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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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etwas, woran er in seinem Inneren anknüpfen konnte – eine große Sünde, die er begangen hatte, für die er Scham empfinden konnte, um jener größeren Scham auszuweichen, die drohte, ihn ganz zu verschlingen.
    Wenn ich nur da gewesen wäre. Wenn ich den Thron und den Ring behalten hätte, wäre es niemals geschehen. Es wäre alles noch da.
    Doch wusste er, dass es nicht stimmte, dass es eine unlösbare Gleichung war, die Gegenwart auf der Basis von imaginierten, anders verlaufenen Vergangenheiten zu bewerten. Und trotzdem spürte er es, und es spielte keine Rolle, dass es eine Lüge war. Sie zermalmte ihm das Herz und saß als fester Pfropfen in seiner Kehle.
    Wenn ich nur da gewesen wäre.
    Er lief durch den whymerischen Irrgarten in seinem Inneren, während er auf hölzernen Beinen vorwärtsstolperte. Und dann anhielt.
    Jetzt sah er es, das, wonach er gesucht hatte: Er hatte sie für Stöcke gehalten, aber woher hätten so viele Stöcke kommen sollen? Und er hatte sie für Steine gehalten, aber sie hatten beinahe alle die gleiche Größe, obwohl durchaus einige kleiner waren: Knochen und Schädel, die über die verkohlte und von Kratern entstellte Stadt verstreut lagen. Als er sie sah, wusste Petronus, was er zu tun hatte.
    Er würde die Toten von Windwir begraben.
    Jin Li Tam
    Jin Li Tam war sich nicht sicher, was sie zu erwarten hatte. Die Späher hatten sie abgepasst, und obwohl ihre eigenen Magifizienten rasch verflogen, hielten die der Späher weiterhin an. Von Geistern umgeben lief sie mit ihnen unter dem Morgenhimmel über die Hügel, bis sie die Sicherheit von Rudolfos Lager erreichten.
    Das Lager der Streunenden Armee leuchtete in einem ungezügelten Farbrausch. Regenbogentöne ohne Sinn und Verstand, ohne ein Thema, das die einzelnen Farben der Neun Häuser der Neun Wälder miteinander verband. Außer vielleicht, dachte sie, wenn das Thema Chaos war.
    Einer von Rudolfos Hauptleuten begrüßte sie bei ihrer Ankunft und erklärte, der General sei beschäftigt. Sie hielten sogar einen Vogel für sie bereit, damit sie ihrem Vater Nachricht von der neuesten Veränderung ihrer Lage schicken konnte. Während des Frühstücks erstellte sie ihre dreifach verschlüsselte Botschaft und warf anschließend den weißen Vogel in den Himmel.
    Der Hauptmann wartete auf sie. Er war ein schlanker Mann mit einem dunkelgrünen Turban und der scharlachroten Schärpe der Zigeunerspäher. Sein Bart war geölt und einwandfrei gepflegt, dunkel und kurz. An seinen Hüften trug er zwei gekrümmte Langmesser in Scheiden aus Hirschleder, und er hatte ein schmales Langschwert in der Hand, das in der Scheide steckte.
    Er taxierte sie mit dunklen Augen. »Wir werden zur Siebten Waldresidenz reiten, edle Dame Tam.«
    Sie berechnete die Entfernung. »Vier Tage?«
    »Drei«, antwortete er. »Wir werden uns beeilen.«
    Jin blickte zu dem Hügel, auf dem die Offiziere auf ihren Pferden saßen und die Soldaten sich versammelten. »Wann, glaubt Ihr, wird der Kampf beginnen?«
    Er blickte in den Himmel, als könnten die spärlichen Wolken den drohenden Gewaltausbruch vorhersagen. »Bald, meine Dame. Und General Rudolfo will, dass wir weit weg sind, wenn es geschieht.«
    Jin nickte. »Ich bin zum Aufbruch bereit.«
    Man brachte ihr einen Eisenschimmel, und sie stieg leichtfüßig in den Sattel. Ein Halbtrupp von Spähern drängte sich heran. Ihre Hengste waren magifiziert, um die Hufschläge zu dämpfen und ihre Ausdauer und Geschwindigkeit zu erhöhen. Als sie sich nach dem Hauptmann umsah, rutschte er unbehaglich auf seinem Sattel herum.
    »Es kommt noch ein Reiter mit uns.«
    Es war das größte Pferd, das sie je gesehen hatte, seine Hufe noch gesprenkelt von dem Pulver, das ihre Geräusche zu einem Wispern dämpfen würde. Es war schwarz wie die Mitternacht, und auf dem Rücken des Hengstes saß eine Gestalt im Talar, die viel zu hoch im Sattel aufragte. Die verhüllte Gestalt zischte und dröhnte, während sie sich bewegte. Ein kleiner Dampfschwall trat oben aus ihrem Rücken aus, und Jin fiel auf, dass der Talar aufgeschnitten worden war, um ein kleines, quadratisches Gitter freizulassen, das aus Metall gemacht war. Aus der Ferne würde er wie ein berittener Androfranziner aussehen. Aber aus der Nähe konnte Jin ohne Schwierigkeiten die glänzenden Hände, die Metallfüße und die matten Flecken aus goldenem Licht erkennen, die unter der Kapuze leuchteten.
    »Meine Dame Jin Li Tam«, sagte der Metallmann, »ich bringe Euch Nachricht von

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