Prost Mathilda - von Wolke sieben ab in den Vollrausch
ein paar Wochen mit dem zusammen. Ein paar unbedeutende Wochen. Also Schluss jetzt mit diesem Geheule und nach vorne geschaut.“
Unbedeutende Wochen?
Hatte Kati wirklich gerade
unbedeutende Wochen
gesagt? Diese Worte brannten. Diese Worte waren eindeutig zu viel für Mathilda.
Mit einer ruckartigen Bewegung schüttelte sie Katis Hände von ihren Schultern ab und schoss in die Höhe. Ihre Augen funkelten vor Zorn, als sie ihr ein Spucke sprühendes „Blöde Kuh!“ zuschrie. Mathilda machte auf dem Absatz kehrt und rannte einfach davon. Hinter sich hörte sie Kati laut rufen: „Mati, bleib doch hier. Ich will dir doch nur helfen. Ich bin doch deine Freundin ...“
Schöne Freundin, dachte Mathilda, während sie fast blind vor Tränen durch den Park rannte.
Es gibt zwei Mädchen in meiner Klasse, die ständig saufen. Komasaufen. Die dröhnen sich mit Alkopops zu und finden sich dann total geil. Mich wollten sie auch schon mal überreden. Aber ich wollte nicht. Ich habe dann versucht, ihnen mal ins Gewissen zu reden. Zumal die eine von den beiden schon ein echtes Problem mit dem Alk hat. Aber die meinten nur, ich sei eine blöde Spießerin
.
Merle-Marie, 14 Jahre
Prost, Mathilda!
Es war das gleiche Bild wie schon seit Monaten. Mathilda schloss die Wohnungstür auf, trat ein, ging über den kleinen Flur in die Küche und fand Conni mit einem Glas Rotwein in der Hand am Küchentisch sitzend vor. Aus glasigen Augen schaute sie ihrer Tochter entgegen und ließ ein schiefes Grinsen sehen.
„Hallo, Schatz. Ich habe mir Sorgen gemacht. Du bist einfach verschwunden. Als ich vom Einkaufen zurückgekommen bin, war dein Bett leer. Wo warst du?“ Ihre Stimme schwankte.
Nur diesmal erfüllte Mathilda der Anblick ihrer
angeheiterten
Mutter mit einer großen Gleichgültigkeit. Statt wie üblich sofort die Küche wieder zu verlassen oder Conni anzuflehen, mit dem Trinken aufzuhören, setzte sie sich zu ihr an den Tisch und sagte: „Denkst du, dass wir, ich meine du und ich, etwas labil sind?“
Conni hob erstaunt die Augenbrauen. „Wie kommst du denn darauf?“
„Kati sagt das!“
Conni schüttelte heftig den Kopf. „So ein Unsinn. Die kennt mich doch gar nicht und du bist doch auch erst seit ein paar Monaten mit der befreundet.“
Mathilda verzog den Mund. „Dass du das überhaupt mitbekommen hast“, sagte sie bitter.
„Was?“
„Dass Kati meine
Freundin
ist.“
Conni verdrehte die Augen. „Also sag mal. Natürlich kenne ich deine Freundinnen.“ Ihre Stimme klang jetzt richtig empört.
„Na dann wird es dich sicherlich nicht überraschen, dass mein
Freund
deinetwegen mit mir Schluss gemacht hat.“
„Herrgott noch mal! Was redest du denn bloß für einen Unsinn? Freund? Von welchem Freund redest du da eigentlich. Und was habe ich denn bitteschön damit zu tun?“ Sie schlug heftig mit der flachen Hand auf die Tischplatte. Mathilda war sich nicht sicher, ob sie es aus Unsicherheit machte oder um damit die Heftigkeit ihrer Worte zu unterstreichen.
Mathilda ging nicht auf Connis Fragen ein. Sie fühlte sich ihr plötzlich so überlegen – ganz ruhig und sachlich wollte sie ihr von Tom erzählen. Endlich von Tom erzählen, damit sie begriff, dass auch sie, Mathilda, gerade entsetzlich litt.
„Kann ich auch ein Glas bekommen?“, fragte sie mit fester Stimme, während sie schon nach der Rotweinflasche griff.
„Spinnst du?“ Conni riss die Augen weit auf. „Natürlich nicht! Du bist vierzehn!“ Sie wollte ihr die Flasche aus der Hand reißen, aber Mathilda war schneller. Mit einem Satz war sie auf den Beinen und ging mit der Flasche in der Hand zum Regal, um sich ein Glas rauszuholen.
„Mathilda!“ Connis Stimme klang schrill. „Du stellst sofort die Flasche wieder auf den Tisch. Sofort! Hörst du!?“
Mathilda schenkte sich dennoch unbeirrt ein, stellte die Flasche wieder auf den Tisch und verzog spöttisch den Mund. „Bitteschön, da hast du sie wieder.“ Dann führte sie das Glas an ihre Lippen und trank einen tiefen Schluck.
Auf Connis Gesicht spiegelte sich die pure Fassungslosigkeit wider. Sie öffnete den Mund, als ob sie etwas laut hinausschreien wollte, doch dann zuckte sie fast gleichgültig mit den Achseln und murmelte: „Was soll’s. Prost, Mathilda!“
Mathilda setzte sich wieder an den Tisch und sah Conni direkt in die Augen. „Ich möchte mit dir reden. Ich möchte dir von Tom erzählen.“
Conni hob ihr Glas an die Lippen. Erwartungsvoll sah sie Mathilda über den Rand
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