Prosecco um Mitternacht
glauben …” Nina verstummte, als sie Renae und Tabitha Hand in Hand am Tisch sitzen sah. “Oh. Hallo, Renae.”
Sie sagte die Worte mit etwa so viel Freundlichkeit, wie eine Schlange sie einer Maus entgegenbringen möchte.
Renae erwiderte die Begrüßung nicht viel freundlicher und tätschelte Tabithas Hand, ehe sie sie losließ. “Genau das meinte ich.”
“Du hast mit ihr geschlafen.”
Colins Worte erschreckten Will so sehr, dass er prompt seinen Aufschlag verpatzte. Als er versuchte, den hüpfenden Ball einzufangen, entglitt ihm der Schläger.
“Was?”
Colin zeigte mit seinem Schläger auf ihn. Er hatte darauf bestanden, in diesem Privatclub zu spielen, obwohl zu der Wohnanlage, in der Will lebte, sehr gute Tennisplätze gehörten. “Du weißt genau, wovon ich rede. Von dieser lesbischen Bauchtänzerin, die über dir wohnt. Du hast mit ihr geschlafen, oder nicht?”
Will verzog das Gesicht und fragte sich, ob jeder ihn durchschaute. Falls ja, hatte er nämlich ein gewaltiges Problem, wenn Janet nächste Woche aus Kalifornien zurückkam. “Du könntest nicht weiter danebenliegen”, log er und konzentrierte sich ganz auf seinen Aufschlag.
Der Ball ging ins Aus, und Will schnappte sich einen neuen Ball.
Colin musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. “Komm schon, Will. Dein Gesichtsausdruck rührt nicht daher, dass du die Dinge selbst in die Hand genommen hast.”
“Sozusagen.”
“Sozusagen.”
“Und wieso nicht?” Will probierte es erneut und war froh, dass der Ball diesmal wenigstens im Spielfeld blieb.
Colin machte locker seinen Return. “Weil du dann nicht so aussehen würdest, als hättest du tollen Sex gehabt. Du wärst nicht so entspannt und würdest nicht die ganze Zeit grinsen. Und ich schwöre, du hast gepfiffen. Man pfeift nicht, wenn man bloß Sex mit sich selbst hatte.”
Das Geräusch eines zu Boden fallenden Schlägers war zu hören. Will schlug den Volley zurück und schaute zum Platz nebenan, auf dem zwei attraktive junge Frauen spielten. Eine musste Colins Bemerkung gehört und mitten im Return ihren Schläger fallen gelassen haben. Die beiden Frauen sahen sich an und lachten.
“Na klasse”, meinte Will, schlug den nächsten Ball mit besonders viel Wucht und registrierte zufrieden, dass Colin einige Mühe damit hatte. “Ich glaube, ich kenne eine der beiden Frauen neben uns aus dem Krankenhaus. Das fehlt mir noch, dass solche Gerüchte die Runde machen. ‘Der bereitwillige Will, der keine Angst hat, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.’“
Colin lachte und versuchte nicht einmal, den nächsten Volley zu kriegen, den Will über das Netz feuerte.
“Punkt, Satz und Sieg.”
“Gut.” Colin sammelte die Tennisbälle ein und ging ans Netz, um Will die Hand zu schütteln. “Ein weiteres Spiel mit solchen Aufschlägen hätte ich auch nicht ausgehalten. Ich glaube, du gefällst mir besser, wenn du frustriert bist.”
Vom Platz nebenan war erneutes Gekicher zu hören.
“Würdest du bitte aufhören”, zischte Will. “Überleg nur mal, wie Janet reagieren wird, wenn ihr solche Gerüchte zu Ohren kommen.”
“Du solltest dir lieber größere Sorgen darüber machen, was sie wohl denkt, wenn sie herausfindet, dass du es mit deiner Nachbarin getrieben hast.” Colin sah ihn forschend an. “Du hast doch nicht etwa mit beiden geschlafen, oder?”
Will winkte ab. “Nein, nein. Nur mit der einen.”
Colin stieß ihm mit dem Schläger gegen die Brust. “Aha! Ich wusste es!”
Will zuckte zusammen, als er begriff, dass er sich verraten hatte.
“Und wie war es?”, wollte Colin sofort wissen.
“Frag ich dich etwa, was zwischen dir und Lucky passiert, sobald die Sonne untergegangen ist?”
“Ständig.”
“Und verrätst du es mir?”
“Nie.”
“Na bitte.”
“Mag ja sein, aber Lucky und ich sind ein Paar. Du und …”
“Ja”, bestätigte Will und weigerte sich, Renaes Namen preiszugeben.
“Bei dir war es ein One-Night-Stand. Es ging nur um Sex. Das zählt nicht.”
“Mit welcher Begründung?”
Colin betrachtete ihn eine Spur zu prüfend. “Es sei denn, es war nicht nur Sex.”
Sie erreichten den Parkplatz. Will öffnete die Heckklappe seines Geländewagens und warf seinen Schläger und die Sporttasche hinein. “Natürlich war es bloß Sex, Mann. Bist du verrückt?”
Colin hatte neben Wills Wagen geparkt und lud ebenfalls seine Sportsachen ein. “Na, dann kannst du mir auch erzählen, wie es war.” Er schloss die Hecktür
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