen, er hört sich zwar interessiert an, was du dir da so alles an supergeheimen Dingen ansiehst, aber er ruft danach natürlich nicht seinen Krötenfreund an und hat keine Ahnung, bis heute nicht.«
    Sie schwieg. Er hatte ausgesprochen, was sie einen schwachen Augenblick lang selbst gedacht hatte, aber sie war gedanklich bereits mehrere Schritte weiter.
    »Er hat Gerrittsen angerufen«, sagte sie.
    »Aha?«, sagte er.
    Sie nickte. »Klar. Und Gerrittsen hat ihm erzählt, was ich gemacht habe. Und dass die Prognose eine Simulation ist. Was nicht stimmt. Aber wieso soll Eisele daran zweifeln? Gerrittsen hat ihm erzählt, dass er mich trotzdem feuern musste, nicht wegen der Prognose, sondern wegen meines Fehlverhaltens. Was wiederum Eisele versteht. Dass er mich trotzdem schützt, ist mehr als ehrenwert.«
    »Wieso schützt?«
    »Auf meinem iAm waren die gleichen Daten wie auf dem Mem-Stick. Die haben meinen iAm, die wissen und können beweisen, dass ich streng vertrauliche Daten in meinem Privatbesitz hatte. Dem Vertrag nach, den ich unterschrieben habe, gehöre ich vor ein ordentliches Gericht, mein Konto wäre danach leer bis zu meiner Beerdigung, und meine Karriere könnte ich beim Bäcker fortsetzen. Wem habe ich zu verdanken, dass Gerrittsen mich nicht verklagen lässt?«
    Philipp mampfte schwiegend sein Sushi.
    »Eben«, sagte sie. »Eisele. Und mir ist völlig egal,

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