P.S. Ich liebe Dich
angebrochene nächste halbe Stunde zahlen«, erklärte sie mit einem Blick auf ihren Bildschirm.
Holly senkte die Stimme und beugte sich näher zu der Frau herunter. »Hören Sie, das ist mir wirklich peinlich, aber ich habe momentan nur zehn Euro dabei. Kann ich Ihnen den Rest vielleicht später vorbeibringen?«
Die Frau schüttelte den Kopf. »Tut mir Leid, aber das dürfen wir nicht. Sie müssen den Gesamtbetrag bezahlen.«
»Aber ich habe den Gesamtbetrag nicht«, protestierte Holly.
Die Frau starrte sie nur ausdruckslos an.
»Na schön«, meinte Holly verstimmt und fischte ihr Handy heraus.
»Tut mir Leid, aber das dürfen Sie hier nicht benutzen«, sagte die Bibliothekarin und deutete auf das Schild »Handys verboten!«, das auf der Theke stand.
Holly starrte sie an und zählte innerlich ganz langsam bis fünf. »Wenn ich mein Telefon nicht benutzen darf, dann kann ich auch niemanden anrufen. Wenn ich niemanden anrufen kann, dann kann mir auch niemand das fehlende Geld vorbeibringen. Offensichtlich stehen wir hier vor einem kleinen Problem, richtig?« Ihre Stimme wurde lauter.
Die Bibliothekarin scharrte nur nervös mit den Füßen.
»Kann ich mein Telefon draußen benutzen?«
»Na ja«, meinte die Frau, der das Dilemma wohl inzwischen einleuchtete, »normalerweise darf niemand den Lesesaal verlassen, ohne bezahlt zu haben. Aber ich denke, in Ihrem Fall kann ich eine Ausnahme machen«, meinte sie und setzte rasch hinzu: »Solange Sie direkt beim Eingang bleiben.«
Mit einem hörbaren Seufzer begab sich Holly absatzklappernd zur Tür, und wieder erhoben sich alle Köpfe.
Dann stand sie vor der Tür und überlegte, wen sie eigentlich anrufen konnte. Denise und Sharon kamen nicht infrage, auch wenn sie wahrscheinlich sofort von der Arbeit herbeigeeilt wären, aber Holly wollte nicht, dass sie von ihrem Missgeschick erfuhren. Ciara arbeitete die Tagschicht in Hogan’s, und da Holly Daniel bereits zehn Euro schuldete, hielt sie es nicht für ratsam, ihre Schwester wegen fünf Euro von der Arbeit wegzuholen. Jack war in der Schule, Abbey ebenfalls. Declan an der Uni.
Tränen rollten ihr über die Wangen, während sie ihr Adressbuch durchblätterte. Die meisten Leute hatten sie seit Gerrys Tod nicht mal mehr angerufen, was wohl bedeutete, dass sie außer den bereits erwähnten keine Freunde mehr hatte. Sie drehte der Bibliothekarin den Rücken zu, denn sie wollte nicht, dass diese Frau sie so sah. Aber was sollte sie machen? Wie peinlich, jemanden anrufen und um fünf Euro bitten zu müssen! Aber noch peinlicher war es, dass sie nicht mal wusste, wen. Irgendetwas musste ihr einfallen, und zwar schnell. Ohne weiter zu überlegen, wählte sie die erste Nummer, die ihr in den Kopf kam.
»Hallo, hier spricht Gerry. Bitte hinterlassen sie nach dem Piepton eine Nachricht, ich rufe Sie dann so bald wie möglich zurück.«
»Gerry«, schluchzte Holly. »Gerry, ich brauche dich … «
Holly stand vor der Bibliothek und wartete. Die Bibliothekarin ließ sie nicht aus den Augen; offensichtlich hatte sie immer noch den Verdacht, dass Holly heimliche Fluchtpläne hegte. Mit einer Grimasse wandte Holly ihr wieder den Rücken zu. »Dumme Pute«, knurrte sie.
Endlich fuhr das Auto ihrer Mutter vor, und Holly versuchte sich so normal wie möglich zu verhalten. Aber als sie sah, wie ihre Mutter mit fröhlichem Gesicht auf den Parkplatz fuhr und den Wagen abstellte, wurde sie von Erinnerungen überwältigt. Früher hatte ihre Mutter sie immer von der Schule abgeholt, und Holly war immer erleichtert gewesen, wenn das vertraute Auto auftauchte und sie nach einem höllischen Schultag erlöste. Jetzt fühlte sie sich wieder wie ein Kind, das an die Mauer des Parkplatzes gelehnt auf seine Mama wartet. Holly hatte die Schule immer gehasst. Jedenfalls bis sie Gerry kennen lernte. Ab da hatte sie neben ihm gesessen und sich schon abends auf die Schule gefreut. Er brachte sie immer zum Lachen. Weil er selbst dabei todernst blieb, bekam natürlich nur Holly Ärger.
Hollys Augen füllten sich mit Tränen, als Elizabeth auf sie zukam und sie in die Arme nahm. »Ach, meine arme, arme Holly, was ist denn nur passiert?«, fragte sie, während sie ihr beruhigend über die Haare strich. Als Holly ihre Geschichte erzählt hatte, meinte sie: »Also gut, Liebes, du kannst im Auto warten, ich gehe rein und knöpfe mir diese Frau mal vor.«
Holly gehorchte, setzte sich ins Auto und schaltete von einem Radiosender zum anderen, während
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