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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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Gesicht füllte sich nicht mit Erleichterung, sondern nahm stattdessen einen nachdenklichen Ausdruck an. Und sie erwiderte nichts.
    Als sie langsam wieder zum Lager zurückspazierten, verfielen sie in ein einvernehmliches Schweigen und Jin Li Tams Hand glitt in die seine.
    Petronus
    Petronus stand im Zentrum von Windwir, auf dem Platz, wo er einst vom hohen Balkon des Amtssitzes des Heiligen Stuhls aus zu seinem Volk gesprochen hatte. Alles, was von diesem gewaltigen Bauwerk übrig war, war ein Haufen Steine. Er drehte sich langsam, ließ das Panorama auf sich wirken. Hier und dort sah er verstreute Gruppen von Arbeitern, wie sie mühsam ihre beladenen Karren schoben oder ihre Gräben aushoben. In dem Maße, wie sich der Regen verstärkte, blieben seine Helfer aus. Jeden Tag gingen ein paar mehr und versprachen, im Frühling wiederzukommen. Zwar gab es auch Neuankömmlinge, aber am Ende jeder Woche waren es weniger als an deren Anfang.
    Petronus ließ Neb noch einmal alles durchrechnen, und es sah aus, als könnten sie vor dem Frühling fertig werden, wenn der Winter ähnlich wie in den letzten paar Jahren verlief und eher mild als heftig ausfiel. Und wenn nicht weniger als dreißig Männer zu seiner Verfügung standen. Und wenn der Krieg sie nicht alle verschlang. Dennoch war er nicht willens, die Unternehmung abzubrechen. Diejenigen, die bleiben konnten, würden bleiben. Er war einer von ihnen, und sie würden so schnell arbeiten, wie sie nur konnten. Wenn es dann im Frühling noch mehr zu tun gab, dann sollte es eben so sein.
    Zweifelsohne würde ihm die Arbeit niemals ausgehen. Dafür hatte er mit seiner Bekanntmachung gesorgt.
    Du bist ein Narr, alter Mann.
    Er konnte es einfach nicht lassen. Er hatte die Bekanntmachung geschrieben und hatte sich damit selbst in etwas hineingezwungen, obwohl jeder Teil seiner Seele ihn zur Flucht davor drängte. So viele beschwerten sich, dass sie nicht die Macht hatten, das Richtige zu tun, und prahlten damit, wie sie es machen würden, wenn sie nur dieses oder jenes hätten. Er hatte diese Macht, aber im Angesicht dieser Zerstörung fühlte sie sich hohl an. Er hatte Sethbert wieder ins Zentrum dieser Intrige gerückt, dorthin, wo er hingehörte, und indem er den Bannschrieb nicht anerkannt hatte, hatte er ihn aufgelöst. Hätte Petronus sich die Zeit genommen, ihn rückgängig zu machen, hätte das bedeutet, dass er seine Autorität anerkannte, und er konnte nicht zulassen, dass die Benannten Lande in Oriv mehr sahen als einen untergeordneten Erzbischof, der im Angesicht dieser dunklen Zeiten sein Bestes gab.
    Er konnte nun abwarten und sich anschauen, was Oriv als Nächstes tun würde. Wenn Sethbert die Fäden immer noch fest in der Hand hielt, würde er toben, sich über die himmelschreiende Ungerechtigkeit beschweren und versuchen, weiterzumachen, selbst ohne die Unterstützung des Hauses Li Tam und ohne Zugang zum Vermögen der Androfranziner, das die Li Tam verwalteten.
    Vlad überraschte ihn. Er hatte viel Schlaf eingebüßt über die Frage, was für ein Spiel diese alte Krähe trieb. Er hatte nichts mehr von der Eisernen Armada und ihrer Blockade der Deltastädte gehört. Die Flotte war früh ausgesandt worden, hatte sich dann aber zurückgezogen, um in den Gewässern zu patrouillieren und abzuwarten. Außerdem waren die Dinge noch schwieriger geworden, weil Vlad Li Tam sein Wissen über Petronus eingesetzt hatte, um zu begründen, weshalb er Oriv und Sethbert den Zugriff auf die Gelder verweigerte.
    Er setzt etwas durch, und ich bin ein Teil davon, dachte er. Sie spielten hier eine Partie Damenkrieg, und jeder Zug basierte auf dem vorausgehenden Zug des anderen. Petronus hatte nicht den geringsten Zweifel, dass Vlad auf eine vollständige Erklärung gehofft hatte, auf die eine rasche Thronbesteigung gefolgt wäre. Er hatte ihm etwas weniger gegeben: eine vorsichtige Bekanntmachung, die unter Berufung auf den vierten Artikel der Bestandserhaltung der Sicherheit des Königs und Papstes oberste Priorität für das Wohlergehen des Ordens einräumte und somit ein gewisses Maß an Geheimhaltung gestattete.
    Aber welcher Papst hatte diese Geheimhaltung jemals genutzt, um sich ganz und gar zu verbergen? Um vor den Augen aller versteckt zu bleiben? Diese Damenkrieg-Partie war kein Spiel, das Petronus gewinnen konnte. Er konnte nur hoffen, dass er seinem Gegner immer einen Zug vorausbleiben würde – und der Welt, die ihr Spiel beobachtete – und seine Züge gut genug plante,

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