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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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entstanden. Vielleicht, dachte er, war Rudolfo von Anfang an darin verwickelt gewesen. Unter einer Decke mit Vlad Li Tam und den Androfranzinern und auch, obwohl er nicht wusste, wie das möglich war, mit dem Sumpfkönig.
    Was hatten sie dabei zu gewinnen, wenn die Benannten Lande durch die Hand dieser Tyrannen in Talaren verheert würden? Diese Frage quälte ihn, aber nicht übermäßig.
    Was ihn viel mehr quälte, war die Tatsache, dass sie nun einen eigenen Papst als Spielfigur aufs Brett stellten. Der damit zufrieden war, in seinem Versteck zu hocken und sich auf irgendeinen obskuren Androfranzinerkodex zu berufen. Und selbst Sethbert wusste genug über ihr Gesetz, um zu erkennen, dass er den eigentlichen Zweck dieser Regel über seine Grenzen hinaus strapazierte.
    Er las die Bekanntmachung, und seine Lippen bewegten sich, während er die Worte überflog. Als er fertig war, zerknüllte er die Nachricht und warf sie zur Seite. Während der Adjutant ihr hinterherkrabbelte, trat Sethbert einen Stuhl um.
    »Es gibt noch einen Papst«, sagte der Aufseher schließlich.
    »Was sagt er?«, fragte Lysias.
    Auf Sethberts Wink hin reichte der Adjutant Lysias die Nachricht weiter. Er ging sie rasch durch. »Das verändert den Krieg«, sagte Lysias schließlich. »Nun ist es ein Wettstreit von Schwertern und Worten. Das wird die Bündnistreue verändern, aber es ist unmöglich vorherzusagen, inwieweit. Oder wie wir am Ende dastehen werden.«
    »Wir müssen das Problem in unseren eigenen Reihen beheben. Wir werden die Männer bestrafen, die geflohen sind.«
    »Wir haben nicht die Mittel, um sie aufzuspüren«, sagte Lysias.
    »Ich habe einen besseren Einfall«, sagte Sethbert. »Ich werde mich selbst darum kümmern.«
    Lysias nickte. »Und was ist mit den Totengräbern?«
    Sethbert dachte nach. »Wir werden ihre Arbeit weiterhin im Namen des wahren Papstes, Resolut des Ersten, unterstützen.«
    »Gut, edler Herr.«
    Sethbert lächelte über den Respekt, den er zu einem so geringen Preis gewonnen hatte. Oder zumindest den Anschein von Respekt. Er bezweifelte, dass Lysias ihn jemals richtig respektiert hatte. Ein Mann wie er würde Sethberts Charakterstärke nicht zu schätzen wissen.
    Nachdem der General gegangen war, wandte er sich an seinen Adjutanten. »Ermittle die Wohnorte der Deserteure. Schicke einen Vogel an die Wache des Aufsehers. Ich will eine Frau, ein leibliches Kind, eine Mutter, eine Schwester. Aber tötet sie nicht. Blendet sie. Schneidet ihnen die Zunge heraus. Sagt ihnen, weshalb.«
    Der Adjutant wurde blass. »Edler Herr?«
    Sethbert lächelte, dachte an das Mittagessen und hoffte, dass es Fasan oder Schwein geben würde. »Und wenn es getan ist, sorge dafür, dass Berichte darüber zu den Männern durchsickern.«
    »Ja, edler Herr.«
    »Nun hol mir einen Mechoservitor, und sag dem Koch, dass ich mein Mittagessen heute draußen einnehme.«
    Der Adjutant verbeugte sich und ging rasch fort.
    Als er allein war, stellte Sethbert den Stuhl wieder auf, den er in seiner Wut umgetreten hatte. Dann setzte er sich darauf und fragte sich, was Rudolfo nun tun würde, da er frei war. Anfangs war er erfreut gewesen, dass sich der Zigeunerkönig Resolut freiwillig ausgeliefert hatte, und er hatte gewusst, dass er seiner Streunenden Armee und seinen Neun Wäldern nicht lange fernbleiben würde. Sein Vetter war kaum schlau genug, um diesem gerissenen Gecken gewachsen zu sein.
    Aber nun, durch Rudolfos Bündnis mit dem Haus Li Tam aufgrund einer strategischen Hochzeit, reichte seine Rolle deutlich weiter als die des einfachen Zigeunerkönigs, der über die Vernichtung einer Stadt erzürnt war.
    An diesem Tag hatte Sethbert keine Freude an seinem Mittagsmahl.
    Neb
    Neb las die Erklärung noch einmal, und seine Finger bewegten sich dabei über den Ring, der in seiner Tasche vergraben war. Er blickte auf die grobe Zeichnung des päpstlichen Siegels der Androfranziner, dem großartigen Schlussstrich unter der Nachricht, dann ging er zurück an den Anfang der Erklärung.
    Oh mein Volk , begann sie, und sie mündete in eines der womöglich bewegendsten Schriftstücke, die er je gelesen hatte. Der Widerhall uralter Größe sprach daraus, etwas, das man nur studieren, aber niemals nachahmen konnte. Man spürte darin den Tod von etwas Wunderschönem und die ernste, bescheidene Arbeit, mit der gerettet worden war, was gerettet werden konnte, obwohl man ganz genau wusste, dass nichts jemals wieder so gut werden würde, wie es gewesen

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