P.S. Ich liebe Dich
Gelächter hallte durch die ganze Straße, als Holly ins Haus trat.
»Okay, Gerry«, verkündete sie, während sie aufschloss. »Ich war spazieren, habe lange über das nachgedacht, was du mir gesagt hast, und bin zu dem Schluss gekommen, dass du den Verstand verloren hast. Du kannst unmöglich ernst meinen, was du da geschrieben hast. Sollte es aber doch so sein, dann gib mir ein Zeichen. Wenn du mir kein Zeichen gibst, dann gehe ich davon aus, dass alles ein Irrtum war und du es dir anders überlegt hast. Dafür hätte ich absolut Verständnis«, sagte sie in die Luft hinein.
Dann sah sie sich eine Weile im Wohnzimmer um, ob irgendetwas passierte. Aber nichts geschah.
»Na gut«, meinte sie fröhlich. »Du hast also einen Fehler gemacht, das verstehe ich. Dann werde ich die letzte Botschaft einfach nicht beachten.« Wieder blickte sie sich im Zimmer um und wanderte schließlich zum Fenster. »Okay, Gerry, das ist deine letzte Chance.«
In diesem Moment erstrahlte die Lichterkette am Baum, und Hollys Nachbarn tanzten kichernd darum herum.
Holly verzog das Gesicht. »Das muss ich dann wohl als Zeichen nehmen.«
Nachdenklich kochte sie sich eine Tasse Tee und setzte sich an den Küchentisch, um ein wenig aufzutauen. Wenn dein guter Freund dir gesteht, dass er dich liebt, wenn dein toter Ehemann dir rät, du sollst dich neu verlieben, dann setz dich einfach erst mal hin und trink eine Tasse Tee.
Noch drei Wochen, dann hatte sie Weihnachtsurlaub. Das bedeutete, dass sie Daniel nur fünfzehn Arbeitstage lang aus dem Weg gehen musste. Das schien ihr durchaus möglich. Bis zu Denises Hochzeit Ende Dezember hatte sie hoffentlich eine Entscheidung getroffen. Aber zuerst einmal musste sie ihr erstes Weihnachten allein überstehen, und davor graute ihr.
»Okay, wo soll ich ihn hinstellen?«, keuchte Richard, behielt den Weihnachtsbaum aber fest im Griff. Eine Spur von Tannennadeln führte von der Wohnzimmertür den Korridor hinunter, zur Haustür hinaus und bis zu ihrem Auto. Holly seufzte, denn jetzt musste sie noch einmal saugen.
»Holly!«, wiederholte Richard verzweifelt, und sie fuhr auf.
»He, ein sprechender Baum«, kicherte sie. Nur seine braunen Schuhe lugten unter den Zweigen hervor und ähnelten stark einem Baumstumpf.
»Holly«, knurrte er abermals und geriet ins Schwanken.
»Oh, tut mir Leid«, sagte sie, denn plötzlich wurde ihr klar, dass er gleich nicht mehr konnte. »Drüben ans Fenster.«
Sie zuckte zusammen, als er auf dem Weg dorthin alles Mögliche zu Boden riss.
»So«, sagte er schließlich, wischte sich die Hände ab und trat einen Schritt zurück, um sein Werk zu begutachten.
»Er sieht ein bisschen kahl aus, findest du nicht?«, meinte Holly stirnrunzelnd.
»Na, du musst ihn natürlich noch schmücken.«
»Nein, ich meine, es sind nur noch ungefähr fünf Zweige dran. Der Baum hat richtig nackte Stellen«, stöhnte sie.
»Ich hab dir gesagt, du hättest dir früher einen kaufen sollen, nicht erst Heiligabend. Er war noch der Beste von denen, die übrig waren, aber die richtig Guten hab ich schon vor Wochen verkauft.«
»Du hast sicher Recht«, räumte Holly ein. Eigentlich hatte sie dieses Jahr überhaupt keinen Weihnachtsbaum gewollt. Sie war nicht in Feierstimmung. Aber Richard hatte darauf bestanden, und Holly wollte ihn bei seinem Weihnachtsbaumprojekt unterstützen. Nur war der Baum leider so hässlich, dass man es auch mit noch so viel Schmuck nicht verbergen konnte. Wenn sie sich früher entschieden hätte, wäre vielleicht wenigstens noch ein richtiger Baum für sie da gewesen, nicht nur ein Stock, an dem ein paar Tannennadeln baumelten.
Sie konnte es nicht fassen, dass schon Weihnachten war. Die letzten Wochen hatten sie alle viele Überstunden gemacht, um das Januarheft rechtzeitig fertig zu bekommen, ehe alle in die Weihnachtsferien abschwirrten. Gestern waren sie tatsächlich fertig geworden, und als Alice vorgeschlagen hatte, zusammen auf ein paar Drinks zu Hogan’s zu gehen, hatte Holly höflich, aber bestimmt abgelehnt. Sie hatte noch nicht mit Daniel gesprochen; seine Anrufe ignorierte sie, den Pub mied sie, und sie hatte Alice aufgetragen, ihm zu sagen, sie sei in einem Meeting, falls er bei der Arbeit anrief – was fast täglich der Fall gewesen war.
Sie wollte nicht unhöflich oder gemein sein, aber sie brauchte Zeit zum Nachdenken. Okay, er hatte ihr ja nicht gerade einen Heiratsantrag gemacht, aber irgendwie hatte sie trotzdem das Gefühl, als müsste sie
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