P.S. Ich liebe Dich
warum du mitgemacht hast, obwohl du Karaoke doch anscheinend so verabscheust?«, fragte er.
»Ach, mein schrecklich humorvoller Ehemann dachte, es wäre komisch, seine absolut unmusikalische Frau zum Karaoke anzumelden.«
»So schlecht warst du nun auch wieder nicht! Ist dein Mann denn hier?« Er schaute sich um. »Ich möchte nicht, dass er denkt, dass ich seine Frau mit diesem Gebräu hier vergifte.«
Lächelnd antwortete Holly: »Ja, er ist hier … irgendwo.«
Dreizehn
Holly befestigte das Laken mit ein paar Wäscheklammern an der Leine und dachte darüber nach, wie sie den Rest des Mais herumgebracht und dabei versucht hatte, ihrem Leben irgendeine Art von Ordnung zu geben. An manchen Tagen war sie richtig zufrieden und voller Zuversicht gewesen. Aber dann war dieses Gefühl ebenso plötzlich verschwunden, wie es gekommen war, und sie spürte, wie die Traurigkeit zurückkehrte. Sie sehnte sich danach, sich wieder in ihrem Körper und ihrem Leben aufgehoben zu fühlen, statt wie ein Zombie umherzuirren und ihrer Umwelt beim Leben zuzuschauen, während sie darauf wartete, dass ihres herumging. Stundenlang saß sie im Wohnzimmer und versuchte, sich jede einzelne Erinnerung an Gerry ins Gedächtnis zu rufen. Unglücklicherweise dachte sie dabei auch an jeden Streit und wünschte sich, sie könnte ihn ungeschehen machen, könnte jedes gemeine Wort zurücknehmen, das sie ihm je an den Kopf geworfen hatte. Sie quälte sich, weil sie manchmal so egoistisch gewesen und zum Beispiel einfach mit ihren Freundinnen weggegangen war, wenn sie sich gerade über ihn geärgert hatte. Sie schalt sich dafür, dass sie oft tagelang gegrollt hatte, statt ihm zu verzeihen, dass sie sich an manchen Abenden einfach müde zur Wand gedreht hatte, statt mit ihm zu schlafen. Am liebsten hätte sie nur Erinnerungen an die guten Zeiten gehabt, aber die schlechten ließen sie nicht in Ruhe. Warum hatte ihnen niemand gesagt, dass sie nur so wenig Zeit zusammen haben würden?
Dann gab es gute Tage, an denen sie mit einem Lächeln auf dem Gesicht herumspazierte und sich dabei erwischte, wie sie vor sich hinkicherte, wenn ihr mitten auf der Straße ein Witz von Gerry einfiel. Tagelang verfiel sie in tiefschwarze Depressionen, dann fand sie endlich die Kraft, die Dinge positiv zu sehen, und war ein paar Tage fröhlich. Aber die kleinsten Kleinigkeiten konnten den nächsten Tränenstrom auslösen. Es war so ermüdend, und meistens hatte sie keine Lust, mit ihren Gedanken zu kämpfen. Denn die waren sowieso viel stärker als ihr Körper.
Freunde und Familie kamen und gingen; manchmal half es, mit ihnen zu weinen, manchmal brachten sie sie zum Lachen, aber selbst dann fehlte ihr etwas. Richtig glücklich war sie nie, sie vertrieb sich nur die Zeit, während sie auf etwas wartete. Wozu sollte sie leben, wenn dieses Leben leer und sinnlos war? Solche Fragen gingen ihr ständig im Kopf herum, bis sie zu dem Punkt kam, an dem sie nicht mehr aus ihren Träumen erwachen wollte, die sich so real anfühlten.
Sie las Gerrys Briefe immer und immer wieder, analysierte jedes Wort, jeden Satz und entdeckte jeden Tag eine neue Bedeutung. Aber sie konnte nachdenken, so viel sie wollte, konnte zwischen den Zeilen lesen und sich verborgene Botschaften ausdenken – Tatsache blieb, dass sie niemals wirklich wissen würde, was Gerry gemeint hatte, denn sie würde nie wieder mit ihm sprechen. Damit zurechtzukommen war das Allerschwerste, und manchmal hatte sie das Gefühl, dass sie daran zugrunde gehen würde.
Aber dann kam wieder ein guter Tag …
Der Mai ging vorüber, der Juni zog ins Land. Nun waren endlich die langen, warmen Sommerabende gekommen, die wunderschönen, frischen Morgen. Man versteckte sich nicht mehr im Haus, man lag nicht mehr bis zum Nachmittag im Bett herum. Es schien, als wäre ganz Irland aus dem Winterschlaf erwacht, hätte sich gereckt und gestreckt und finge jetzt endlich wieder richtig an zu leben. Es war Zeit, die Fenster aufzureißen, frische Luft ins Haus zu lassen und die Gespenster der Dunkelheit zu vertreiben. Es war Zeit, morgens mit den Vögeln aufzustehen und spazieren zu gehen, den Leuten in die Augen zu schauen und Hallo zu sagen, statt sich unter Klamottenschichten zu vergraben, die Augen auf den Boden zu richten, von einer Erledigung zur nächsten zu hasten und die Welt zu ignorieren. Es war Zeit, aus dem Schatten zu treten, den Kopf zu heben und der Wahrheit ins Auge zu blicken.
Außerdem hatte der Juni natürlich auch
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