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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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als Vlad Li Tam das letzte Buch ins Feuer warf und sich zu den Griffen seines Schubkarrens umdrehte.
    Er blickte auf. »König Rudolfo«, sagte er. »Werdet Ihr mir vergeben, wenn ich meine Arbeit fortsetze, während wir uns unterhalten? Ich habe noch viel zu tun.«
    Rudolfo nickte.
    »Sehr gut«, sagte Vlad Li Tam. »Dann folgt mir.« Er schob den Karren einen schmalen Weg entlang, der von leuchtend bunten Blumen gesäumt war, durch die offenen Türen seines Palasts. Rudolfo folgte Li Tam durch den Seiteneingang, ging direkt hinter ihm her, während dieser den Schubkarren über die dicken Teppiche des Gangs rollte. Sie bogen nach rechts ab und dann nach links, vorbei an Wänden, die nun leer waren, auf denen man aber noch die Umrisse der Kunstwerke sehen konnte, die vor Kurzem hier gehangen hatten.
    »Ihr geht fort?«, fragte Rudolfo.
    Vlad Li Tam blickte über die Schulter zurück. »Ja.«
    Sie wurden langsamer und betraten eine große Bibliothek, auf deren Regalen noch ein paar einsame Bücher standen – gängige Ausgaben von geringem Wert, die eilige Hände verwaist auf den Ablagen zurückgelassen hatten. »Wohin werdet Ihr gehen?«
    Vlad Li Tam zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht. Fort aus den Benannten Landen.« Er blickte Rudolfo streng an. »Aber meine persönlichen Maßnahmen gehen Euch nichts an. Vor den Neun Häusern der Neun Wälder liegt eine Menge Arbeit und Verantwortung.«
    Sie gingen an den Regalen vorüber, die sich vom Boden bis zur Decke erstreckten, und hielten vor einem riesigen Bücherschrank an, der etwas abseits stand. Vlad Li Tam griff mit beiden Händen zu und zog. Er schwang auf, um ein Zimmer im Zimmer zu enthüllen – eine kleinere Bibliothek, die mit einem großen Läufer, einem Tischchen und einem einzelnen Sessel ausgestattet war. Alle Regale bis auf eines waren inzwischen leer, und Rudolfo versuchte sich auszurechnen, wie oft dieser Mann schon den Weg zwischen hier und dem Feuer draußen zurückgelegt haben musste. Die Bücher waren alle gleich: kleine, schwarz gebundene Bände, die ordentlich in einer Reihe standen. Vlad Li Tam zog einen einzelnen Band heraus und wog ihn in den Händen.
    Rudolfos Augen zogen sich zusammen. »Dessen ungeachtet«, sagte er, »glaube ich langsam, dass Eure persönlichen Maßnahmen mich sehr wohl etwas angehen.« Er machte eine Pause. »In was für einer Beziehung stand das Haus Li Tam zum Ketzer Fontayn?«
    Vlad Li Tam balancierte das Buch auf dem Handteller und blieb für einen Augenblick stumm. Er legte das Buch vorsichtig in den Schubkarren. »Nun gut«, sagte er. Dann richtete er sich auf und drehte sich um, um Rudolfo anzublicken, während er seine Seidenrobe glattstrich. Als er sprach, waren seine Worte deutlich und fest. »Ich habe ihn geschickt, um einen Aufstand in den Neun Häusern der Neun Wälder anzuzetteln und Eure Eltern zu ermorden.« Dann wurde seine Stimme leise. »Er war mein siebter Sohn.«
    Rudolfos Hände schlossen sich um den Griff seines Messers. Er spürte, wie sein Gesicht heiß wurde. »Euer Sohn?«
    Vlad Li Tam nickte. »Ich habe ihn sehr geliebt.«
    Die Worte trafen Rudolfo wie ein Schlag, und er wusste nicht, weshalb. Vielleicht lag es an der Art, wie der Alte es sagte. »Weshalb solltet Ihr so etwas tun?«
    Vlad Li Tam seufzte. »Gerade Ihr, Rudolfo, solltet verstehen, weshalb. Gewiss kennt Ihr die erste Maxime des Evangeliums des P’Andro Whym?«
    Veränderung ist der Pfad, den das Leben einschlägt. Rudolfo nickte. »Ja.«
    »Und T’Erys Whyms Erste Behauptung?«
    Es war das Glaubensbekenntnis seiner Anatome der Bußfertigen Folter. Veränderung kann durch sorgfältiges Planen und durchdachte Bemühungen erzwungen werden. Sie schnitten ihre whymerischen Irrgärten ins Fleisch ihrer Patienten und hofften damit die Veränderung herbeizuführen – bleibende Veränderung, wahre Buße. »Ihr wisst, dass ich damit vertraut bin.«
    »Ein Fluss kann umgeleitet werden«, sagte Vlad, »man braucht nur genug Zeit und Druck.« Er wandte sich wieder zum Bücherschrank und nahm noch ein Buch heraus. »Genauso verhält es sich mit einem Menschen … oder einer Welt.«
    Rudolfo zog sein Messer halb aus der Scheide. »Ihr habt meine Familie umgebracht, um irgendeinen Wandel in mir zu verursachen?«
    Vlad Li Tam nickte. »Das habe ich. Aber das geht weit über Euch allein hinaus. Es geht um den Schutz des Lichtes.« Sein Blick wurde plötzlich scharf, als stiller Zorn ihn erfasste. »Ich habe das Meine für das Licht getan,

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