P.S. Ich liebe Dich
ihre Mutter für Gerechtigkeit sorgte.
»Dumme Kuh«, brummte sie, als sie zurückkam. Dann sah sie ihre Tochter an, die immer noch einen ziemlich fertigen Eindruck machte, und meinte: »Sollen wir nicht einfach nach Hause fahren und uns ein bisschen ausruhen?«
Holly lächelte dankbar, und wieder rollte ihr eine Träne übers Gesicht. Nach Hause. Das klang wunderbar.
In Portmarnock kuschelte sie sich auf der Couch an ihre Mutter und kam sich vor, als wäre sie wieder ein Teenager. Damals hatte sie oft mit ihrer Mutter hier gesessen und den neuesten Tratsch ausgetauscht. Manchmal wünschte sie sich, sie könnten noch die gleichen Kicher-Gespräche führen. »Ich hab dich gestern Abend angerufen, warst du weg?«, riss ihre Mutter sie aus ihrer Grübelei und nahm einen Schluck von ihrem Tee.
Ach ja, Tee wirkte ja angeblich Wunder. Das war die magische Antwort auf alle kleinen Probleme des Lebens: Man unterhält sich ein bisschen und trinkt eine Tasse Tee. Wenn man seinen Arbeitsplatz verliert, trinkt man eine Tasse Tee. Wenn einem der Ehemann erzählt, dass er einen Hirntumor hat, trinkt man eine Tasse Tee … »Ja, ich war mit meinen Freundinnen und etwa hundert anderen Leuten, die ich nicht kannte, essen«, erzählte Holly und rieb sich müde die Augen.
»Wie geht es Sharon und Denise denn?«, erkundigte sich Elizabeth voller Zuneigung. Sie war immer gut mit Hollys Freundinnen ausgekommen, denn Holly brachte immer nette, freundliche Leute mit. Ganz anders als Ciara, vor deren Bekanntschaften sich ihre Mutter immer ein bisschen fürchtete.
Holly trank einen Schluck Tee. »Sharon ist schwanger, und Denise hat sich verlobt«, antwortete Holly und starrte weiter ins Leere.
»Oh«, entfuhr es Elizabeth, die offenbar nicht sicher war, wie sie reagieren sollte, wo ihre Tochter so geknickt wirkte. »Wie findest du das denn?«, fragte sie und strich Holly sanft die Haare aus dem Gesicht.
Holly sah auf ihre Hände hinunter und versuchte, die Fassung wiederzugewinnen. Aber es gelang ihr nicht; stattdessen begannen ihre Schultern zu zucken und sie versuchte, das Gesicht wieder hinter den Haaren zu verstecken.
»Ach Holly«, sagte Elizabeth traurig, stellte ihre Teetasse weg und rückte näher zu ihrer Tochter. »Es ist vollkommen normal, dass du dich so fühlst.«
Holly brachte kein Wort heraus.
In diesem Augenblick schlug die Haustür zu und Ciara verkündete: »Wir sind da-a!«
»Großartig«, schniefte Holly und legte den Kopf an die Brust ihrer Mutter.
»Wo seid ihr denn alle?«, brüllte Ciara, riss Türen auf und knallte sie wieder zu.
»Einen Moment, Liebes«, rief Elizabeth, ärgerlich, dass sie gestört wurden. Es war lange her, dass Holly ihr das letzte Mal ihr Herz ausgeschüttet hatte; seit Gerrys Beerdigung hatte sie alles in sich hineingefressen. Elizabeth wollte nicht, dass sie sich wieder in ihr Schneckenhaus zurückzog, nur weil Ciara hier herumwirbelte.
»Ich muss euch was erzählen!« Ciaras Stimme wurde lauter, denn sie näherte sich dem Wohnzimmer. Mathew platzte herein, Ciara auf dem Arm. »Mathew und ich gehen wieder nach Australien!«, schrie sie fröhlich. Als sie ihre Schwester in den Armen ihrer Mutter entdeckte, erstarrte sie, sprang auf den Boden, führte ihren Freund aus dem Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich.
»Jetzt geht Ciara auch noch weg, Mum.« Holly weinte immer heftiger, und ihre Mutter weinte leise mit.
An diesem Abend unterhielt sich Holly noch bis spät in die Nacht mit ihrer Mutter und erzählte ihr alles, was in den letzten Monaten in ihr gebrodelt hatte. Und obwohl Elizabeth ihr freundlich zuredete, hatte Holly danach immer noch das Gefühl, dass ihre Situation im Grunde ausweglos war.
Sie übernachtete im Gästezimmer und erwachte am nächsten Morgen in einem wohlvertrauten Chaos. Ihr Bruder und ihre Schwester stürmten durchs Haus und brüllten, dass sie zu spät zur Uni beziehungsweise zur Arbeit kommen würden, ihr Vater grummelte, ihre Mutter bat freundlich um Ruhe. Unwillkürlich lächelte Holly. Die Welt drehte sich weiter, so einfach war das, und es gab nichts, was man dagegen machen konnte.
Um die Mittagszeit setzte ihr Vater sie zu Hause ab und drückte ihr einen Scheck über eine beträchtliche Summe in die Hand.
»O Dad, das kann ich nicht annehmen«, wehrte sie überwältigt ab.
»Doch, das kannst du«, erwiderte er und schob sanft ihre Hand weg. »Lass uns dir helfen, Liebes.«
»Ich werde euch jeden Penny zurückzahlen«, versprach sie
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