Prosecco um Mitternacht
mehr erinnern konnte.
“Und? Habt ihr euch gut verstanden?”
Evan gab einen erstickten Laut von sich.
Will lachte in sich hinein und brachte es nicht über sich, den armen Kerl noch länger leiden zu lassen. “Ach, vergiss es, Mann. Janet hat mir erzählt, was passiert ist.”
Der Assistenzarzt starrte ihn erschrocken an. “Und du bist nicht wütend?”
“Nein, eigenartigerweise nicht. Im Gegenteil, ich gratuliere dir zu deinem guten Geschmack, was Frauen angeht.” Er bot Evan die Hand, aber der sah aus, als misstraue er Wills Absichten.
“Dr. Sexton, bitte melden Sie sich auf der Krankenstation. Dr. Sexton, bitte melden Sie sich auf der Krankenstation.”
Während Will ausgerufen wurde, rang Evan sich schließlich dazu durch, ihm die Hand zu schütteln. Dabei machte er ein Gesicht, als sei er eben begnadigt worden. “Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass es dir nichts ausmacht.”
“Vergiss es.” Will seufzte. “Na ja, die Pflicht ruft. Grüß Janet von mir.”
“Mach ich.”
Kopfschüttelnd verließ Will den Untersuchungsraum. Was hatte Evan denn erwartet? Dass er ihn wegen einer Frau verprügelte?
Wäre diese Frau allerdings Renae gewesen …
In diesem Moment entdeckte er den Grund dafür, dass man ihn ausgerufen hatte, und er blieb abrupt stehen. In der Krankenstation stand niemand anderes plaudernd bei einer der Schwestern als Stuart Nealon, Janets Vater.
Verdammt!
Will fragte sich, ob der Chefarzt es wohl bemerken würde, wenn er schnell in die andere Richtung davonlief.
“Will!”, rief Stuart auch schon.
Zu spät. Jetzt musste er ihm gegenübertreten, ob er es nun wollte oder nicht.
“Ich bin froh, dass ich Sie in einer ruhigen Minute erwische”, begrüßte Stuart ihn. Er kam ihm entgegen und klopfte ihm herzhaft auf den Rücken. “Gehen wir in die Cafeteria.”
“Eigentlich wollte ich …”, begann Will.
Stuart betrachtete ihn mit undurchdringlicher Miene.
“Ach, was soll’s. Ein paar Minuten kann ich wohl erübrigen.” Will musste zugeben, dass er sich ganz genau so fühlte, wie Evan noch vor wenigen Minuten ausgesehen hatte. Und immer noch aussah, als sie an ihm vorbeigingen. Sofort senkte der Assistenzarzt den Blick und eilte in die andere Richtung davon.
Will nahm an, dass er selbst es jetzt nicht besser verdiente, nachdem er den armen Kerl so lange hatte zappeln lassen.
Die bittere Wahrheit lautete, dass Nealon Wills Kündigung blockieren konnte, wenn er wollte. Sein Vertrag lief noch acht Monate, also konnte Nealon darauf bestehen, dass er die restliche Zeit blieb. Außerdem enthielt der Vertrag eine Option des Krankenhauses, ihn über die Vertragszeit hinaus zu behalten.
Nealon öffnete die Tür zum Aufenthaltsraum und ließ Will vorgehen. Die drei Angestellten, die dort waren, murmelten eine Begrüßung und verzogen sich rasch.
“Also”, begann Nealon.
Will wollte sich gerade an einen der Tische setzen, als er bemerkte, dass der Chefarzt mit vor der Brust verschränkten Armen stehen blieb.
Will schluckte.
“Ich hörte, dass das Verhältnis zwischen Ihnen und meiner Tochter momentan ein wenig abgekühlt ist.”
Oh, Junge. Das war kein verheißungsvoller Anfang. “Ja, Sir, das ist richtig.” In Gedanken sah er Evans rotes Gesicht vor sich und fragte sich, ob er jetzt genauso lächerlich aussah. “Um ehrlich zu sein, Sir, Ihre Tochter und ich sind nicht mehr zusammen.”
Nealon schwieg eine ganze Weile und sah aus, als erwarte er, dass Will fortfuhr.
Was Will nicht tat. Stattdessen straffte er die Schultern und hielt dem Blick des Chefarztes stand.
Zu seinem Erstaunen lachte der. “Sie sind nicht so leicht zu erschüttern, was, Sexton?”
Will schaffte es, keine Miene zu verziehen. “Überrascht Sie das?”
“Eigentlich nicht.” Nealon zog ein Stück Papier aus der Tasche seines weißen Arztkittels und hielt es hoch. “Kommt Ihnen das bekannt vor?”
“Ja, allerdings. Das muss meine Kündigung sein.”
Stuart legte sie auf den Tisch zwischen ihnen. “Ich fürchte, die kann ich nicht akzeptieren.”
Verdammt! Er würde Will zwingen, seinen Vertrag zu erfüllen.
“Weil ich beschlossen habe, Sie zu befördern.”
Will stutzte. “Wie bitte?”
Nealon lachte leise. “Sie scheinen überrascht zu sein. Wieso? Haben Sie etwa geglaubt, ich mache Ihnen das Leben schwer, nur weil zwischen Ihnen und meiner Tochter Schluss ist? Die Beförderung verdanken Sie Ihrer Leistung. Wie ich bereits sagte, ich beobachte Sie schon
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