Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
Vom Netzwerk:
jenen Lauf zu lenken, den er als den besten erachtete – einen Lauf, der zu einem Zigeunerkönig führte, der anstelle eines Papstes mit Grauer Garde das Licht der Welt bewachte.
    Sie begriff, dass sie ebenfalls ein Teil dieses Plans war, und sie verspürte sowohl Dankbarkeit als auch Verzweiflung, verspürte Traurigkeit über den Preis, den Rudolfo bezahlt hatte, um einem Lebensweg zu folgen, den er sich nicht ausgesucht hatte.
    Sie wandte sich ab und wischte sich schnell über die Augen. Falls Edrys es sah, würde er nichts sagen. Das wusste sie.
    »Ich danke Euch für den Spaziergang, Sergeant«, sagte sie, als sie sich abwandte.
    Er räusperte sich. »Darf ich offen sprechen, edle Dame Tam?«
    Sie blickte auf. »Ja?«
    »Ihr könntet Euch keinen besseren Mann wünschen. Es gibt kein Mitglied der Streunenden Armee, das nicht sein Leben für König Rudolfo geben würde.«
    »Ich danke Euch, Sergeant Edrys«, sagte sie.
    Während Jin Li Tam zurück zur Residenz ging, fragte sie sich, wie es kam, dass ihr Verstand die Brillanz dieser Strategie so deutlich sah und ihr Herz sich doch nur darüber grämen konnte.
    Und dann fragte sie sich: Wie konnte ihr Vater vor so langer Zeit gewusst haben, dass er eines Tages einen starken Wächter für die Überreste von Windwir brauchen würde, der kein Androfranziner war?
    Die ersten Schneeflocken des Winters schwebten herab, und Jin Li Tam spürte, wie eine unschöne Kälte in ihr Herz strömte.

Kapitel 22
    Neb
    Winters wich Nebs Blick aus, bis der Sumpfkönig zurückkehrte, dann verschwand sie ganz. Sie hatten nicht mehr gesprochen, hatten nicht gewusst, was sie sagen sollten, und die Ereignisse waren einfach zu neu und seltsam für ihn: Kryptische Prophezeiungen, seltsame Träume und unerklärliche Anfälle von Zungenrede waren nicht das, was Neb erwartet hatte, als er hinter dem magifizierten Späher der Sümpfler hergelaufen war.
    Nun stand der Sumpfkönig vor ihm und hielt Hof, fragte Neb über die Pläne der Totengräber aus, über die Armeen und sogar ein wenig über Petronus. Als es um den alten Mann ging, antwortete Neb zurückhaltend und beschrieb ihn lediglich als einen wandernden Androfranziner, über die Entrolusier hingegen und das Wenige, was er von Rudolfo und der Königin von Pylos wusste, die paar Brocken, die er aus den Gesprächen der Soldaten aufgeschnappt hatte, sprach er ganz offen.
    Der riesige, in Felle gekleidete Mann lauschte stumm, warf Blicke auf das Götzenbild des P’Andro Whym und stellte hin und wieder Folgefragen. Schließlich schwiegen sie beide, und nachdem es ein paar Minuten so gegangen war, sprach der Sumpfkönig.
    »Du bist am Rande des Werdens, Nebios ben Hebda«, sagte der Sumpfkönig. »Ein Mensch wird nicht nur von seinen Entscheidungen geformt, sondern auch von den Entscheidungen derer um ihn herum. Du wirst von der Verheerung Windwirs geformt, und wo einige zum Schwert gegriffen haben, hast du die Schaufel genommen. Ich habe in meinen Träumen gesehen, dass deine Schaufel die Erlösung für mein Volk bedeuten wird.« Hier beugte sich der Sumpfkönig nach vorne und senkte seine tiefe Stimme. »Und ich habe auch in deine Träume geblickt, auf den großen Kummer, den du wegen deiner großen Liebe ertragen wirst.« Der Sumpfkönig hielt inne. »Ich werde dich zu gegebener Zeit wieder herrufen, Nebios ben Hebda. Für den Augenblick werde ich dich zurück an deine Arbeit gehen lassen und mich an die meine machen.«
    Damit erhob sich der Sumpfkönig und entfernte sich. Schließlich verließ auch Neb die Höhle und ging in das Vorzelt. Ein paar Minuten später erschien Winters.
    »Ich werde dich an den Rand der Ebene bringen«, sagte sie.
    Langsam gingen sie durch das Lager, und wieder war Neb nicht ganz sicher, wo das Lager aufhörte und der Wald anfing. Es wurde kälter, und die Regenwasserpfützen blieben inzwischen bis weit in den Tag hinein gefroren.
    Während sie gingen, sah Neb Winters aus dem Augenwinkel an. Wie kam es, dass sie mit jedem Mal, da er sie anblickte, schöner wurde? Wie kam es, dass der Schmutz und Ruß immer weniger das Vorherrschende an ihr waren und ihre Augen und ihr Mund diesen Platz einnahmen? Und wie kam es, dass es sich so gut anfühlte, in ihrer Nähe zu sein, ihren moschusartigen Geruch in der Nase zu haben? Es verwirrte ihn.
    Sicher, er verstand die menschliche Sexualität, zumindest in der Theorie. In der Schule hatten sie das Thema behandelt, und er hatte während seines Lebens in der Stadt Bruchstücke

Weitere Kostenlose Bücher