P.S. Ich liebe Dich
aber wenn sie dann endlich den Mut dafür zusammen hatte, wurde es gerade wieder grün. Nervös fuchtelte sie am Verschluss ihrer Handtasche herum, ließ ihn auf- und wieder zuschnappen, und tat so, als suchte sie etwas, nur um sich zu beschäftigen.
»Entspann dich, Holly«, tröstete Sharon sie. »Es wird alles gut gehen.«
»Du kannst mich mal«, fauchte Holly.
Schweigend brachten sie den Rest der Fahrt hinter sich. Nicht einmal der Taxifahrer sagte etwas. Bei Hogan’s angekommen, hatten John und Sharon einige Mühe, Hollys Gejammer zu stoppen (»lieber spring ich in die Liffey«) und sie zum Hineingehen zu bringen. Zu Hollys Entsetzen war der Club auch noch gerappelt voll, und sie mussten sich zu dem Tisch durchdrängeln, den ihre Familie reserviert hatte (direkt bei der Toilette, das hatte Holly sich auserbeten).
Richard kauerte unbeholfen auf einem Hocker und wirkte extrem fehl am Platz. »Erklär mir doch bitte mal die Regeln, Dad. Was muss Holly machen?« Geduldig erläuterte Frank ihm die »Regeln« des Karaoke-Wettbewerbs, mit dem Erfolg, dass Holly nur noch aufgeregter wurde.
»He, das ist ja toll, oder nicht?«, meinte Richard und schaute sich voller Ehrfurcht um. Holly vermutete, dass er noch nie in einem Club gewesen war.
Auch der Anblick der Bühne jagte Holly Angst ein, denn sie war wesentlich größer, als sie erwartet hatte. An der Wand war ein Bildschirm, auf dem das Publikum den Text der Lieder mitverfolgen konnte. Jack hatte den Arm um Abbeys Schultern gelegt, und die beiden lächelten Holly aufmunternd zu. Holly schnitt ihnen eine Grimasse und sah dann schnell weg.
»Holly, vorhin ist was echt Lustiges passiert«, erzählte Jack. »Erinnerst du dich an diesen Daniel, den wir neulich abends kennen gelernt haben?«
Holly starrte ihn nur an und sah, wie seine Lippen sich bewegten, aber es war ihr vollkommen egal, was er sagte. »Na ja, Abbey und ich waren als Erste hier, wir haben uns geküsst, und da kam dieser Mann rüber und hat mir ins Ohr geflüstert, dass du heute Abend hier singen würdest. Er dachte, wir wären liiert und ich würde fremdgehen!« Jack und Abbey lachten laut.
»Das ist doch widerlich«, verkündete Holly und wandte sich ab.
»Nein«, versuchte Jack zu erklären. »Er wusste nicht, dass wir Bruder und Schwester sind. Ich musste ihm sagen … « Jack verstummte, als Sharon ihm einen warnenden Blick zuwarf.
»Hi, Holly«, rief Daniel, der gerade mit einem Klemmbrett auf sie zukam. »Also, die Reihenfolge heute Abend sieht folgendermaßen aus: Zuerst kommt eine Frau namens Margaret, nach ihr ein gewisser Keith und dann bist du dran. Ist das in Ordnung?«
»Ich bin also die Dritte.«
»Ja, nach ...«
»Mehr brauch ich nicht zu wissen«, fiel ihm Holly unhöflich ins Wort. Sie wollte so schnell wie möglich wieder raus aus diesem Club. Sollten sie doch alle in Ruhe lassen, damit sie Zeit hatte, ihnen irgendwelche üblen Dinge an den Hals zu wünschen. Am liebsten wäre sie im Boden versunken. Doch Daniel sprach weiter: »Hör mal, Holly, könntest du mir sagen, welche von deinen Freundinnen Sharon ist?« Dabei sah er sie so schüchtern an, als hätte er Angst, sie würde ihm den Kopf abbeißen. Gut so.
»Die da drüben«, antwortete Holly ärgerlich und zeigte auf Sharon.
Schon ging er auf sie zu.
»Sharon, hi, ich bin Daniel. Ich wollte mich nur für das Kuddelmuddel letzte Woche am Telefon entschuldigen.«
Holly hüpfte von ihrem Hocker.
»Kuddelmuddel?«, fragte Sharon und starrte ihn an, als hätte er zehn Köpfe.
»Ja, am Telefon.«
John legte seiner Frau schützend den Arm um die Taille.
»Wir haben am Telefon miteinander gesprochen?«, fragte Sharon.
Daniel räusperte sich nervös. »Ja, Sie haben letzte Woche im Club angerufen, erinnern Sie sich?«
Hinter Daniels Rücken gestikulierte Holly Sharon wild zu.
»Oh … «, rief Sharon, als wäre ihr gerade etwas eingefallen. »Oh, natürlich!«, setzte sie etwas allzu überschwänglich hinzu. »Gott, tut mir Leid, meine grauen Zellen sind heute ein bisschen schlecht drauf.« Sie lachte laut. »Wahrscheinlich zu viel von dem Zeug hier«, fügte sie hinzu und hob ihr Glas. »Machen Sie sich wegen dem Telefonat bloß keine Gedanken«, rief sie mit einer wegwerfenden Handbewegung.
»Ich hab den Laden erst vor ein paar Wochen übernommen und war wegen der genauen Planung für heute Abend noch nicht richtig auf dem Laufenden.«
»Ach, nur keine Sorge … wir brauchen alle unsere Zeit … wissen Sie, was
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