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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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hatte, um sie sofort nach Windwir zu bringen. Nachdem sie die Toten begraben hatten, waren die Sümpfler in ihr Dorf auf der anderen Seite des Flusses zurückgekehrt.
    Eigentlich war es keine schwere Entscheidung gewesen. Petronus hatte die Späher der Grauen Garde hingeschickt, bewaffnet mit Pfeilen, die beim Auftreffen mit einer weißen Flamme brannten, die nicht einmal Wasser löschen konnte. Ein weiterer uralter Fetzen von Wissen, den man der Welt vorenthielt, damit der Orden im Vorteil blieb und bestimmen konnte, wo auf dem Pfad zur Selbstzerstörung, den die Menschheit kopfüber eingeschlagen hatte, die Grenze sein sollte, die nicht überschritten wurde.
    Petronus schickte sie unter der Führung eines Hauptmanns hin, der schon etwas alt für seinen Beruf war. Grymlis war seiner Meinung nach der Einzige aus der Grauen Garde, der tun konnte, was getan werden musste, und der trotzdem nachts noch Schlaf fand. Er sollte den Sumpfkönig dazu bringen, sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Und so hatten sie das Dorf auf Petronus’ Befehl hin niedergebrannt, jeden Mann, jede Frau und jedes Kind getötet.
    Anschließend hatte er darauf bestanden, dass sie mit ihm dorthin ritten. Eineinhalb Tage hatte er dafür gebraucht. Grymlis war mit ihm gegangen, obwohl er es offensichtlich nicht wollte und auch nicht der Ansicht war, dass der Papst gehen sollte.
    Petronus hatte damals dasselbe getan, was er auch jetzt tat. Es war kein großes Dorf gewesen, aber größer, als er es sich vorgestellt hatte. Und er war zu Fuß hingegangen, ein Diener hatte sein Pferd geführt. Die Asche hatte unter seinen Füßen geknirscht, während er auf das zerstörte Dorf zugegangen war, bis er durch den Nebel aus Rauch, der noch immer daraus aufstieg, etwas erkennen konnte. Er konnte das verkohlte Holz sehen. Die umgestürzten, dampfenden Steine. Die qualmenden, schwarzen Haufen, die etwas gewesen waren … Was? Bei den größeren handelte es sich um Vieh. Die kleineren waren Kinder, Hunde vielleicht. Und alles andere, was dazwischenlag.
    Daraufhin hatte Petronus die Luft eingesogen, mit der Hand seinen Mund bedeckt, und obwohl er vor drei Tagen beim Erteilen des Befehls genau gewusst hatte, was er tat, erschütterte ihn der Anblick, drückte ihm ins Genick wie eine rutschende Wagenladung.
    »Ihr Götter, was habe ich getan?«, hatte er gefragt, ohne jemanden anzusprechen.
    »Ihr habt getan, was Ihr tun musstet, um das Licht lebendig zu halten, Eure Exzellenz«, sagte der Hauptmann. »Jetzt habt Ihr es gesehen. Ihr wisst, wie es aussieht. Wir müssen gehen.«
    Er wandte sich um und ging zu seinem Pferd zurück. Er wusste ganz genau, dass die Sümpfler diese Toten nicht begraben würden. Die Vorgehensweise der Sümpfler war einfach: Man begrub das, was man getötet hatte. Man verbrannte die Lebenden oder die Toten nicht – außer, sie waren zum Essen gedacht.
    Die Androfranziner waren gekommen und hatten Feuer eingesetzt, und sie hatten diejenigen, die sie getötet hatten, zurückgelassen und nicht begraben. Die Botschaft an den Sumpfkönig war klar. Und Petronus war klug genug, um zu wissen, dass Grymlis nur damit einverstanden gewesen war, ihn zum Dorf zu eskortieren, weil der Besuch des Papstes diese Botschaft noch verstärkte: Seht her, ich stehe am Rande eures Totenackers und kehre ihm den Rücken zu. Die Spione am Waldsaum, auf die sie ihn aufmerksam gemacht hatten, würden den letzten Teil der Botschaft ihrem Sumpfkönig übermitteln, und Petronus’ Nachbarn und Karawanen wären die nächsten drei oder vier Jahre wieder sicher.
    Als er vor so langer Zeit aus diesem Dorf nach Windwir zurückgeritten war, hatte Petronus plötzlich gemerkt, dass sein Leben kurz davor war, zu einer Lüge zu werden, die so groß war, dass er sie nicht länger ertragen konnte. Und nach seiner Rückkehr hatte er angefangen, mit der Hilfe seines designierten Nachfolgers gegen sich selbst Intrigen zu spinnen.
    Nun war es kein Dorf mehr, das vor ihm lag. Es war die größte, wunderbarste Stadt in den Benannten Landen. Sie war seine erste Geliebte gewesen, diese Stadt, und Petronus näherte sich ihr.
    Natürlich sah er die Verbindung sofort. Ich identifiziere mich mit vergangenem Kummer und suche dabei Erlösung von einem anderen Unrecht. Er hatte sich schon gefragt, ob früher oder später der Pfad des Marktes auf dem Fünffachen Weg auftauchen würde, und da betrat er ihn auch schon und machte sich bereit für einen Handel.
    Und das war selbstredend

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