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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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des Hirten des Lichts. Er hielt es behutsam in den Händen. »Ihr habt keine Kinder, oder, Rudolfo?«
    »Ihr wisst, dass ich keine habe.«
    Vlad Li Tam nickte langsam und starrte in die Flammen. »Unsere Freunde in Windwir hätten Euch in dieser Angelegenheit helfen können«, sagte er.
    Hätten sie das? Möglicherweise, doch er bezweifelte es. Rudolfo schüttelte den Kopf. »Die Magifizienten der Androfranziner werden oftmals stark überschätzt.«
    »Trotzdem«, sagte Vlad Li Tam. Dann wurde seine Stimme leise. »Ich habe viele Kinder gehabt.« Sein Blick löste sich von den Flammen und begegnete dem Rudolfos. »Siebzehn davon habe ich hingegeben, um Euch zu dem Mann zu machen, der Ihr seid. Siebzehn, wenn man die Tochter mitzählt, die mich aufgrund ihrer Liebe zu Euch verleugnet.« Er blickte zur Seite. »Wenn Ihr Kinder hättet«, sagte er, »würdet Ihr zu schätzen wissen, wie ernst ich die Arbeit nehme, die mir in der Welt auferlegt ist.«
    Rudolfo nickte, während seine Finger zum Griff seines Spähermessers glitten. »Ich habe keine Kinder«, sagte er. »Aber wenn ich welche hätte, würde ich sie nicht wie Spielfiguren behandeln.«
    Dann wollte er sein Messer ziehen und Tam auf der Stelle töten, aber etwas hielt ihn zurück. Etwas, das er vor langer Zeit gesehen hatte, als er ein Junge gewesen war und mit einem vollkommen anderen Mann an einem vollkommen anderen Feuer gestanden hatte. Damals, am Scheiterhaufen seines Bruders Isaak, an der Seite seiner Eltern, hatte er es gesehen. Und jetzt sah er es hier bei Vlad Li Tam.
    Es war eine Träne, die über das Gesicht eines trauernden Vaters lief.
    Rudolfo betrachtete diese Träne, seine Finger liebkosten dabei den Messergriff. Jede Frage hatte ihn weiter hineingeführt, und nun, im Herz dieses Labyrinths, stellte er fest, dass er unsicher war, was er als Nächstes tun sollte. Und diese Unsicherheit führte zu einer weiteren Erkenntnis: Der Verlust seiner Selbstsicherheit ängstigte Rudolfo auf gewisse Weise mehr als der Gedanke, dass dieser alte Mann mit dem gesalzenen Messer eines Anatoms einen whymerischen Irrgarten in seine Seele geritzt und den Lauf seines Lebens verändert hatte, indem er an Schlüsselmomenten Teile davon herausgeschnitten hatte. Wie weit reichte all das wirklich? Ein Zwillingsbruder, nur ein paar Minuten älter, der während seiner Kindheit an einer heilbaren Krankheit gestorben war und den Jüngeren zum Erben gemacht hatte. Zwei starke und liebende Eltern, die ermordet worden waren und dem Jungen in einem zerbrechlichen Alter die Führung aufgebürdet hatten. Ein enger Freund – der letzte Anker einer Unschuld, die längst verloren war -, der an einem Scheideweg von Bündnissen umgebracht worden war. Eine Ehe, die ihre Wurzeln im fruchtbaren Boden des Trostes hatte und nun zu einer Art Liebe aufblühte.
    All diese Fragen hatten ihn zum Mittelpunkt des Irrgartens geführt, und von dort aus konnte Rudolfo nun deutlich sehen, dass er einen ganzen Ozean von Fragen austrinken könnte und trotzdem weiterhin in Zweifeln schwimmen und nach mehr Antworten dürsten würde.
    Vlad Li Tam sah nicht zu seinem starrenden Blick auf. Er hob das letzte Buch über das Feuer, und Rudolfo wandte sich ab.
    Er wollte nicht sehen, wie dieser trauernde Vater das Buch verbrannte, das Rudolfos Leben geschrieben hatte. »Wenn ich Euch wiedersehe, Fürst Tam«, sagte er mit müder Stimme über seine Schulter, »werde ich nicht zögern, Euch zu töten.«
    Als er in den Sattel stieg, drehte er sich nicht um.
    Hinter sich hörte Rudolfo, wie das Feuer das Buch ergriff, wie es zischte und knisterte, als es die Seiten seines Lebens verschlang.
    Petronus
    Petronus blickte auf die Papierflut, die sich auf seinem Schreibtisch angesammelt hatte, und seufzte. Durch das offene Fenster hinter ihm wehte eine warme Brise die Gerüche der Stadt herein, die sich mit dem Duft der Blumen mischten, die in Rudolfos Garten blühten.
    Er rieb sich die Schläfen. Seine Augen schmerzten von dem stetigen Ansturm der kleinen Buchstaben, die er in den letzten paar Monaten gelesen hatte, und letzte Woche hatten die Kopfschmerzen angefangen. Auch seine Hand tat weh, und er hatte Neb sogar schon zur Flussfrau geschickt, um Salze zu holen, die er einwirken lassen konnte. Der Papierberg war schon groß gewesen, als er gerade erst hier angekommen war, aber er war von diesem Zeitpunkt an stetig gewachsen, genauso wie die Stunden, die er aufwenden musste, um die Knoten zu lösen und die losen

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