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Prost Mathilda - von Wolke sieben ab in den Vollrausch

Prost Mathilda - von Wolke sieben ab in den Vollrausch

Titel: Prost Mathilda - von Wolke sieben ab in den Vollrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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Conni treffen. Das ging schon mal gar nicht. Franzi und Kati waren gerade auf dem Weg zur Schule. Auch Mist.
    Zu ihrem Dad? Nein, der interessiert sich doch überhaupt nicht mehr für sie.
    Schließlich entschied sie sich für den Park. Für
ihre
Bank.
    Doch, konnte sie das ertragen? Konnte sie das nüchtern ertragen?
    Mathilda kramte ihre Geldbörse aus der Schultertasche hervor. Kein Schein war darin, nur Hartgeld. Mit zittrigen Fingern zählte sie es – und kam immerhin auf 8,21 Euro. Das reichte locker für zwei Flaschen Rotwein.
    Zwei Flaschen. Das hörte sich gut an – das hörte sich nach Vergessen an.
    Ganz in der Nähe war ein Aldi-Markt. Mathilda atmete tief durch und machte sich auf den Weg.
    Doch als sie mit wild schlagendem Herzen die beiden Flaschen auf das Warenband gelegt hatte und endlich zu der Kassiererin vorgedrungen war, erlebte sie eine böse Überraschung.
    „Du bist doch sicher noch keine achtzehn Jahre alt, oder?“, murmelte die dunkelhaarige Kassiererin.
    „Nein, bin ich nicht.“ Mathilda gab sich die größte Mühe, ruhig zu bleiben. Am liebsten hätte sie geschrien: „Was geht dich das an?, stattdessen lächelte sie freundlich und sagte: „Die soll ich für meine Mutter holen. Sie hat heute Abend Besuch.“
    Die Frau schaute sie einen Moment nachdenklich an. Doch schließlich schüttelte sie den Kopf und sagte: „Das muss deine Mutter schon selbst erledigen. Wir verkaufen keinen Alkohol an Minderjährige.“ Damit nahm sie die Flaschen vom Band und ließ sie hinter sich auf der metallenen Ablage in einer Plastikkiste verschwinden.
    „Aber ... “, stotterte Mathilda.
    „Nichts aber!“, sagte die Frau bestimmend und wandte sich der Kundin hinter Mathilda zu.
    Benommen sah Mathilda zu, wie die automatische Tür zur Seite glitt, und trat hinaus.
    Nach ein paar Schritten verlor sie die Beherrschung. Wütend fluchte sie vor sich hin, während ihr Gehirn an einer Lösung feilte. Sie brauchte jetzt – und zwar jetzt sofort – etwas zu trinken! Sie musste unbedingt diese verdammten Bilder aus dem Kopf kriegen. Und den stechenden Schmerz aus ihrem Herzen. Und Mathilda war sich ganz sicher, dass ihr das nur mit der Hilfe von Rotwein gelingen würde.
    Gerade hatte sie beschlossen, trotz allem erst einmal in den Park zu gehen, da fiel ihr plötzlich etwas ein. Ein Gespräch, das sie neulich, rein zufällig, mitbekommen hatte.
    Drei Mädchen und zwei Jungen hatten sich auf dem Schulhof unterhalten. Sie waren vielleicht sechzehn oder siebzehn Jahre alt. Es ging um eine Verabredung zum Koma-Saufen. Mathilda hatte mit Franzi und Kati ganz in der Nähe gestanden und deshalb fast jedes Wort mitbekommen.
    „Beim Kiosk in der Schillerstraße bekommst du alles“, hatte einer der Jungen den anderen berichtet. „Das ist so ’n Opa, der verkauft selbst an kleine Kinder harten Stoff.“
    Klar, der Kiosk in der Schillerstraße. Was für ein Zufall, dass die Schillerstraße nur zwei Straßen weiter und direkt neben dem Haupteingang zum Stadtpark lag.
    Mathilda trabte los.
    Zehn Minuten später saß sie auf
ihrer
Bank. Der Opa hatte ihr, ohne mit der Wimper zu zucken, zwei Flaschen Rotwein verkauft. Eine ganz billige Plörre, die nicht mit einem Korken, sondern einem einfachen Drehverschluss versehen war.
    Mathilda öffnete die erste Flasche und nahm einen tiefen Zug. Das Zeug schmeckte widerlich. Ganz schauderhafter Fusel. Trotzdem würgte Mathilda Schluck für Schluck hinunter. So lange, bis sich allmählich das wohltuende Wattegefühl in ihrem Kopf ausbreitete. Jetzt kam ihr alles gar nicht mehr so schlimm vor. Ganz im Gegenteil. Mathilda fing leise an vor sich hin zu kichern.
    Wie blöd Tom und seine Tanja doch zusammen ausgesehen hatten.
    Mathilda nahm einen letzten tiefen Schluck und stellte die leere Flasche neben sich auf die Bank.
    Die hatte ihn angegafft, wie eine kurzsichtige Kuh.
    Mathilda drehte die zweite Flasche auf und warf den Verschluss hinter sich ins Gebüsch. Sie nahm ein paar kurze Schlucke.
    Die sah doch wirklich selten dämlich aus.
    Mathildas Handy kündigte eine neue SMS an. Die sechste in den letzten eineinhalb Stunden. Kati war ganz schön mutig, schoss es Mathilda durch den Kopf. Verschickte mitten im Matheunterricht eine SMS. Mathilda schaute auf das Handy in ihren Händen und schaltete es schließlich einfach aus. Sie wollte jetzt nicht gestört werden.
    Nachdem sie auch die zweite Flasche geleert hatte, kam sie schwankend auf die Beine und torkelte nach

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