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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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zurückzukommen, ob meine Erinnerungen immer gelöscht werden, wenn sie die Arbeit betreffen.«
    »Ach, das.« Rudolfo erhob sich. »Vielleicht wird daraus nichts. Vielleicht werden wir morgen einen gänzlich anderen Weg einschlagen.« Er streckte dem Metallmann seine Hand entgegen, der sie nahm. Die Berührung der Metallfinger war kühl. »Aber wenn die Winde des Schicksals es zulassen, habe ich in meiner Waldresidenz Arbeit für dich, Isaak.«
    »Arbeit, Herr?«
    Rudolfo lächelte. »Ja. Der größte Schatz der Welt liegt zwischen deinen Metallohren. Ich möchte, dass du alles für mich aufschreibst.«
    Isaak ließ seine Hand los. Seine Augen glühten auf und zischender Dampf entwich. »Das werde ich nicht tun, Herr. Ich werde niemals wieder irgendjemandes Waffe sein.«
    Einen kurzen Augenblick lang konnte Rudolfo schmecken, wie sich in seinem Mund Angst ausbreitete. Ein metallischer Geschmack. »Nein, nein, nein.« Er ergriff abermals die Hand des Automaten. »Das niemals, Isaak. Aber die anderen Bruchstücke. Die Gedichte, die Theaterstücke, die Geschichte, die Philosophie, die Mythologie, die Karten. Alles, was in der Bibliothek der Androfranziner erhalten geblieben war – zumindest die Teile, die du kennst. Ich werde nicht zulassen, dass all das nur wegen der Begierden eines Trottels aus unserer Welt verschwindet.«
    »Das ist eine gewaltige Aufgabe, Herr, für einen einzigen Servitor.«
    »Ich glaube«, sagte Rudolfo, »dass du vielleicht Hilfe bekommen wirst.«
     
    Die magifizierten Zigeunerspäher kehrten noch vor der Morgendämmerung aus dem entrolusischen Lager zurück. Gemeinsam trugen sie einen gefesselten, geknebelten Mann mit Kapuze, setzten ihn auf einem Stuhl ab und schlugen seine Kapuze zurück. Ein weiterer Späher stellte einen großen Lederbeutel auf den Tisch.
    Bedienstete trugen ein Frühstück auf – Orangen, Granatäpfel, Küchlein mit Nüssen und Honig, Beeren in hochprozentigem Zuckersirup -, während Rudolfo den Gast musterte. Er war ein recht kleiner Mann mit zierlichen Fingern und einem breiten Gesicht. Seine Augen waren weit aufgerissen, und an seiner Stirn und seinem Hals traten die Adern hervor.
    Isaak starrte ihn an. Rudolfo tätschelte ihm den Arm. »Kommt er dir etwa bekannt vor?«
    Der Metallmann klickte. »Das tut er, Herr. Er war der Lehrling von Bruder Charles.«
    Rudolfo nickte. Er setzte sich ans Tischende und knabberte an einem Küchlein, das er mit gekühltem Birnenwein hinunterspülte.
    Die Zigeunerspäher lieferten ihren Bericht ab; er war kurz.
    »Wie viele haben sie also?«
    »Insgesamt dreizehn, Herr«, antwortete der Anführer der Späher. »Sie befinden sich in einem Zelt nahe der Mitte des Lagers. Wir haben ihn gefunden, wie er zwischen ihnen geschlafen hat.«
    »Dreizehn«, sagte Rudolfo und strich sich über den Bart. »Wie viele Mechoservitoren hatten die Androfranziner, Isaak?«
    »Das sind alle, Herr.«
    Er winkte dem nächsten Späher. »Nimm den Knebel heraus.«
    Der Mann tobte und lief rot an, sein Blick zuckte wild hin und her und seine Kiefer bewegten sich hektisch wie bei einer Forelle auf dem Trockenen. Er wollte etwas sagen, aber Rudolfo wies ihn an, den zu Mund zu halten.
    Mit einer kleinen Silbergabel spießte Rudolfo eine Orangenscheibe auf. »Ich werde die Fragen stellen; du antwortest. Ansonsten wirst du schweigen.«
    Der Mann nickte.
    Rudolfo zeigte mit der Gabel auf Isaak. »Erkennst du diesen Metallmann wieder?«
    Der Mann nickte abermals; sein Gesicht war nun blass.
    »Hast du die Register dieses Mechoservitors auf Befehl von Aufseher Sethbert von den Entrolusischen Stadtstaaten geändert?«
    »Das … Das habe ich. Aufseher Sethbert …«
    Rudolfo schnippte mit den Fingern. Ein Späher zog einen dünnen Dolch und setzte dem Mann die Spitze an die Kehle. »Für den Augenblick reicht ja oder nein.«
    Der Mann schluckte. »Ja.«
    Der Druck des Dolchs ließ nach.
    Rudolfo nahm eine weitere Orangenscheibe und steckte sie sich in den Mund. »Hast du es für Geld getan?«
    Die Augen des Mannes füllten sich mit Tränen. Sein Mund wurde zu einem dünnen Strich. Langsam nickte er wieder.
    Rudolfo beugte sich vor. »Und begreifst du, was du getan hast?«
    Der Androfranzinerlehrling schluchzte. Als er nicht gleich nickte, erinnerte ihn der Späher mit seiner Messerspitze an Rudolfos Frage. »J … Ja, Herr.«
    Rudolfo kaute auf Granatapfelkernen. Er sprach leise und scheinbar gleichgültig. »Wünschst du dir Gnade für dieses schreckliche

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