Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
Vom Netzwerk:
Erinnerung. Sie würde nicht zulassen, dass sie ihn in Gedanken weiterhin Resolut nannte. »Daran habe ich keinen Zweifel.«
    »Sehr gut. Ich denke, in Anbetracht des angespannten Verhältnisses, das gegenwärtig zwischen dem Haus Li Tam und dem Androfranzinerorden besteht, wäre es das Beste, wenn Ihr den päpstlichen Sommerpalast verlasst. Die Graue Garde wird Euch und Eure Zigeunerspäher morgen Vormittag zu den Toren geleiten. Bis die Angelegenheit geregelt ist, wird Euch eine Rückkehr nicht gestattet sein. Habt Ihr das verstanden?«zu
    Sie nickte und erhob sich. »Ja. Ich danke Euch, Erzbischof.«
    Er zuckte zusammen, als sie es sagte, und darüber war sie froh. Je länger sie mit ihm verhandelte, desto mehr war sie davon überzeugt, dass er Sethberts Marionette sein musste. Vermutlich war er nicht in den Plan eingeweiht gewesen, Windwir zu vernichten, aber er war bestimmt ein Teil des Plans. Sethbert hatte irgendwie dafür gesorgt, dass sein Vetter überlebte, und nun zog er die Fäden, um ihn nach seinem Belieben tanzen zu lassen.
    Das brachte sie einmal mehr zu der Frage zurück, die sie plagte, seit sie von Sethberts Völkermord erfahren hatte: Weshalb? Wahnsinn, ihrer Ansicht nach, und doch war der Plan besser ausgearbeitet, als sie anfangs gedacht hatte.
    Jin Li Tam verließ das Zimmer, ihr Blick schoss nach rechts und links zu den Grauen Gardisten, die in den Schatten gleich außerhalb der offenen Tür zum Amtszimmer standen. Aber sie bewegten sich nicht, als sie rasch an ihnen vorbeiging.
    Die Zigeunerspäher warteten in den Gästeunterkünften auf der Rückseite des Palastes auf sie. Sie schlüpfte aus einem Eingang für die Dienerschaft in den kalten Regen hinaus und klopfte leise an die Tür. Der Anführer der Späher öffnete. »Was gibt es Neues, edle Dame Tam?«
    Sie schob sich an ihm vorbei in einen großzügigen Raum, der mit einer Reihe von Schlafstätten und Truhen ausgestattet war. »Haus Li Tam hat alle finanziellen Transaktionen mit diesem sogenannten Papst ausgesetzt«, sagte sie. »Mein Vater behauptet, es gäbe einen Nachfolger mit unmittelbarerem Anspruch. Der Möchtegernpapst hat vor, Rudolfo festzuhalten und seinen Bannschrieb durchzusetzen. Sethbert plant, einen Angriff auf die Neun Wälder zu führen.«
    Der Späher nickte, sein Gesicht hart und verschlossen. »Was ist mit dem Mechoservitor?«
    »Er ist Eigentum der Androfranziner. Und Isaak wird das nicht infrage stellen, Papst hin oder her.« Außer, dachte sie, jemand mit größerer Autorität als der Erzbischof befahl etwas anderes.
    »Nun gut«, sagte der Späher. »Ich werde den anderen die Neuigkeiten zukommen lassen.«
    Er pfiff, ein Späher trat vor und holte Pergament und Tintennadel aus seiner Ausrüstung. Ein anderer nahm einen kleinen braunen Vogel aus einer Gürteltasche.
    Jin Li Tam lächelte. Sie hatte Rudolfos Anweisungen gelesen, ehe sie sie an die Späher weitergereicht hatte. Ihm waren die Hände gebunden gewesen, aber er hatte genug Zeit gehabt, Befehle für jede mögliche Wendung auszuarbeiten, die er sich nur vorstellen konnte. Jin hatte den Großteil eines Tages damit verbracht, sie zu lesen, und ihr Respekt für den Mann war mit jeder Seite gewachsen. Unter allen Männern, die sie kennengelernt hatte, war er vielleicht der größte Stratege. Er war nicht ganz so sorgfältig und bedacht wie ihr Vater, aber er kam sehr nahe an ihn heran.
    »Heute Nacht also?«, fragte sie den Zigeunerspäher.
    »Heute Nacht«, antwortete er.
    Sie überließ sie ihren Aufgaben und kehrte in ihre Zimmer zurück. Als Erstes versperrte sie die Tür, dann ging sie zu ihrem Bett. Mit einem Griff unter das Kissen zog sie die Nachricht hervor, die sie dort zu finden erwartet hatte.
    Es war ein einfacher Brief, von der Art, wie man ihn erwarten würde, wenn ein Vater seiner Tochter schrieb. Er enthielt sogar Verlobungsglückwünsche, und darüber musste sie lächeln. Die Verlobung war sein Werk und nach dem Willen ihres Vaters geschehen, und doch gratulierte er ihr dazu. Aber verborgen unter all der Banalität des Briefes lag eine weitere Botschaft. Sie las sie zweimal, um ganz sicherzugehen. Dann las sie sie noch einmal, ehe sie den Brief zerknüllte und in den Ofen schob.
    Der Krieg kommt. Gebäre Rudolfo einen Erben.
    Neb
    Es dauerte drei Tage, bis es auf der Ebene von Windwir zu Gewaltausbrüchen kam. Er arbeitete schnell, während schon der erste Regen fiel, und Neb merkte, wie im Lager die Anspannung wuchs. Die Ruinen

Weitere Kostenlose Bücher