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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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Messerhand und drückte ihre eigene Klinge seitlich an seine Kehle.
    »Halt still«, sagte sie. »Du musst hier und heute nicht sterben.«
    Aber er bewegte sich, und Jin zögerte nicht. Ihr Vater bildete seine Töchter in der Tat sehr gut aus. Sie ging in die Hocke und blickte sich auf der Lichtung um. Sie konnte das Blut riechen und die feuchten, schwarzen Flecken auf den grauen Schatten sehen, die stöhnend und um sich schlagend auf dem Boden lagen.
    Der Junge war fort. Sie konnte ihn mit voller Geschwindigkeit auf das entrolusische Lager zulaufen hören, und sie wusste, dass sie ihn einholen konnte. Aber was würde sie tun, wenn sie es geschafft hatte? Der Ausdruck auf seinem Gesicht hatte von mehr gesprochen als von etwas, das er versehentlich zurückgelassen hatte und jetzt holen wollte. Er hatte von zwingender Notwendigkeit gesprochen, von Entschlossenheit – von einer Entscheidung, die unumstößlich gefallen war.
    Sie würde ihn laufen lassen. Aber sie würde auch tun, was sie tun konnte, um ihn zu beschützen. Jetzt und hier. Es spielte keine Rolle, dass die verletzten Späher sie erkannt hatten – es würde nur noch wenige Stunden dauern, bis sie sich unter Rudolfos versprochenem Schutz befand. Aber sie hatten auch den Jungen erkannt. Und aus welchem Grund auch immer, der Junge kehrte zurück in Sethberts Obhut.
    Sie ging von einem Mann zum nächsten, sprach leise Worte der Beschwichtigung zu den Spähern, die bewegungsunfähig waren, und schnitt nacheinander jedem die Kehle mit sorgsamer, geübter Genauigkeit durch.
    Sie wischte den blutigen Dolch an einem zuckenden, in Seide gekleideten Leichnam ab und erhob sich, den Blick nach Westen gewandt. Dann lief sie los, und der Gedanke kam ihr noch einmal, unerwünscht, aber wahr:
    Ihr Vater bildete seine Töchter in der Tat sehr gut aus.

Kapitel 7
    Rudolfo
    Es dauerte nicht einmal zwei Stunden, bis der Lehrling Isaak sein Handwerk beigebracht hatte. Als Rudolfo zu seinem Zelt zurückkehrte, saß der Metallmann am Tisch und begutachtete eine Tasche mit Werkzeugen und Schriftrollen. Der Lehrling war fort.
    »Weißt du genug?«, fragte Rudolfo.
    Isaak blickte auf. »Ja, Herr.«
    »Willst du ihn selbst töten?«
    Isaaks Augenlider flatterten, seine Metallohren neigten sich und knickten ein. Er schüttelte den Kopf. »Nein, Herr.«
    Rudolfo nickte und warf Gregoric einen Blick zu. Gregoric erwiderte den Blick finster und ging schweigend weg.
    Der Vogel war nach weniger als einer Stunde zurückgekehrt, ohne eine Antwort auf die Frage zu bringen. Sethberts Erwiderung war knapp ausgefallen: Gebt mir den Mann zurück, den ihr gefangen habt. Überlasst mir den Servitor, der Windwir zerstört hat.
    Er hatte eine Stunde Zeit gehabt, um über das Warum nachzudenken. Ehrgeiz? Gier? Angst? Die Androfranziner hätten mit ihrer Magie und ihren Automaten die Welt beherrschen können, stattdessen hatten sie sich in ihre Stadt verkrochen, ihre Archäologen und Gelehrten ausgesandt, um zu graben und zu lernen, um die Gegenwart anhand der Vergangenheit zu verstehen … und um diese Vergangenheit für die Zukunft zu bewahren. Letzten Endes, dachte er, spielte es gar keine so große Rolle, weshalb die Stadtstaaten und ihr wahnsinniger Aufseher diesem Werk ein Ende gesetzt hatten. Das einzig Wichtige war, dass es nie wieder geschehen würde.
    »Geht es dir gut, Isaak?«
    »Ich trauere, Herr. Und ich zürne.«
    »Ja. Ich auch.«
    Draußen räusperte sich ein Späher. »General Rudolfo?«
    Er blickte auf. »Ja?«
    »Eine Frau ist bei dem Vorposten westlich von Sethberts Lager eingetroffen, Herr. Sie war magifiziert und hat um Euren Schutz unter der Obhut der Bundschaft gebeten.«
    Rudolfo lächelte, aber es lag keine Befriedigung darin. Vielleicht später, wenn diese ganzen Unannehmlichkeiten vorüber waren. »Sehr gut. Bereitet sie für eine Reise vor.«
    »Herr?«
    »Sie soll in die Siebte Waldresidenz gebracht werden. Ihr brecht noch in dieser Stunde auf. Der Metallmann geht mit ihr. Wählt einen Halbtrupp aus und magifiziert ihn, die Späher werden Euch begleiten.«
    »Ja, Herr.«
    »Und holt mir meinen Raben.« Rudolfo sank auf die Kissen zurück, als die Erschöpfung über ihn hereinbrach.
    »Herr Rudolfo?« Der Metallmann mühte sich auf die Füße, sein beschädigtes Bein sprühte Funken. »Ich verlasse Euch?«
    »Ja, Isaak, für eine Weile.« Er rieb sich die Augen. »Ich möchte, dass du mit der Arbeit beginnst, von der wir gesprochen haben. Wenn ich hier fertig bin, werde

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