Psalms of Isaak 01. Sündenfall
herum, nun mit dem Rücken zu ihm. »Du kannst jetzt gehen, wenn du willst, Nebios.« Sie blickte ihn über ihre Schulter an und lächelte. »Oder denkst du vielleicht, ich bin dir als Wärter zugeteilt worden?«
Auch er lachte. »Ich wusste nicht, was ich denken soll.«
Sie zuckte die Schultern. »Es ist schwer zu wissen, was man denken soll, wenn die eigenen Träume sich mit denen eines anderen verstricken.«
Neb lag ruhig da und betrachtete ihren Rücken. Ihre Schultern fingen an, sich langsam zu heben und zu senken, und als er sicher war, dass sie schlief, zog er den Ring aus der Tasche und hielt ihn im Licht des Götzenbildes hoch. Sie waren aus demselben Metall gefertigt, wie er feststellte.
Er steckte den Ring in die Tasche zurück, zog sich die Decke über den Kopf und zählte sich in den Schlaf.
Seine Träume saugten ihn in diese hoffnungslose, brennende Vision von Windwirs Fall, und er blickte um sich, um zu erkennen, wer ihn wohl beobachtete, aber er sah niemanden.
Rudolfo
Rudolfo ließ die anderen so lange warten, wie es seiner Position geziemte, und nahm sich etwas Zeit, um sich fertig zu machen. Für die Verhandlungen wählte er seinen besten Turban und eine passende Schärpe in dem leuchtendsten Grün, das er besaß, mit dem violetten Saum des Adels. Er trug sie zu einem Hemd in der Farbe von gebrannter Sahne, und alles über einem Kettenhemd, das er von Papst Introspekt zum Dank für seine Unterstützung bei der Unterdrückung einer kleineren Irrlehre erhalten hatte.
Er wählte sein bestes Schwert – ein langes, schlankes Stück mit einem Handschutz aus gehärtetem Stahl und einer leichten Klinge, mit der sich ein Mann hätte rasieren können. Er legte es an, stieg in den Sattel und ritt mit seinen Zigeunerspähern an den vereinbarten Ort.
Eine Traube von Spähern aller Lager versammelte sich am Fuße des Hügels. Der Einzige, der allein kam, war derjenige, in dem Rudolfo den Sumpfkönig zu erkennen glaubte. Er war ein Riese von einem Mann, vielleicht der größte, den er je gesehen hatte. Unter seinen stinkenden, schmutzverschmierten Pelzen trug er eine Silberrüstung, und in den Händen hielt er eine riesige Silberaxt. Er ritt auf einem gewaltigen Hengst, der unter ihm tänzelte, während er den Leuten um sich herum lauschte.
In der Nähe sah er eine zierliche Frau, die im Damensitz auf einem Rotschimmel saß, ihr goldenes Haar unter ihrer glänzenden Krone aufgesteckt. Sie trug einen goldenen Brustharnisch und Beinschienen, nur ihre Arme waren in rote Seide gehüllt, die zu ihrem Kampfrock passte. Sie war immer noch hübsch, auch wenn die Jahre ihren Tribut gefordert hatten. Er hatte sie ein paarmal ins Bett geführt, sowohl als Pflichtübung als auch zum Vergnügen. Sie war durchaus brauchbar, wagte aber nur wenig.
Damit war auch in vielen anderen Bereichen, abseits vom Schlafgemach, viel über die Königin von Pylos gesagt.
Rudolfo nickte ihr zu und lächelte. Sie erwiderte die Geste nicht, sondern starrte ihn stattdessen mit offener Verachtung an.
Er hielt weiter Ausschau, sah aber keinen Sethbert. Der fette Bock hatte an seiner Stelle seinen General Lysias geschickt und verdeutlichte damit seine Haltung in dieser Angelegenheit, ohne etwas zu sagen oder auch nur an der Versammlung teilzunehmen. Rudolfo war nicht überrascht.
Er war auch nicht überrascht, Ansylus, den Kronprinzen von Turam, neben Lysias zu sehen. Seine Familie hatte sich über so viele Heiraten mit der Sethberts verbunden, dass es geradezu unheimlich war, wie sehr sich die beiden Geschlechter ähnelten. Es war offensichtlich, dass er die hier Versammelten mit Geringschätzung betrachtete, und Rudolfo bezweifelte, dass er überhaupt etwas sagen würde.
Vlad Li Tam blickte auf, als Rudolfo näher heranrückte. »König Rudolfo«, sagte er. »Es ist schön, Euch wiederzusehen.«
Rudolfo berührte kurz seinen Kopf. »Ganz meinerseits, Fürst Tam.«
Dann blickte Vlad Li Tam den entrolusischen General an. »Es ist wohl das Beste, dass Euer Herr nicht teilnimmt. Ich möchte offen mit Euch sein.«
General Lysias starrte ihn böse an. »Ich werde Euch nicht darum bitten.«
Vlad Li Tam lächelte. »Ich werde trotzdem offen sein. Aber erst in einem Augenblick.« Er wandte sich an die Königin von Pylos. »Königin Meirov, Ihr strahlt wie der Sommer.« Sie wandte den Blick lange genug von Rudolfo, um Fürst Tam sittsam anzulächeln. Dann blickte Vlad zum Sumpfkönig hinüber. »Es ist uns eine Ehre, edler Herr.«
Der
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