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Prost Mathilda - von Wolke sieben ab in den Vollrausch

Prost Mathilda - von Wolke sieben ab in den Vollrausch

Titel: Prost Mathilda - von Wolke sieben ab in den Vollrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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auf dem Küchentisch. Sie nahm ihn und schaffte es schließlich, die Flasche nach einigen Fehlversuchen mit einem lauten „Plopp“ zu öffnen.
    Mathilda schenkt sich das Glas randvoll und trank es aus, ohne es auch nur einmal abzusetzen. Als sie das geleerte Glas auf den Tisch zurückstellte, um sich erneut einzuschenken, spürte sie plötzlich, wie sich ihr der Magen umdrehte und ihr etwas schummrig im Kopf wurde. Dann fiel ihr ein, dass sie den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte. Drei Gläser Rotwein auf nüchternen Magen, da konnte einem ja nur übel werden, dachte sie und fühlte sich trotz des Alkohols völlig klar im Kopf.
    Du lässt das jetzt sofort sein, Mathilda Nielsen, ist das klar?!, befahl sie sich in Gedanken selbst. Oder willst du genauso enden wie deine Mutter? Sie schüttelte den Kopf, was das schummrige Gefühl noch verstärkte.
    „Schluss damit!“, sagte sie jetzt laut. „Schluss mit dem Selbstmitleid, dem Saufen und diesem ganzen blöden Scheiß hier.“
    Noch immer hielt sie die Flasche in der Hand, doch sie schenkte sich nicht ein, sondern ging damit zum Spülbecken und kippte den gesamten Inhalt in den Ausguss.
    Morgen früh würde sie wieder in die Schule gehen. Sich bei Franzi und Kati für ihr unmögliches Benehmen entschuldigen und einen großen Bogen um Tom machen. Nach der Schule würde sie ihren Dad anrufen und ihn fragen, ob sie auch eine Weile bei ihm wohnen konnte. Nur so lange, bis Conni ihr Leben endlich wieder in den Griff bekommen hatte. Vielleicht würde Mathildas Auszug ihr endlich den Schock versetzen, den Säufer wohl brauchten, um sich ihren Problemen stellen zu können.
    Mathilda straffte die Schultern und verließ die Küche.
    Morgen wird alles wieder gut werden, daran wollte Mathilda fest glauben.
    Probleme bewältigt man am besten mit Alkohol. So war das schon immer bei meiner Mutter. Kein Wunder, dass ich beim ersten Problem auch gleich zur Flasche griff. Mit vierzehn Jahren saß ich zusammen mit meiner Mutter im Wohnzimmer und betrank mich. Ich hatte Liebeskummer. Sie wusste, glaube ich, den Grund für ihre Sauferei schon lange nicht mehr. Ich bin froh, dass sie dann durch die Hilfe einer guten Freundin einer Therapie zustimmte. Sonst würde ich wohl immer noch mit ihr im Wohnzimmer sitzen und trinken
.
    Mareike, 19 Jahre

Schlimme Wochen
    Alles kam anders.
    Mathilda stand früh auf, duschte ausgiebig, frühstückte eine Kleinigkeit, weckte Conni mit Kaffee und ein paar Keksen, schaffte es sogar, ihr aufmunternd zuzulächeln und sich mit den Worten: „Alles wieder okay, Mom“, bei ihr zu verabschieden. Sie verließ einigermaßen gut gestimmt die Wohnung und lief auf direktem Weg zu Kati.
    Zuvor hatte sie ihr eine SMS geschickt.
    Sorry, bin wieder normal! Kannst du mir verzeihen?
    TKUGLG, M!
    Katis Antwort hatte nicht lange auf sich warten lassen.
    Klaro. Ich habe mich auch voll daneben benommen. Holst du mich ab?
    HDGDL, K!
    Mathilda legte die Strecke zwischen ihrer und Katis Wohnung im Laufschritt zurück. Ihre langen Haare wehten wie ein heller Schleier hinter ihr her. Ihr Gesicht war von der frischen Morgenluft leicht gerötet. Mathilda holte tief Luft beim Laufen und fühlte sich das erste Mal seit Toms „Schluss-mach-SMS“ wieder etwas besser.
    Nur noch die Straße runter, dann um die Ecke gebogen und schon ...
    Mathilda blieb ruckartig stehen. Ein eisiger Schauer lief ihr über den Rücken.
    Direkt vor ihr, so nahe, dass sie nur ihre Hand ausstrecken musste, damit sie ihn berühren konnte, stand Tom.
    Mit Tanja!
    Eng umschlungen schauten sie sich tief in die Augen.
    „Tom!“, würgte Mathilda leise hervor. Mehr brachte sie nicht über die Lippen. Dann fuhr sie mit einer ruckartigen Bewegung herum und stürmte davon.
    „Mathilda ...“, hörte sie Tom erschrocken hinter sich rufen. Und dann Tanjas höhnische Stimme: „Ach, lass die doch rennen ...“
    Und Mathilda rannte. Und wie sie rannte. Ziellos, einfach geradeaus. Bloß weg hier! Das war ihr einziges – ihr wichtigstes Ziel.
    Irgendwann kam sie schließlich völlig atemlos und schweißüberströmt zum Stehen.
    Sie warf einen vorsichtigen Blick über ihre Schulter zurück. Tom war ihr nicht gefolgt. Mathilda wusste nicht, ob sie sich darüber freuen oder traurig sein sollte. Mathilda wusste überhaupt nichts. Nur, dass sie unbedingt dieses Bild aus dem Kopf kriegen musste. Und dass sie auf keinen Fall in die Schule gehen konnte. Völlig unmöglich!
    Nur wohin? Zu Hause würde sie garantiert auf

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