Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
Vom Netzwerk:
geglaubt, dass die Androfranziner vorhatten, den Leuten zu schaden, die zu schützen sie geschworen hatten. Letztendlich hatte die Paranoia eines Wahnsinnigen die Stadt vernichtet.
    Aber diese andere Sache – sie rührte an einen Verdacht, den er schon eine ganze Weile hegte. Alle hatten behauptet, der Tod seiner Eltern wäre eine schreckliche Tragödie gewesen, ein bis dahin unentdeckter Aufstand, ausgebrochen in einer Nacht voll heftiger Gewalt, aus der Rudolfo als Waise hervorgegangen war. Sie hatten nur die Köpfe geschüttelt, als Rudolfo in jungen Jahren eine Untersuchung vorgeschlagen hatte. Es hatte alles einfach zu gut zusammengepasst, außerdem hatte es in den zweitausend Jahren, seit sie den Wald bewohnten, niemals einen Aufstand gegeben. In der Nacht, in der seine Eltern gestorben waren, war er bis nach der Morgendämmerung aufgeblieben und hatte die Strategie für die Untersuchung entworfen. Gregorics Vater hatte ihn unterstützt, aber der Hohepriester war der Ansicht gewesen, dass die Anatome der Bußfertigen Folter dem Anlass besser gerecht würden, und Rudolfo hatte auf den Hohepriester gehört. Es war das erste und einzige Mal gewesen, dass er nicht seinen Instinkten gefolgt war.
    Selbst jetzt leiteten ihn seine Instinkte, und er hetzte sein frisches Pferd nach Westen.
    Fragt doch die Hure, die Euer Bett teilt, wer den Staatsstreich bezahlt hat, der Euren Eltern den Tod brachte.
    Nein, dachte Rudolfo, ich werde sie nicht fragen.
    Er würde ihren Vater fragen.
    Neb
    Die Mechoservitoren faszinierten Neb.
    Gewiss hatte er sie schon gelegentlich in der Bibliothek gesehen, allerdings nicht oft. Nun konnte er sich unter ihnen bewegen, mit ihnen sprechen und von Zeit zu Zeit mit ihnen arbeiten, während sie eine Bestandsaufnahme und einen Katalog der Teile der Bibliothek anlegten, die in ihren Gedächtnisregistern fortbestanden.
    Heute arbeitete er mit Isaak, um den Inhalt der letzten Karawane aufzunehmen, die aus dem päpstlichen Sommerpalast gekommen war. Nach Resoluts unerwartetem Selbstmord hatten die Androfranziner im Palast Petronus’ Einladung, in die Herde zurückzukehren, rasch angenommen. Aber als sich ein gewisser General Grymlis mit einem kleinen Kontingent der Grauen Garde an den Toren eingefunden hatte, hatte Petronus ihn fortgeschickt.
    »Die Zigeunerspäher bewachen jetzt den Sohn des P’Andro Whym«, hatte er ihnen gesagt. »Wenn Ihr an Euren Eiden festhalten wollt, dann gehorcht meinen Worten: Vergrabt Eure Uniformen, und beginnt ein neues Leben weitab von hier.«
    Neb hatte nie zuvor etwas Vergleichbares gesehen. Wie ein Mann zogen sie sich nackt aus, vergruben ihre Uniformen im Waldboden und gingen.
    Das war vor zwei Wochen gewesen.
    Inzwischen waren die Wagen voller Bücher und Artefakte zu einem stetigen Strom angeschwollen, zwei oder drei in jeder Woche. Androfranzinische Flüchtlinge und Besitztümer von den Smaragdküsten, vom päpstlichen Sommerpalast und sogar ein paar aus den Stadtstaaten und dem Delta kamen unentwegt in den Neun Wäldern an. Die Nachricht vom Wiederaufbau hatte sich in den Benannten Landen verbreitet, und ein Stab von Ingenieuren arbeitete bereits hart daran, die tiefe Unterkellerung auszuheben.
    Und Neb machte mit Isaak eine Bestandsaufnahme von jedem Wagen, damit das Wissen um seinen Inhalt auf dem Gedächtnisregister des Metallmanns aufgezeichnet wurde.
    Er sah Isaak bei der Arbeit zu und beobachtete, wie seine Augenschließen sich rasch öffneten und schlossen, während er schrieb. »Sethbert wird übermorgen eintreffen«, sagte Neb.
    Isaak blickte auf. »Was, glaubt Ihr, werden sie mit ihm tun?«
    Neb zuckte die Schultern. »Rudolfo hat vor, ihn in den Foltertrakt zu sperren, wo seine Anatome ihn mit ihren Messern erlösen werden.«
    Er hatte jene dunkleren Seiten des whymerischen Kults studiert und schauderte, wenn er daran dachte, was das bedeutete. Die verschiedenen Schnitte hatten Namen, und ein jeder von ihnen ging in den nächsten über, bis sie einen weit verzweigten whymerischen Irrgarten aus Schnittwunden bildeten.
    Als Isaak nichts erwiderte, fuhr Neb fort. »Aber Petronus will ihn vor Gericht stellen, damit er sich für die Verheerung von …« Er sah, wie der Automat zusammenzuckte, und verstummte. »Es tut mir leid, Isaak.«
    Isaak schüttelte den Kopf. »Es gibt nichts, wofür Ihr Euch entschuldigen müsstet, Bruder Nebios. Ein Teil von mir denkt, dass er Gerechtigkeit für seine Verbrechen verdient.«
    Neb nickte. »Als ich Petronus zum

Weitere Kostenlose Bücher