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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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über ihre Armlehne. Er hält uns hin.
    Ja , signalisierte ihr Rudolfo. »Ich kann Euren Standpunkt verstehen, Eure Exzellenz«, sagte er. »Bitte fahrt fort.«
    »Unter diesen Umständen werdet Ihr weiterhin mein Gast bleiben. Wir fahren damit fort, unsere Leute und Besitztümer zusammenziehen, jeden Tag treffen mehr ein. Schon bald werde ich einen Ermittlungsrat einberufen können.«
    Rudolfo nickte. »Eine gerechte Lösung, dessen bin ich sicher.«
    Es klopfte an der Tür. Resolut blickte auf. »Ja?«
    Ein Diener erschien, trat rasch an die Seite des Papstes und beugte sich vor, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern.
    Ich kann nicht bleiben , signalisierte Rudolfo.
    Das sehe ich auch so , erwiderte Jin Li Tam.
    Als der Papst aufblickte, stand ihm die Überraschung ins Gesicht geschrieben. Der Diener verschwand sogleich wieder, und Resolut stieß seinen angehaltenen Atem aus. Rudolfo war der Ansicht, dass er womöglich sogar noch blasser als üblich wirkte. Der Papst warf ihm einen kurzen Blick zu, dann starrte er auf Jin Li Tam.
    »Ich habe überraschende Neuigkeiten«, sagte er zu ihr.
    Aber ehe er fortfahren konnte, öffneten sich die Türen. Papst Resolut erhob sich und Rudolfo nahm das als Hinweis, es ihm gleichzutun. Auch Jin stand auf, und aus dem Augenwinkel sah Rudolfo, wie sich Überraschung auf ihrem Gesicht spiegelte. Ein schmächtiger Mann in safrangelben Roben, mit kurzem, rotem und leicht angegrautem Haar trat ein. Zwei Männer begleiteten ihn, in schwarze Seide gekleidet, auf der safranfarbene Schärpen leuchteten, und Rudolfo bemerkte sofort die Ähnlichkeit in ihren Gesichtern und ihrer Haltung. Brüder mit ihrem Vater, stellte er fest.
    Aber er sah noch mehr. Noch einmal blickte er zu Jin Li Tam, um sicherzugehen, aber es gab keinen Zweifel. Sie hatten dieselben Augen.
    »Edler Herr Tam«, sagte Resolut. »Es ist eine unerwartete Ehre, Euch zu treffen.«
    »Manche Botschaften sollten persönlich überbracht werden«, sagte der schmächtige Mann, seine Augen stechend und hart. »Ich werde es kurz machen, Erzbischof Oriv.«zu
    Merkwürdig, dachte Rudolfo, dass er ihn nicht als Papst anspricht.
    Ihm wurde klar, dass auch Resolut es bemerkte. Die Augen des Mannes verengten sich. »Sobald ich meine Besprechung mit …«
    Vlad Li Tam fegte die Worte beiseite, als wären sie nichts als ein Schwarm Mücken. »Ich glaube, Ihr werdet feststellen, dass mein Anliegen den Vorrang hat.« Er sah Rudolfo an und entbot ihm ein knappes Lächeln, dann blickte er zu seiner Tochter, und sein Lächeln wurde breiter. »Es tut gut, dich zu sehen, Tochter.«zu
    Sie verbeugte sich. »Ganz meinerseits, Vater.«
    »Ich habe versprochen, es kurz zu machen«, sagte Vlad Li Tam und wandte sich an Papst Resolut.
    »Ich werde meine Gäste aus dem Zimmer …«
    Noch einmal wedelte Fürst Tam den Einspruch beiseite und unterbrach den Papst. »Das wird nicht nötig sein, Erzbischof. Was ich zu sagen habe, ist auch für ihre Ohren bestimmt.«
    Resolut fiel schwer in seinen Sessel, ein düsterer Ausdruck trat auf sein Gesicht. »Nun gut.«zu
    »An der Frage Eurer Nachfolge auf den Thron von Windwir und den Heiligen Stuhl des Androfranzinerordens scheint es Zweifel zu geben«, sagte Vlad Li Tam in sachlichem Ton. »Es gibt noch einen Papst – einen, dessen Anspruch auf die Nachfolge unmittelbarer ist. Das kann ich persönlich bestätigen.«
    Rudolfo beobachtete, wie Resoluts Augen groß wurden. »Noch einen Papst? Wie ist das möglich?«
    Vlad Li Tam zuckte die Achseln. »Diese Fragen müssen andere beantworten. Aber als Verwalter des Vermögens der Androfranziner bin ich verpflichtet, Euch davon offiziell in Kenntnis zu setzen, ehe ich Euren Zugriff auf den Besitz des Ordens sperre. Ich hätte einen Boten schicken können, aber ich war der Ansicht, dass solche Neuigkeiten direkt von mir kommen sollten.«
    »Wo ist dieser Papst? Weshalb hat er sich noch nicht ausgerufen?«
    Vlad Li Tam lächelte. »Das kann ich nicht sagen. Er bleibt … umsichtigerweise inkognito. In Anbetracht der jüngsten Ereignisse könnt Ihr diese Entscheidung bestimmt nachvollziehen.«zu
    Resolut sank in seinen Sessel zurück. Einen Augenblick lang wirkte er ernüchtert. Hinter ihm, von der Glastür eingerahmt, taten sich die schwarzen Wolken auf, und Regen fiel herab. »Das ist höchst ordnungswidrig«, sagte er. »Und Ihr behauptet, dass er eindeutige Rechte auf die Nachfolge hat?«
    »Es ist nicht an mir, diese Behauptung aufzustellen. Ich sage nur, dass sein

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