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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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verwandelten sich in eine matschige Suppe aus nasser Asche, und Neb glitschte und rutschte hinter dem Schubkarren her, während er zum nächsten offenen Grab trabte.
    Er fragte sich, was sie tun würden, wenn der Schnee kam. Bestimmt hatte Petronus nicht geplant, dass sie weiterarbeiteten, wenn die Knochen am Boden festgefroren und unter ein oder zwei Fuß Schnee begraben waren.
    »Reiter!«, rief jemand.
    Neb blickte rechtzeitig auf, um eine Reihe von Soldaten auf Pferden zu sehen, die tief über ihre Sättel gebeugt herangaloppierten. Von den Köpfen der Pferde ausgehend zog er eine Linie und erkannte, dass sie auf die Front der Entrolusier zuhielten. Ihrem Aussehen zufolge waren es Sümpfler, aber aus so großer Entfernung war das schwer zu sagen – noch schwerer, da um die Ruinen herum vier Armeen ihre Lager aufgeschlagen hatten.
    Er lud seine Fracht in einem der Gräben ab und verließ die Reihe der Schaufelnden wieder. Durch einen Regenschleier sah er Petronus näher kommen.
    »Zu wem haben die gehört?«, rief er, als er nahe genug war, dass Neb ihn hören konnte.
    »Ich bin mir nicht sicher«, rief Neb zurück. »Sümpfler, denke ich.«
    Petronus sah besorgt aus. Seit der Nacht, in der der Sumpfkönig eingetroffen war, war er nicht mehr derselbe. Die restliche Nacht und den ganzen nächsten Tag hatte der Sumpfkönig vom nördlichen Rand des Lagers aus gepredigt, hatte seine magifizierte Stimme hinaus über die verheerte Stadt schmettern lassen. Er fluchte über die Ungerechtigkeiten, die die Androfranziner an seinem Volk verübt hatten, er zitierte lange Passagen aus obskuren, apokryphen Evangelien, von denen Neb noch nie gehört hatte, und an einigen Stellen im Verlauf seines Vortrags hob er gar zu einem verzückten Singsang an.
    Es war beunruhigend gewesen. Einige der Totengräber hatten ihre Schaufeln fallen gelassen und waren gegangen. Selbst die entrolusischen Wachen wirkten erschüttert. Aber als die anderen beiden Armeen eintrafen, wurde die lange Rede schließlich leiser, und die Stimme des Sumpfkönigs donnerte nicht mehr über die zerschmetterten Lande.
    Von da an hatte sich die Anspannung bis jetzt immer weiter aufgebaut. Petronus stand bei Neb, und gemeinsam beobachteten sie, wie die Reiter nach Süden galoppierten. Sie sahen, wie eine andere Reiterschar aus den Wäldern im Süden hervorbrach und nach Norden ritt.
    Neb konnte nicht wegsehen. Die Pferde trafen aufeinander und preschten unter dem fernen Klang von Schreien aneinander vorbei. Einige der Pferde liefen ohne Reiter weiter, als Speere und Schwerter ihr Ziel fanden, Männer beider Seiten aus dem Sattel holten und in die schwarze Suppe stießen. Neb spürte Petronus’ Arm auf der Schulter und blickte auf. Der Alte zeigte nach Nordosten, wo noch weitere Reiter, auf die eine verstreute Traube von Fußsoldaten folgte, ebenfalls nach Süden vordrangen.
    »Der Sumpfkönig befindet sich jetzt im Krieg«, sagte Petronus.
    Neb sah zu, wie die beiden Reitereien noch einmal aneinander vorüberritten, ehe sie sich voneinander lösten. Dann beobachtete er, wie eine Gruppe von Soldaten und Reitern nach Norden vordrang, um der nächsten Welle von Sümpflern entgegenzutreten. Aber diesmal waren es keine Entrolusier – eher schon die Ehrengarde der Königin von Pylos. Zumindest glaubte Neb, dass sich ihr Lager auf dieser Höhe befand. »Er ist in der Unterzahl, es sind drei Armeen gegen eine.« Er blickte zu Petronus. »Weshalb sollte der Sumpfkönig in diesen Krieg eintreten? Und weshalb auf Seiten des Zigeunerkönigs?«
    »Ich bin mir nicht sicher, aber er tut es einfach. Sein Hass auf Windwir reicht weit zurück. Vielleicht glaubt er, dass Rudolfo die Stadt vernichtet hat, wie es dieser sogenannte Papst behauptet.«
    Neb hatte in der Schule viel über die Sümpfler gelernt. Sie hatten in ihrer Geschichte immer wieder Windwir und die umgebenden Dörfer überfallen, die unter dem Schutz der Androfranziner standen. Auch die Sümpfler waren früh in die Benannten Lande gekommen, ein heruntergekommener Stamm, in dem sich jene gesammelt hatten, die der Wahnsinn ganz besonders verdorben hatte. Sie waren nicht lange nach dem ersten Rudolfo eingetroffen und hatten sich in den Tälern entlang der Ufer der Drei Flüsse niedergelassen. Aber nachdem ein oder zwei Generationen gezeigt hatten, dass sich der Wahnsinn nicht selbst ausbrannte, wurden sie – unter der Führung der frühen Androfranziner – nach und nach zurückgetrieben, bis in die Sümpfe und Moore

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